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Christtag 2021

Liebe Georgenbergerinnen! Liebe Georgenberger!

Herzlich willkommen am Christtag.

Für alle, die sich auch heute ein wenig Zeit für ein paar Gedanken nehmen möchten, für die haben wir das Nachstehende bereit.

Die Zeit der Vorbereitung hat im gestrigen Abend einen Höhepunkt erreicht. Sind wir jetzt entspannter? Ein paar Gedanken wollen uns in diesen Tag und diese Stunde des Feierns einführen.

Simon: Advent – seit ich denken kann, sind für mich der Advent und Weihnachten mit Chormusik verbunden. Vor 43 Jahren stand ich am ersten Advent das erste Mal selbst im Chor: Ad te levavi animam meam, deus meus in te confido non erubescam. Dieser Psalm ist sogar unser Hochzeitspsalm geworden. Advent mit unseren Kindern – der Duft von Barbaras Backorgien im ganzen Haus, die Dekoration, die Weihnachtserzählungen von Waggerl und andere Geschichten, die bei uns in der Familie Kult sind und einfach sein müssen, sonst fehlt etwas. Unsere mittlerweile (sehr) erwachsenen Kinder wollen heute von Jesus nichts wissen – aber auf die mit Weihnachten verbundenen Rituale und Traditionen wollen sie auf keinen Fall verzichten und fordern sie von uns ein …

Barbara: Weihnachten – Advent, wie es früher einmal war, die stillste Zeit im Jahr – Erwartung – Hoffnung – Freude – Spannung – Vorbereitung auf ein Wunder – die Geburt eines Kindes, eines besonderen Kindes. Für mich war das 1986 als frischgebackene Mutter doch sehr, sehr eindrücklich.

Manches vermisse ich heute schmerzlich -> dieses auf Weihnachten, auf den Heiligen Abend warten, die freudige Spannung, das festliche, aber vor allem auch diese ruhige stille Zeit – trotz Pandemie ist sie kaum zu spüren.

Ja, Jesu Geburt hat wohl völlig an Bedeutung verloren, selbst unsere Kinder wollen davon nichts wissen. Mich hat aber ein sehr liebevoller Impulsadventskalender beeindruckt und begleitet: z.B. Schreibe ein Gebet auf, ganz spontan; mache dich auf einen weiten Weg, um jemanden zu sehen – es lohnt sich. Oder: Lerne ein Gedicht auswendig – by heart.

 

Kyrie (Barbara)

Am vergangenen Samstag durften wir dem Bach’schen Weihnachtsoratorium lauschen. Das war ein Stück Advent, wie es früher einmal war.

Im Advent waren wir voll der Erwartung, ähnlich wie die werdende Mutter auf ihr Kind wartet. Es erfüllt sich diese Erwartung durch deine Geburt, durch dein Kommen in unsere Welt – Herr, erbarme dich.

Klein, unschuldig: Mensch gewordenes Licht Gottes – wunderbar, einzigartig. Stellen wir uns in dein Licht? Christus erbarme dich.

Als Kind uns zum Heil geboren – Du verschenkst Dich aus Liebe án uns. Erwidern wir deine Liebe? Herr, erbarme dich.

Vergebungsbitte:

 

Guter Gott, auf dem weiten Weg nach Weihnachten haben wir nicht immer die richtige Richtung eingeschlagen. Wir brauchen dir nichts vorzumachen, du kennst uns. Aber auch wir wissen um dein Erbarmen. Das ist dein wiederholtes Geschenk an uns.

Dafür danken wir dir, durch Jesus, dessen Geburt wir feiern. Amen.

Es ist wohl erlaubt hier ein Gloria zu singen.

 

Tagesgebet:

 

Guter Gott, mit der Geburt Jesu und seinem Leben, ist das Göttliche, sind deine Wesensmerkmale am deutlichsten zu uns gekommen. Mach uns bereit, dass dein Wesen, deine Eigenschaften auch in uns lebendig werden.

Darum bitten wir durch Jesus, dessen Geburt wir feiern. Amen.

 

Lesung: Titus 3, 4-7

4 Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, 5 hat er uns gerettet - nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen - durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist. 6 Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter, 7 damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.

Evangelium: Joh. 1, 1-18

1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. 4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. 6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. 7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. 8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. 9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. 14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. 15 Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. 16 Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. 17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. 18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

 

Predigt

 

Weihnachten, der Beginn einer besonderen Beziehung

 

Beziehungen, tiefe und beständige Beziehungen, brauchen Zeit um heranzuwachsen.Ist das nicht ähnlich wie in der Natur? Vom Samen, vom Keim weg sprosst etwas langsam heran. In der Wirklichkeit, wie auch in den Märchen finden wir Beispiele. In seinem Märchen vom Kleinen Prinzen beschreibt St.-Exupery wie dessen Beziehung zum Fuchs langsam wächst und vertrauensvoll wird. Sie braucht Zeit.

 

Und so ist es wohl auch mit der Beziehung Gottes zu uns Menschen. Mit der Geburt Jesu feiern wir, dass Gottes Wort zu uns gekommen ist. Mit ihm beginnt die allernächste Beziehung Gottes zu uns Menschen. Und wie eine freundschaftliche Beziehung, eine tiefe und beständige, nur langsam wachsen kann, so wächst auch die Beziehung Gottes zu den Menschen, besonders in der Person Jesu, von klein an heran. Und das braucht die Zeit seines Lebens.

 

Natürlich beginnt die Beziehung Gottes zu den Menschen nicht erst mit Jesus und seiner Geburt. Auch davor hat Gott sich vielfältig denen gezeigt, die für ihn und seinen Anruf offen waren. Der erwartete Messias ist als Retter des auserwählten Volkes ersehnt worden. Und er hätte durchaus in eine Familie mit machtvollen Einflüssen hineingeboren werden können. Aber so ist es offensichtlich nicht gewesen.

 

Botschaft des Glaubens

 

Ob Jesus tatsächlich in einem Stall geboren wurde, ist nicht so wichtig. Der Evangelist sagt damit, dass das Wort Gottes ganz klein und hilflos in einem Neugeborenen beginnt, und er sagt auch, er wird unter einfachsten Verhältnissen geboren. Ganz bescheiden, ja ärmlich. Das schreibt nur einer der Evangelisten, nämlich der Lukas. Wir dürfen es als eine Glaubensaussage interpretieren. Jesus kommt nicht mit Macht und Herrlichkeit in diese Welt. Und er hält das in seinem späteren Leben durch. Auch wenn er Versuchungen der Machtausübung immer wieder ausgesetzt war.

Jesus wird machtlos geboren und bleibt es.

 

Seine Macht ist nicht von dieser Welt. Es ist die göttliche „Ermächtigung“ zur Liebe. Gott bestätigt in einem Menschen die Macht der Liebe. Aber Gott hat auch eine Vorliebe, nämlich eine für die Schwachen und Armen, für die Benachteiligten, Unterdrückten und Stimmlosen. Gott möchte für alle Menschen da sein, aber diejenigen, die besonders bedürftig sind, für die hat er eine Option. Es ist Gottes Option für die Armen. Und da passt eben das Bild von der Geburt Jesu unter ärmlichsten Verhältnissen sehr gut als Botschaft des Glaubens.

 

Familie Gottes, gelebt

 

So innig, wie Jesus mit Gott verbunden ist, erfährt er den Zuspruch, dass er von Gott wie ein Sohn geliebt wird. Und er vermittelt uns, dass auch wir uns als Gottes Töchter und Söhne sehen dürfen. In dieser nahen Beziehung zu Gott ergeben sich für Jesus bald Konflikte mit der herrschenden Kaste. ZB., wenn er sich gegen den Missbrauch und das Verdrehen des Willens Gottes wendet. So nimmt er Stellung gegen die Hüter der vielen Gebote und Verbote. Unter anderem bedeutet das beispielsweise:

 

° Der Sabbat ist kein Selbstzweck, sondern er ist für den Menschen da.

° Die vielen Gebote und Verbote, mehr als 600, welche die Gesetzeshüter aufgestellt    haben, sind in dem einen Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe    zusammengefasst.

° Die zentrale Botschaft, die Jesus bringt, ist das Reich Gottes, die gelebte Familie Gottes.      Alles andere ergibt sich daraus.

 

Und das kommt aus einer besonders tiefen Beziehung Jesu zu Gott. Er nennt Ihn seinen lieben Vater, manchmal sprechen wir auch von geistiger Vaterschaft. Diese Vaterschaft ist für Jesus entscheidend, um gegen alle säkularen Verdrehungen und Verwässerungen des Willens Gottes aufzustehen. Bei der in unserer Zeit erlebbaren Verwässerung der tiefen Bedeutung des Weihnachtsfestes, ist die Herausforderung an uns, dass hier das Wort Gottes neuerlich in unsere Welt kommt.

 

 

 

 

Menschwerdung Gottes heute und in mir

 

Wenn Gott in diese meine Welt kommen soll, und das nicht nur zu Weihnachten, dann wird sich da und dort etwas in meinem Denken und Handeln verändern müssen.

 

° Das Göttliche im Neugeborenen

In Jesus kommen also die göttlichen Eigenschaften schon in einem Neugeborenen in unsere Welt. Mit der Hilflosigkeit eines Säuglings wachsen sie von klein an heran.

 

Wenn Gott durch mich in diese Welt kommt, dann muss ich auch manchmal meine eigene Hilflosigkeit gegenüber Unverstand und Bosheit aushalten. So wie es auch im Leben Jesu war. Bisweilen können sich dabei aber so Eigenschaften wie die Geduld entfalten. Und diese Eigenschaft sagen wir auch Gott nach.

 

° Zuwendung zu den Schwachen

In Jesus kommt sehr deutlich die Zuwendung zu den Schwachen in unsere Welt. Jesus nimmt sich der psychisch und physisch schwachen Menschen an. Sie erfahren Heil durch ihn.

Wenn Gott durch mich in diese Welt kommt, dann geschieht das durch mein Zuwenden zu diesen Menschen. Da ist z.B. die einsame, durch die Pandemie ausgegrenzte Nachbarin. Ihr kann ich zuhören und ich kann ihr Einkäufe erledigen. Da ist z.B. der Bub der alleinerziehenden Mutter, dem ich beim Lernen helfe.

 

° Großherzig geben und vergeben

In Jesus kommt die göttliche Eigenschaft der Großherzigkeit in unserer Welt. Das Geben und Vergeben.

Wenn Gott durch mich in diese Welt kommt, dann muss auch ich dieses Geben und Vergeben lernen. Ich übersehe z.B. so manche Fehler anderer, und verurteile sie nicht. Und ich lerne im Geiste der Liebe großherzig ein Verschenkender zu sein.

 

Gott ist im Menschen Jesus besonders deutlich zu den Menschen gekommen.

Wenn seine Botschaft durch mich gelebt wird, dann ist das wie Weihnachten.

 

Fürbitten

Einleitung: Guter Gott, wir sind erfüllt von Wünschen und Bitten aber auch voll Freude und Dank. So wollen wir dir unsere Anliegen vorbringen.

(Simon)

Herr und Gott – Weil Du weißt, dass Beziehungen für uns lebensnotwendig sind, bist Du, -der Ursprung und Schöpfer dieser Welt und dieses Universums- Mensch geworden – wir danken Dir dafür.

Herr und Gott – Du hast uns Menschen einen freien Willen gegeben. Das Ergebnis ist, dass sich viele Menschen von Dir abwenden. Sei Du ihnen dennoch Lebensquelle – wir bitten Dich, erhöre uns.

Jesus– Du hast Dich bei deiner Geburt genauso abgemüht wie die meisten von uns. Du warst Kind und Jugendlicher wie wir, hast Feste gefeiert und Wutausbrüche gekannt. Du bist zum Sohn Gottes, Freund und Bruder gereift und hast uns gezeigt, wie wir mit unserem mütterlichen und väterlichen Gott in Beziehung leben können – wir danken Dir dafür.

Jesus, Sohn Gottes, Freund und Bruder: Diese Menschen, die nichts von Dir wissen wollen – wenn wir genau hinhören, dann merken wir, dass sie leiden. Schenke uns den Mut, in deinem Namen mit kleinen, ärmlichen Schritten auf sie zuzugehen – wir bitten Dich, erhöre uns.

Heiliger Geist, Du Verbinder, Du Mittler, Du Dolmetscher – wenn wir uns auf deine Stimme einlassen, schenkst Du uns immer wieder Worte des Lebens – wir danken Dir dafür.

Heiliger Geist, Du Verbinder, Du Mittler, Du Dolmetscher –oft fehlen uns die Worte, von Gottes Wort und Gottes Bild in dieser Welt zu sprechen, wir brauchen deine Hilfe – wir bitten Dich, erhöre uns.

Abschluss: Guter Gott, in dir sind alle unsere Anliegen gut aufgehoben. Nimm an unseren Dank und unsere Wünsche und Bitten. Lass uns aber auch das Leben annehmen und  gestalten, wie es in deinem Sinne ist. Amen.

 

Passend wäre jetzt ein Vater unser anzuschließen und mit jemandem einen Friedensgruß auszutauschen. Es kann auch in Form eines Gespräches, zB. über das Telefon sein. Es gibt heute einige Hilfsmittel, um zu kommunizieren.

Und dann dürfen wir das wiederum als eine Art Kommunion sehen.

 

Schlussgedanke: Weihnachten, wie es früher einmal war

Wann fängt Weihnachten an
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute mal mit dem Stummen verweilt
und begreift, was der Stumme ihm sagen will.
Wenn der Leise laut wird und der Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß.
Wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht.
Und du zögerst nicht, sondern du gehst, so wie du bist, darauf zu.
Dann, ja dann fängt Weihnachten an.

Schlussgebet

 

Guter Gott, Weihnachten ist da, Weihnachten kann durch jede und jeden von uns Wirklichkeit werden. Wir sind die Möglichkeit, dass das Wort Gottes in diese unsere kleine Welt kommt. Dass es geboren wird. Der Zeitpunkt ist von jeder und jedem von uns abhängig. Wir sind also die Geburtshelfer des Wortes Gottes.

 

Guter Gott, gib uns dazu deinen Segen:

Es segne uns der gütige Gott, der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen. 

 

Habt jetzt eine gute Weihnachtszeit.

Das wünschen Euch Barbara,  Simon und Hubert, Euer Diakon.