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Gottesdienst am 18./19.07.2020

Einführung

Gebet ist Kommunikation mit dem Göttlichen – Paulus macht daraus ein Ich und Du. Bei Moses  wählt Gott den Brennenden Dornbusch, bei Elias ist es das Säuseln des Windes. Mit dem, was Paulus der Gemeinde in Rom schreibt, revolutioniert er einen zentralen Pfeiler einer jeden Religion, nämlich das Gebet – Gott hilft uns mit seinem eigenen Geist. Regeln, Rituale oder Verhaltensvorschriften sind keine Voraussetzung mehr.

Kyrie

Herr und Gott, wir wissen nicht, was wir beten sollen – Herr, erbarme dich unser.

Jesus hat uns als Beispiel vorgelebt, wie Gemeinschaft mit dir gelingen kann – Christus, erbarme dich unser.

Herr und Gott, Du wendest dich uns zu, weil Du dir Gemeinschaft mit uns wünschst – Herr, erbarme dich unser.

Gloria

Lesung: Brief des Apostels Paulus an die Römer 8,26-27

Brüder! Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.

Halleluja

Evangelium, Mt. 13, 24-30

In jener Zeit 24erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!

Zeugnis zu Römer 8, 26-27

Ein Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können, wird zu einem vom Geist Gottes geleiteten Gebet – schreibt Paulus:

In seltenen Momenten sitze ich am Klavier und die Musik, die sich aus meinen Händen heraus formt, erfüllt mich und den Raum, bringt mich in meinem Innersten in einer Tiefe und Weite zum Klingen, die mit Worten nicht mehr zu beschreiben ist – für diese Momente übe ich oft monatelang.

Vor mehreren Jahren stand ich in der gotischen Kathedrale in Chartres, die Sonne schien durch die Rosette – ich vergaß darüber Zeit und Raum, ich war erfüllt von Wärme und Licht.

Ich wachte früh morgens auf, trat vor die Berghütte und sah Gipfel der Dolomiten im ersten Sonnenlicht, während unten im Tal die Wolken waberten – ich verharrte vor diesem Wunder der Schöpfung, dafür nahm ich stundelange und anstrengende Anstiege in Kauf.

Ein Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können, wird zu einem vom Geist Gottes geleiteten Gebet – schreibt Paulus:

Meine Frau Barbara hat solches in Taizé erlebt, und wer die Texte von Gästen in unserem Liederbuch liest, stellt fest, dass das den Einem oder Anderen auch in der Wotrubakirche am Georgenberg passiert ist – in diesen Ereignissen erlebe ich dieses Seufzen, das ich nicht in Worte fassen kann, von dem Paulus spricht. Meine Seele weiß nur: Da ereignet sich etwas, das für mich von Bedeutung ist, da spricht Gottes Geist in mein Herz.

Jetzt sitzt vor meinem geistigen Auge Roswitha und sagt: „Simon, das schreibst Du wunderschön, aber ich bin terisch, meine Haxen tun mir weh, wenn ich nur aufstehen will – nur schlecht sehen kann ich gut.“

Gott ist nicht auf die großen Gesten angewiesen, um etwas, das für mich von Bedeutung ist, in mein Herz zu sprechen: Das mag die Erinnerung daran sein, als ich unsere Kinder nach der Geburt das erste Mal im Arm gehalten habe – das mag ein flüchtiger Kuss sein, den ich in den Nacken bekomme – das mag die Sonne sein, die mir jetzt in diesem Moment den Rücken wärmt. Der Duft einer frischen Tasse Kaffee, die Dankbarkeit für eine wärmende Wolldecke, das lustvolle gemeinsame Blödeln mit einer Freundin – Gottes Geist kann aus all dem etwas entwickeln, das mich in meinem Wesen anrührt, selbst aus meinem Schmerz:

Vor mehr als 20 Jahren füllten mich Verzweiflung und Schmerz über den Tod unseres Sohnes Jakob, unvorstellbar für mich, wie es damit weitergehen sollte oder konnte – doch der Geist Gottes, ich kann es nicht anders formulieren, mischte nach und nach zwei Untertöne hinein: Den des Trostes und den der Dankbarkeit.

Wenn ihr für euch selbst einmal schaut, welche Ereignisse es für euch eine besondere Bedeutung gehabt haben, dann werdet ihr zwei Dinge feststellen: Diese Ereignisse wirken bis in den heutigen Tag nach, so klein sie auch gewesen sein mögen – und sie sind immer dem Leben zugewandt. Sie sind Frucht des Geistes.

Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht dein Herz an.

Fürbitten

Herr und Gott, in den vergangenen Jahren habe ich im Rückblick immer wieder Momente erkannt, in denen Du in mein Herz gesprochen hast – wir danken Dir dafür.

Wir bitten dich für die Menschen, die bisher den Mut nicht gefunden haben, sich auf dein Reden einzulassen – wir bitten dich, erhöre uns.

Herr und Gott, Du hast uns von Regeln, Gesetzen und Vorschriften befreit, damit wir uns aus freiem Willen auf dich einlassen können – wir danken Dir dafür.

Immer wieder vergessen wir, wie gut es uns tut, wenn wir uns Zeit für den Austausch mit dir nehmen – wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus hat mit seinen Taten immer wieder gezeigt, dass alles, was Du tust, dem Leben dient – wir danken Dir dafür.

Gabenbereitung

Kommunion

Schlusslied