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Gedanken zum Gottesdienst am 8./9.08.2020

ZUR EINLEITUNG:

Schwingt sich etwa ein Artist über eine Manege, gehalten allein von der Hand eines Partners, so tut er dies nur, weil er davon ausgeht, dass der andere sein Möglichstes geben wird. Doch wissen kann er es nicht. Er kann nur vertrauen und wählt gewissermaßen den Mittelweg zwischen Wissen und Nichtwissen, zwischen Sicherheit und Unsicherheit.

Kurz: Er riskiert etwas. Denn jeder Akt des Vertrauens birgt ja auch die Möglichkeit, zu Schaden zu kommen. Das gilt für viele Bereiche – etwa wenn man einem Partner vertraut, der einen aber betrügt; wenn man einem Politiker vertraut, der seine Versprechen anschließend nicht hält.

Was ist Vertrauen eigentlich?

Generell wird zwischen Vertrauen und Selbstvertrauen unterschieden, also entweder bezüglich einer anderen Person oder aber sich selbst gegenüber.

Vertrauen aufbauen heißt, dass die Aussagen und Handlungen einer anderen Person als glaubwürdig und wahrheitsgemäß empfunden werden. Von einer Person, der man vertraut, nimmt man beispielsweise einen Rat an und glaubt an ihre Fähigkeiten. Gegenseitiges Vertrauen heißt, dass eine andere Person einen selbst so einschätzt.

 

KYRIE:

Sicher ist aber jeder, jedem von uns schon einmal nach einer Enttäuschung durch einen Menschen der Gedanke durch den Kopf gegangen: „Kann man denn überhaupt noch jemandem vertrauen?“

Herr, erbarme Dich unser!

 

Viele Menschen jedoch, die schlechte Erfahrungen mit ihren Mitmenschen gemacht haben, sind nicht nur enttäuscht, sie werden auch misstrauisch und entwickeln eine ablehnende Haltung gegenüber anderen.

Christus, erbarme Dich unser!

 

Ihr Misstrauen ist für sie eine Art Schutzschild, der sie vor schlechten Erfahrungen bewahren soll – nach dem Motto: Wenn man nichts erwartet oder mit dem Schlimmsten rechnet, dann kann man auch nicht enttäuscht werden.

Herr, erbarme Dich unser!

 

1. Lesung: 1 Kön 19,9ab.11b-13

9 Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Was willst du hier, Elija? 10 Er sagte: Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übriggeblieben, und nun trachten sie auch mir nach dem Leben. 11 Der Herr antwortete: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn!

Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. 12 Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer.

Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. 13 Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

 

2. Lesung: Röm 9,1-5: Paulus und Israel

1 Ich sage in Christus die Wahrheit und lüge nicht und mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geist:  2 Ich bin voll Trauer, unablässig leidet mein Herz.  3 Ja, ich wünschte selbst verflucht zu sein, von Christus getrennt, um meiner Brüder willen, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind.  4 Sie sind Israeliten; ihnen gehören die Sohnschaft, die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse; ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen;  5 ihnen gehören die Väter und ihnen entstammt der Christus dem Fleische nach. Gott, der über allem ist, er sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

EVANGELIUM: Mt 14,22-33

Die Offenbarung des Gottessohnes auf dem Wasser  22 Gleich darauf drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.  23 Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort.  24 Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.  25 In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See.  26 Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.  27 Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!  28 Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!  29 Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus.  30 Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich!  31 Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?  32 Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.  33 Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.

 

PREDIGT:

 

FÜRBITTEN:

PRIESTER: Voll Vertrauen auf Deine Liebe tragen wir heute unsere Bitten vor Dich:

1. Wir bitten Dich für alle Eltern. Hilf ihnen, ihre Kinder im Vertrauen darauf zu erziehen, dass Du an ihrer Seite bist.
Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

2. Wir bitten Dich für alle, welche enttäuscht wurden, dass sie wieder lernen, ihren Mitmenschen Vertrauen entgegenzubringen.
Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

3. Wir bitten Dich, guter Gott, lass uns vertrauen auf Deine Stärke, Deine Zuversicht, Dein Dasein für uns in Liebe.
Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

4. Wir bitten Dich für alle, denen es schwer fällt zu vertrauen: sei es aus Krankheit, Armut, Perspektivelosigkeit, Krieg, Ausweglosigkeit oder Skepsis allem gegenüber.
Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

5. Wir bitten Dich für diejenigen, die aus Enttäuschung aufgehört haben zu beten. Lass sie Zeichen Deiner Nähe erfahren und Dir neu vertrauen.

Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

6. Wir bitten Dich für alle Verstorbenen, schenke Du ihnen das neue Leben bei Dir.
Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

7. In Zeiten wie diesen, da neue Atomwaffentests geplant sind, wollen wir uns heute ganz besonders des Atombombenabwurfs am 9. August 1945 über Nagasaki erinnern und um Frieden beten!

Guter Gott, dem wir vertrauen, wir bitten Dich, erhöre uns.

 

MEDITATION NACH DER KOMMUNION:

Jesus traut uns noch mehr zu als das Wunderbare, dass wir mit Kraft und mit Liebe und mit Geduld und mit Verzeihen unser Leben bestehen. Er traut uns zu, auf dem Wasser des Lebens frei zu gehen, frei zu sein, Momente der Schwerelosigkeit, der Unbeschwertheit zu erleben. Wir dürfen das. Wir sollen das. Wir können das. Das also: die Überbietung des Wunders.

 

Wir brauchen dazu Menschen, die zu uns JA sagen, uns annehmen, wie wir sind, uns so begegnen,  dass wir wagen, Gefangenes zu befreien, Verschüttetes freizulegen,  Angst abzubauen und Vertrauen wachsen zu lassen. Wir brauchen Menschen, die verstehen, dass manches nicht gelingt; die uns unterstützen und begleiten, ermutigen und stärken. Und wir können anderen dieser Mensch sein.