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16. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B 17./18. Juli 2021

 

Liebe Georgenbergerinnen, liebe Georgenberger!

Die Besuche unserer Gottesdienste am Georgenberg sind jetzt mit nur geringen Einschränkungen möglich. Trotzdem wird es vorkommen, dass manche in dieser Ferienzeit nicht hier sind. Um zwischenzeitlich eine Verbindung zu ermöglichen, schicken wir Euch dieses Mal die Texte für diesen Sonntag.

Vielleicht findet Ihr ein ruhiges Plätzchen für eine kleine Sonntagsbesinnung. Um bewusst zu beginnen könnte man ein Kreuzzeichen machen und sich vorstellen in Gottes Gegenwart zu sein. Und dann kann man auch nach unserer Art auch feststellen:

Der Herr ist mitten unter uns!

 

Im heutigen Evangelium wird die Frage angesprochen, wie wir nach Inanspruchnahmen durch die Arbeit und auch durch sonstige Verpflichtungen, dem Ruhebedürfnis nachkommen, der Erholung und der Entspannung. Haben wir da eine Verantwortung?

Wir leben in einer Zeit des Überangebotes, der ständigen Ablenkung, des Eiferns nach der schnellen Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse, des propagierten Nie-Genug-Habens. Wir verabsäumen dabei die Verantwortung den anderen gegenüber, uns gegenüber und Gott gegenüber wahrzunehmen.

ICH BIN VERANTWORTLICH – dir gegenüber

Es wäre das einfachste wegzusehen, die Augen vor den Bedürfnissen meiner Nächsten zu verschließen, die mir geschenkte Zeit ungenützt vorüberziehen zu lassen.

Aber ich bin verantwortlich mir Zeit zu nehmen für meine Liebsten. Ein Gleichgewicht zwischen meinem Einsatz in der Arbeit auf der einen Seite und für meine Nächsten auf der anderen Seite zu schaffen. Ich bin verantwortlich dafür aufzuzeigen, dass die heutige Selbst-Bezogenheit jegliche Menschlichkeit verloren hat.

ICH HABE VERANTWORTUNG – mir gegenüber

Die Verantwortung aus dem Strudel des Alltages auszubrechen, um meine Zeit – das Kostbarste was ich habe – für die wirklich wichtigen Dinge in meinem Leben zu verwenden. Mich meiner selbst zu besinnen, zur Ruhe zu kommen. Die Sinnhaftigkeit meiner Handlungen und meiner Lebensführung zu hinterfragen. Ich habe die Verantwortung, meine Prioritäten immer wieder neu zu überdenken.

ICH VER-ANTWORTE MICH – Gott gegenüber

Ich wurde von Gott mit einmaligen Talenten und Fähigkeiten ausgestattet. Es liegt in meiner Verantwortung, die mir überantworteten Gaben zu entfalten und zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen. 

JESUS HAT VERANTWORTUNG ÜBERNOMMEN.

Für die erschöpften, ausgebrannten Jünger. Für die Menschen, die wie Schafe waren, die keinen Hirten haben. Für die aufgrund eines unverantwortlichen Umgangs mit Macht in aller Herren Länder Versprengten. Für uns.

 

Kyrie

Oftmals lasse ich Andere die Entscheidungen für mein Leben treffen, übernehme nicht die Verantwortung für ein selbstbestimmtes Leben.

Herr, erbarme dich.

Der verantwortungslose Umgang mit der uns überantworteten Zeit, unser Fokus auf Belangloses, lässt uns – wenn wir nicht aufpassen – mit einem Leben voller Leere zurück.

Christus erbarme dich.

Im Wort Verantwortung steckt das Wort „Antwort“. Doch oft bleiben wir stumm.

Herr, erbarme dich.

Vergebungsbitte

Guter Gott, du hast uns das Leben zur eigenen Verantwortung übergeben. Wenn wir dieses Privileg missachtet haben, wenn wir nachlässig waren, denn schenke uns deine Verzeihung und dein Erbarmen. Denn auch wir wollen deine Barmherzigkeit in unser Leben bringen. Amen

Weil Gott ein Verzeihender ist, singen wir hier gerne ein Gloria.

Tagesgebet

Wir wollen beten:

Guter Gott, vor dir haben wir eine besondere Verantwortung für uns und für andere. Das bezieht sich u.a. auch auf Körper und Geist. Lass uns achtsam und bewusst damit umgehen. Darum bitten wir. Amen.

 

Lesung: Jer 23,1-6

Evangelium: Mk 6, 30-34

 

Die Lehre für den Urlaub

Haben wir schon einmal gesagt, ich bin reif für die Insel? Was meinen wir damit? Das drückt wohl den Wunsch aus, aus einem anspruchsvollen, anstrengenden und stressigen System von Arbeit, Leistungsdruck und Verantwortung auszusteigen. Auf der Insel gibt es dann den natürlichen Rhythmus. Dort gibt es nicht mehr das Hamsterrad der Getriebenen, die ständig ruhelos und außer Atem unter Zeitnot stehen

Haben wir uns den Rhythmus von Arbeit und Ausruhen abgewöhnt? In unserer Zeit gibt es da recht unterschiedliche Rhythmen, aber das Wesen des Anspannens und Nachlassens müsste uns doch noch geläufig sein? Wir haben Perioden des Verbrauchens und des Auftankens. Die Arbeit verbraucht unsere Kräfte, die wir dann wieder erneuern müssen. Also auftanken müssen. Vielleicht auf einer Insel. Und darunter können wir vieles verstehen, nicht nur ein Stück Land, von Wasser umgeben.

Die Apostel durchlebten nach ihrer Aussendung durch Jesus erstmals eine besondere Verantwortung und eine besonders anstrengende Zeit. Kennzeichnend ist der Satz: „...sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen.“ Kommt uns das bekannt vor? Haben wir auch Zeiten wo das so ist?

Lebensfragen

Was bestimmt denn unser Leben? Und was haben wir zu verantworten? Wenn das Leben fortgeschritten ist, oftmals weit fortgeschritten ist, erkennen wir Entwicklungen, die problematisch oder falsch waren. Hier ein paar Fragen, die wir uns stellen könnten und rechtzeitig stellen sollen:

°   Ist mein Leben davon bestimmt, was andere mir zugedacht haben?  Natürlich werden wir   vonvielen Faktoren bestimmt, sodass wir sagen, es geht uns so, wie die anderen wollen. Was bleibt dann von der Selbstbestimmung? Führe ich, trotz aller Randbedingungen mein Leben? Das Leben, das ich, vielleicht mit Mühen, aber doch gerne lebe?

°   Eine andere prüfende Frage bezieht sich auf die Arbeit. Zu 30, 40 oder 50 Arbeitsstunden pro Woche, kommen auch alle zeitlichen Beanspruchungen für die kleine oder größere familiäre Gemeinschaften dazu. Welches Gewicht hat der Einsatz für den Beruf? Blebt meine  Familie zurück, weil ich zu viel Zeit in den Beruf, in die Karriere und weitere Aktivitäten   gesteckt habe?

°   Eine dritte Anfrage an uns kann sein: Pflege ich die Beziehung zu meinen Freunden?  Habe ich Zeit dafür? Gebe ich zu verstehen, wie wichtig mir die Menschen sind? Es ist die Frage der Pflege  von freundschaftlichen Beziehungen.

Das sind Fragen, die wir uns rechtzeitig stellen sollten. Nicht am Lebensende.

Was uns Jesus lehrt

Jesus erkennt die Situation der zurückkehrenden Apostel. Sie sind voll von all dem, was sie erlebt haben, aber wahrscheinlich sind sie auch ausgepowert. Und er sagt: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht euch ein wenig aus!“

Dort finden wir Stille für uns, und können zu uns selbst kommen. Dort sprechen wir über alles, wir bauen die Belastungen ab und tanken wieder auf.

Aber die Rechnung geht nicht auf. Mit den Menschen, die vorauseilen, haben sie nicht gerechnet. Die Reaktion könnte schon eine unwirsche und ungehaltene sein. Schließlich brauchen die Jünger auch einmal Zeit für sich.

Ist das die Situation, wo wir nach einem arbeitsreichen und ermüdenden Tag, noch zu einem Arbeitstreffen von Ehrenamtlichen, z.B. in unserer Gemeinde, gehen?

Ist das die Situation, wo wir nach einer intensiven Arbeitswoche, am Wochenende noch einem Menschen Hilfe leisten?

Jesus hatte Mitleid mit den Menschen, die ihnen nachgelaufen waren. Sie mögen ein Bild für die uns nachlaufenden Sorgen sein. Manchmal kann man sie nicht einfach abschütteln oder wegschicken. Wir müssen sie aufarbeiten.

Und Jesus tut das. „Er lehrte sie lange“.

Kehren wir zu uns selbst zurück und überlegen wir, was Jesus uns lehren würde. Was würde er uns, und unserer Zeit, und unserer Kirche sagen? Auf welchen Dialog würden wir einsteigen?

°   Da könnte die Frage nach unserem Rhythmus sein. Wie gestalte ich meinen Tag? Habe ich den Tagesablauf im Griff oder wenigstens zeitweise? Gönne ich mir Zeiten des Ausspannens, des Gespräches mit anderen, und Zeiten des Gebets?

    Habe ich gute Orte dafür, wo das auch gelingen kann? Eine gute Einteilung des Tagesablaufes ist ein verantwortungsvolles Mittel gegen Stress.

°   Und fragen wir auch nach dem Wochenende. Was muss ich da nicht alles haben, und baut  das nicht erneut Stress auf?

    Und wie gestalte ich meinen Sonntag? Ist die Bezeichnung „der Tag des Herrn“ ein überholter  Begriff? Oder wie würde ich ihn benennen? Der Sonntag ist auch unsere  Verantwortung.

°   Und noch etwas: Jesus sieht in den Menschen, die ihnen nachlaufen, den Vergleich von Schafen ohne Hirten. Schon in der ersten Lesung wird die mangelnde Verantwortung der Hirten, nämlich der Führer des Volkes, angesprochen. Und der Prophet Jeremia macht die Verheißung von einem neuen König der Gerechtigkeit.

    In Jesus hat sich das verwirklicht. Er ist die Orientierung für die Schafe und, wenn wir  die  Bezeichnung noch verstehen, er ist der einzige Hirte und zwar der gute Hirte.

Leben wir nicht auch manchmal wie Orientierungslose?

Jesus ist das Wegzeichen in der Geschichte.

Ist es meine Ausrichtung? Und finde ich Ruhe bei ihm?

 

Fürbitten, Danksagungen

Guter Gott, wir kommen vertrauensvoll mit unseren Anliegen zu dir.

° Guter Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die in unserer schnelllebigen Zeit keine Ruhe finden können. Sei Du ihnen Quelle einer geborgenen Stille und Ursprung neuer Kraft.

° Mütterlicher Vater, väterliche Mutter, hilf uns von unserer Ich-Bezogenen Weltanschauung Abstand zu nehmen und uns dem DU zuzuwenden, um so unserem Handeln wieder die gebotene Menschlichkeit zu geben.

° Liebender Gott, wir möchten für all jene Menschen bitten, die in Führungspositionen sind. Lasse sie verantwortungsvoll mit der ihnen anvertrauten Macht umgehen.

° Guter Gott, wir danken dir, dass du für uns Antwort und Orientierung bist und wir dir so unser Leben verAntworten dürfen.

° Wir sind eingeladen hier unsere ganz persönlichen Anliegen Gott hinzuhalten. Es könnte so sein, wie unvollkommene Gaben. Und diese, so dürfen wir bitten, möge Gott wandeln. Eine Wandlung der besonderen Art.

Schließen wir diesen Teil mit dem Vater Unser ab.

Und wünschen wir uns jetzt den Frieden. Den Frieden für unser Innerstes, den Frieden des Herzens. Den Frieden in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen und den Frieden zwischen den Religionen und Staaten.

Den Frieden wünschen bedeutet auch miteinander in Beziehung zu treten. Wenn hier Begegnung beginnt, so ist das auch ein Zeichen für Kommunion.

Mediation:

Leben heißt letztlich eben nichts anderes als:

Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen,

für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem einzelnen das Leben stellt,

für die Erfüllung der Forderung der Stunde. (V.E.Frankl)

Schlussgebet und Segen:

Guter Gott, du kommst auch im Wort zu uns gekommen. Wenn wir jetzt in unseren Alltag oder in unseren Urlaubstag zurückkehren, erfülle und begleite uns mit deinem Segen:

Es segne uns der gütige Gott, der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen.

 

So wünschen wir Euch einen schönen Sonntag und eine gute Woche. Wenn es eine Urlaubswoche ist, dann wünschen wir Euch viel Erholung und Ruhe.

Herzlicht Stephanie und Andreas (Dillinger) und Hubert, Euer Diakon.