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Gedanken zum 6. Sonntag nach Ostern, 17.05.2020

Einleitung und Besinnnung

Da es uns noch nicht möglich ist einander physisch in der Kirche zu treffen, kommen wir also (nur) im Geiste zusammen um Gottesdienst zu feiern, und so möchte ich euch einladen:

Zu einer Zeit der Stille.

Denken wir an die vergangene Woche.

Was uns beschäftigt hat.

Denken wir an die Menschen, die uns wichtig sind.

Denken wir an die Menschen, um die wir uns Sorgen machen.

Oder vielleicht denken wir auch an unsere eigenen Sorgen.

Über unsere Zukunft und wie es werden wird...

 

Aber dann lassen wir diese Gedanken auch wieder weiterziehen.

Machen wir unseren Geist eine wenig frei.

Sehen wir hinaus in die Natur und genießen wir einfach, dass wir hier sitzen und uns entspannen können. Und vielleicht Gottes Wort hören dürfen.

Verkosten wir die Stille...

 

Kyrie

Liebender Vater, wir haben in den letzten Tagen und Wochen unser Bestes gegeben, mehr können wir nicht tun. Falls wir doch besser oder geistvoller handeln hätten können, dürfen wir auf dich vertrauen:

Herr, du erbarmst dich unser!

Unser lieber Herr Jesus, wir wissen, dass du auch in unserer Schwachheit immer bei uns bist!

Christus, du erbarmst dich unser!

Großer Gott, bei dir dürfen wir immer zuhause sein.

Herr, du erbarmst dich unser!

 

Evangelium Joh 14,15-21   

Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.        

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.         

Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.   

Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.         

Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.     

Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet. 

An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. 

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

 

Gedanken zum Sonntag

Liebe Schwestern und Brüder,

wir sind heute zusammengekommen um gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

Egal ob wir uns in der Kirche versammeln, oder ob wir zu Hause feiern, wir fühlen uns mit vielen anderen verbunden, die jetzt nicht bei uns sein können.

 

Einige von uns haben vielleicht mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Andere sind vielleicht traurig, weil sie ihre lieben Angehörigen nicht besuchen können. Wie kann es uns da gelingen, nicht zu verzweifeln? Was sagt uns Jesus dazu? Im Evangelium haben wir gehört: "Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll."

 

Und vielleicht ist das die Antwort Jesu auf unsere drängenden Fragen in dieser Zeit.

Ich denke dabei auch an Horaz, der einmal geschrieben hat: "Sapere aude" - Wage es, weise zu sein." Oder auch: "Getraue dich, dir deine eigenen Gedanken zu machen!"

 

Es ist die Ermunterung Jesu an uns, den Geist über uns kommen zu lassen, kreativ zu sein, ohne Vorurteile neu zu denken, Ideen zu haben, Dinge zu hinterfragen. In den Diskurs zu gehen und darüber nachzudenken: Was ist ganz und gar im Geist? Was ist Heiliger Geist? Eines gleich vorweg. Es sind wahrscheinlich nicht die einfachen Antworten. Es sind auch nicht die aberwitzigen Hirngespinste, die dann zu unverrückbaren Dogmen gemacht werden. Nein, der Heilige Geist wirkt dort, wo der Verstand und das Herz beide voll und ganz ja sagen können. Diese Gedanken zu finden, ist nicht leicht, aber dazu hat uns Jesus den Beistand gegeben.

 

Vielleicht ein paar Beispiele aus dieser Zeit:

Ein Restaurant in meiner Nähe hat nicht zu gesperrt, die Mitarbeiter nach Hause geschickt und zu jammern begonnen, dass alles so schlimm sei. Sie haben 2 Tischreihen hintereinander aufgestellt und damit den Eingang verrammelt. Dazu große Schilder aufgestellt, dass jetzt geöffnet sei. Und über die Tische, die einen Abstand von 2 Metern gewährleisten, reichen sie die besten Speisen zum mit nach Hause nehmen auf die Straße.

Ein Arzt, dessen Wartezimmer immer zum Bersten voll und eine reine Bazillenhölle war, lässt seine Patienten nur mehr nach Terminvereinbarung und einzeln herein. Der erste Weg führt die Patienten ins WC zum Hände waschen und Desinfizieren. Dann erst dürfen sie ins Behandlungszimmer.

Ein Gemüsehändler, der bisher Restaurants beliefert hat, und nach dem Shutdown plötzlich vor dem Aus stand, beliefert jetzt Einzelhaushalte mit kleinen Obstkisten - und kann sich der Bestellungen nicht mehr erwehren.

Meine Eltern waren sehr traurig, dass sie ihre Enkel- und Urenkelkinder nicht mehr besuchen können. Dann haben sie mich gebeten, ihnen wenigstens Ostergeschenke zu überbringen. Da habe ich ihnen den Vorschlag gemacht, doch die Sachen selbst in ihrem Garten zu verstecken. Danach kamen die Kinder und haben gesucht. Und die Urgroßeltern standen am Balkon und konnten ihnen dabei zusehen.

 

Vielleicht habt ihr selbst ähnliche Geschichten erlebt. Aber was haben sie mit uns zu tun? Ganz einfach: Wir alle, jeder einzelne von uns, ist jetzt aufgefordert, im Sinne unser aller Gesundheit Ideen zu entwickeln, neue Wege zu gehen, und ja, auch alte lieb gewordene Gewohnheiten zu verlassen. Wie zum Beispiel das Feiern der Messe, wie wir sie kennen: Mit Friedensgruß, Kommunion in beiderlei Gestalten und anschließend Pfarrcafe. Oder auch die Angewohnheit mancher, keine Hilfe anzunehmen. Viele Engagierte vom Georgenberg haben sich in den letzten Wochen bereit erklärt, für gefährdete Mitglieder der Gemeinde Einkäufe zu erledigen, aber kaum jemand nimmt das Angebot an.

 

Jesus war in seiner Bergpredigt und in allen seinen Worten und Taten immer sehr konkret. Warum glauben wir heute, dass der Heilige Geist irgendwo da oben im Himmel ist oder vielleicht nach dem Tod auf uns wartet? Nein, er ist unter uns, er ist mitten unter uns. Aber nur, wenn wir daran glauben und es zulassen und auch ganz konkret tun.

 

Anselm Grün sagt dazu: "Jesus will, dass wir durch die Erfahrung der Nähe Gottes auch die Welt in seinem Geist gestalten." Oder, wie es unsere Firmlinge schon vor einigen Jahren so treffend formuliert haben: "Gottes Geist wirkt, wo ICH will." Mit seiner Hilfe können wir getrost durch diese Krise gehen.

 

Fürbitten

Vater, wir bitten dich für unsere Angehörigen!

Vater, wir bitten dich für unsere Freunde!

Vater, wir bitten dich für alle Verantwortlichen!

Wir bitten dich für alle Verirrten!

Wir bitten dich für alle, die auf der Strecke bleiben!

Vater, wir bitten dich um Zuversicht!

Vater, wir bitten dich um deinen Geist!

 

Schlussgebet:

Komm, Heiliger Geist!

Erfülle die Herzen deiner

Gläubigen, und entzünde in ihnen das

Feuer deiner göttlichen Liebe!

Sende aus deinen Geist,

und alles wird neu geschaffen.

Und du wirst das Angesicht der Erde erneuern.

 

Peter Studnicka