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Epiphanie, Erscheinung des Herrn 5./6. Jänner 2022

Liebe Georgenbergerinnen, liebe Georgenberger!

Wir feiern das Fest Erscheinung des Herrn. Damit feiern wir auch, dass Gott für alle Menschen da ist. Was uns heute geläufig ist, musste seinerzeit in dem Brief an die Epheser erst ausdrücklich erklärt werden. Das hören wir in der Lesung: Auch die Nichtjuden sind Miterben. Auch ihnen gilt die Botschaft Jesu.

 

Die Weisen aus dem Morgenland waren gelehrte Männer, die ihre heiligen Schriften gut kannten. Da erschien dieser Stern, sie tauschten sich aus und machten sich gemeinsam auf die Suche auf einen damals nicht ungefährlichen, unsicheren Weg. Sie wussten nicht, wohin diese Suche sie führen werde. Sie hatten zwar vorher schon in ihren Schriften studiert und gelesen, dass es einen neugeborenen König geben müsse. Diese Situation ist eine Metapher für unser Leben. Auf dem Weg sein, Unsicherheiten ausgesetzt sein, durch unbekanntes Land zu ziehen, unter sehr verschiedenen Möglichkeiten wählen zu müssen, das ist unser Leben. Auf einer Mauer in einem Kloster in Toledo steht: Es gibt keine Wege. Nur auf dem Weg sein.

  • Versuchen wir in einer immer komplexer werdenden Welt durch regelmäßiges Lernen und Studieren den Überblick zu bewahren?
  • Früher war der Lebensweg für die meisten Menschen vorgezeichnet. Der Vater war Schuster oder Bauer, das hatte auch der Sohn zu werden. Die Tochter heiratete und führte den Haushalt. Heute gibt es eine oft verwirrende Anzahl von Möglichkeiten, die es den Menschen nicht leicht macht, eine Entscheidung zu treffen. Welchen Stern, welche Richtschnur haben wir, wenn wir Entscheidungen, eine Wahl treffen müssen?
  • Haben wir Menschen, Freunde, mit denen wir uns austauschen können, bevor wir eine wichtige Entscheidung treffen?
  • Oder treffen wir erst gar keine Entscheidung, bleiben wir wo wir sind, in der Komfortzone, wo wir es uns gemütlich eingerichtet haben? Schieben wir Entscheidungen hinaus auf die lange Bank?

Herr erbarme dich

Christus erbarme dich

Herr erbarme dich

 

Vergebungsbitte:

Guter Gott, du kennst uns, wie wir manchmal müde und bequem werden. Verzeihe uns alle Selbstgefälligkeit, Trägheit und Lieblosigkeit. Schenke uns dein Erbarmen, wie ja auch wir das von dir erlernen wollen. Darum bitten wir durch Jesus, durch den du dich in dieser Welt in besonderem Maße gezeigt hast. Amen.

 

Wer sich über Gottes Erbarmen freut, der ist eingeladen, an ein Loblied zu denken oder auch eines zu singen.

 

Tagesgebet:

Guter Gott, du gibst dich den Suchenden zu erkennen. Lass auch uns Suchende sein, die den Weg zu dir suchen und finden. Darum bitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen.

 

Lesung: Eph 3,2-3a.5-6

Evangelium: Mt 2, 1-12

Von den Sterndeutern lernen                                                                                                  

Vor ein paar Jahren waren wir in Island. Die dort vorgebuchten Quartiere waren häufig im „Irgendwo“. Um sie zu finden gab es meist keine Orts- und Straßenbezeichnung mit Hausnummer, sondern Koordinaten, Längen- und Breitengrade. Und nach dem Komma der Angabe in Graden, standen da noch sechs Stellen. Das war wohl gewöhnungsbedürftig und zumindest anfänglich schwierig und aufregend.

 

Wir haben im Evangelium von den Sterndeutern gehört, die Ihren Weg suchten. Andere Übersetzungen sprechen bei den Sterndeutern von königlichen Magiern oder von Weisen. Welche Menschen waren das? Manche meinen die Sterndeuter waren einerseits Beobachter des Himmels und andererseits Astrologen, die astronomische Ereignisse mit irdischen Vorgängen in Zusammenhang gebracht haben. Forschungen haben ergeben, dass im wahrscheinlichen Geburtsjahr Jesu eine besondere und auffallende Planetenkonstellation zu beobachten war. Die Sterndeuter konnten daraus den Schluss von der Geburt eines neuen Königs in Israel ziehen.

 

Suche

Und dann machen sie sich auf die Suche. Sie brechen in einem fernen Land im Osten, eventuell in Mesopotamien, auf. Ohne ein Navigationsgerät, ohne Hinweise mit Längen- und Breitengraden. Wahrscheinlich war das ein langer und mühsamer Weg, mit Strapazen und Gefahren.

 

In Jerusalem angekommen, fragen sie nach dem neugeborenen König der Juden. Aus den Schriften schließen diejenigen, die hier vor Ort die Weisen und Klugen sind, dass dieses Geschehen sich in Betlehem ereignen muss. Aber auf die Suche machen sich diese Weisen und Klugen nicht.

 

Wir wissen um das alles Bescheid, aber begeben wir uns auf die Suche? Wonach suchen wir heute? Vieles in unserem Leben ist nicht so klar vorgegeben.

 

Vielleicht müssen wir zuerst uns auch selbst suchen? Wer bin ich? Worin liegt meine Berufung? Suche ich danach?

 

Vielleicht suchen wir auch immer wieder unsere Zugehörigkeiten und welche Beziehungen wir haben und haben möchten? Suche ich danach?

 

Vielleicht suchen wir auch in unserem Glauben? Suche ich danach?

 

Nichts ist heute so klar vorgegeben, z.B. von den Eltern und ihrem Beruf und ihrem Glauben. Oder auch die innerfamiliären Beziehungen, sind nicht so selbstverständlich, um davon etwas für das eigene Leben abzuleiten zu müssen. Und darum gehen wir selbst auf die Suche. Es gehört zu unserem selbstverantworteten Leben, dass wir immer wieder suchen, entscheiden und dann entschieden unseren eigenen Weg gehen.

 

Der Stern

Auf dieser Suche nach dem richtigen Lebensweg sind Orientierungshilfen willkommen. Z.B. wie die genannten Koordinaten oder wie ein Leitsystem in einem sehr großen und unüberschaubaren Gebäudekomplex. Ein ausgeklügeltes System führt da von einem Punkt zu einem anderen.

Wir dürfen uns fragen, ob wir selbst für unser Leben so etwas wie einen Leitstern haben, wie es das für die Sterndeuter beschrieben ist?

In unserer Gemeinde haben wir z.B. die Leitsätze, die unsere Vision untermauern. Und so war in wichtigen Fragen die Orientierung nach diesen Leitsätzen eine Hilfe für die jeweilige Entscheidung oder die jeweilige Haltung. Und bei Unsicherheiten und auch Fehlern, waren die Leitsätze eine Hilfe.

Auch in unserem Glauben brauchen wir immer wieder Orientierungshilfen. Wer glauben will, darf auch Fragen stellen und darf auch zweifeln. Wer aus seinem Glauben das Leben gestalten will, könnte sich z.B. vor die Frage gestellt sehen: Wie würde Jesus in einer bestimmten Situation handeln? Vielleicht nehmen wir auch Maß an manchen Menschen. Z.B. an den Eltern, oder Lehrern, überhaupt an Menschen, die uns Vorbild sind. Menschen, die eine Orientierungshilfe für kleine oder große Entscheidungen sind.

 

…. auf einen anderen Weg

Manchmal kann es sein, dass wir ganz entscheidende Orientierungshilfen bekommen, die unser Leben beeinflussen und ändern. Dann braucht es auch Konsequenzen. Von den Sterndeutern  heißt es, dass sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land zogen. Nicht über Jerusalem und Herodes. Sie haben wahrscheinlich die Heuchelei durchschaut und haben die Konsequenz gezogen.

 

Diese Evangeliumstelle ist, wie auch andere, voll von Bezugnahmen zum Alten Testament. So auch der Verweis für die Sterndeuter auf einen anderen Weg zurückzukehren. Im 1. Buch der Könige heißt es, dass ein Gottesmann im Auftrag des Herrn dem König von Israel eine warnende Botschaft brachte. Sein Auftrag war auch, sich nicht mit dem König oder sonst jemanden einzulassen und zur Sicherheit einen anderen Rückweg zu nehmen. Der Gottesmann aber erkannte eine Heuchelei nicht und scheiterte.

 

Der andere Weg, ist ein Zeichen konsequent zu sein, wenn wir wichtige Erkenntnisse haben und richtunggebende Entscheidungen getroffen haben. Der andere Weg kann der Weg zurück zu mir selbst sein, um zu meiner Persönlichkeit zu stehen und zu meinen guten Eigenschaften. Der andere Weg kann sein meine Berufung gemäß meinen Eigenschaften wahrzunehmen. Der andere Weg kann sein mein Gottesbild immer neu zu schärfen, um danach zu leben.

Unser Lebensweg braucht immer wieder eine Evaluierung.

 

Huldigen?

Die Sterndeuter kehrten in ihr Land zurück, nachdem sie dem neugeborenen König gehuldigt hatten. Huldigen ist ein schwieriges und heute kaum gebrauchtes Wort. Einige Worte aber drücken Ähnliches aus. Z.B. ehren, würdigen oder sich freuen und feiern.

Mit dem heutigen Fest der Erscheinung des Herrn, Epiphanie, wird das erscheinen Gottes für alle Menschen, und nicht nur für Israel, zum Ausdruck gebracht. Wenn wir Gott heute huldigen wollen, so kann ich mir das so vorstellen:

°  Wir ehren Gott, wenn wir unseren Mitmenschen Aufmerksamkeit, Respekt und Achtung    entgegenbringen.

°  Wir würdigen Gott, wenn wir die Leistungen anderer, auch sogenannte Selbstverständlichkeiten neidlos wertschätzen.

°  Wir freuen uns und feiern den Umstand, dass wir an einen liebenden und barmherzigen        Gott glauben.

Das alles kann huldigen bedeuten. Zu dieser Entscheidung ermuntern uns ganz entschieden die weisen Sterndeuter.

                                                                    ***

Fürbitten, Danksagungen:

Wege winden sich. Sie verändern sich ständig. Deshalb verändern sie auch den, der sie geht. Wenn ich mich von innerweltlichen Abhängigkeiten befreie oder mir wenigstens dieser Abhängigkeiten bewusst bin, kann ich bessere Entscheidungen treffen und den richtigen Weg gehen.

  • Guter Gott stehe uns bei, wenn wir wichtige Entscheidungen treffen müssen. W.b.d. erhöre uns!
  • Guter Gott so viel Informationen überschwemmen uns, es wird immer schwieriger die wichtigen von den unwichtigen zu unterscheiden. Lass mich Freunde finden, die mir bei der richtigen Wahl behilflich sind. W.b.d. erhöre uns!
  • Es bedarf der inneren Stärke, die getroffenen Entscheidungen auch umzusetzen. Diese innere Stärke ist aus christlicher Sicht eine Gabe des Heiligen Geistes. Wir bitten Dich um diese Gabe!
  • Guter Gott, wenn wir an einer Weggabelung stehen, dann lass uns den Mut aufbringen den schwierigeren Weg, den, der anderen hilft und nützt, zu gehen. W.b.d. erhöre uns!
  • Guter Gott, wenn wir einmal vom richtigen Weg abgekommen sind, dann wollen wir das nicht schönreden oder verharmlosen, sondern umkehren zurück zum richtigen Weg. Bitte hilf uns dabei!
  • Die Weisen aus dem Morgenland gingen voll Vertrauen immer dem Stern nach. Sie hatten diese Entscheidung einmal getroffen und verfolgten konsequent ihren Weg. Guter Gott lass auch uns eine einmal getroffene Entscheidung konsequent verfolgen und nicht ohne Not abweichen im Vertrauen auf Dich. W.b.d. erhöre uns!
  • Wenn wir zurückblicken auf den Lebensweg, den wir bisher gegangen sind, so entdecken wir, dass du guter Gott uns oft vor Irrwegen bewahrt und in der Not geholfen hast. Dafür möchten wir dir danken!
  • Jetzt ist wohl eine gute Gelegenheit unsere ganz persönlichen Anliegen vor Gott hinzutragen

 

Und so sind wir auch eingeladen, zum Abschluss das Gebet zu sprechen, in dem wir noch um vieles mehr bitten. Vater unser ...

 

Wie üblich, müssen wir den Friedensgruß nicht auslassen. Wer ist mir jetzt nahe, in räumlicher Nähe, oder wer ist mir von der Beziehung her nahe, oder wer braucht meine Ansprache, meinen Anruf? Fällt mir da jemand ein?

Und wenn ich jetzt mit jemandem in Kontakt komme, dann ist das - wir wissen es - Kommunion.

 

Betrachtung: (von Guido Kreppold)

Je mehr einer die eigenen Lebensfragen durchsteht und durchleidet, um so mehr gewinnt er an heilender und wegweisender Bedeutung für andere. Wer sich bewusst in seiner einmaligen Weise auf den Weg zu Gott macht, tut es auch für seine Mitmenschen.

 

 

So erbitten wir den Segen, es segne uns der gütige Gott, 

der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist.

Bleibt gesund und habt eine gute Zeit.

Das wünschen Euch Wolfgang Grebner und Hubert, Euer Diakon