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Gottesdienste 15.+16.1.2022

Einleitung

Der Weihnachtsfestkreis ist vorbei. 7 große kirchliche Feste haben uns in diesen Tagen den Eintritt Jesu in die Weltgeschichte, die Menschwerdung, bis hin zur Taufe vor Augen geführt und mitfeiern lassen. Der Beginn eines Lebens, das die Welt - und hoffentlich auch uns - verändern sollte. Jetzt sind wir im “normalen” Jahreskreis angelangt und gleich wird uns im Johannesevangelium ein Wunder Jesu erzählt, die Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit von Kana.

Unterschiedlichste Wunder sind ein wichtiger Teil der Evangelien: es wird von mehr Wundern als von Gleichnissen berichtet. Jesus ist dabei immer der Mitfühlende, der die Not wendet, und der damit auf die Eigenschaft seines Vaters im Himmel hinweist, der ein g u t e r, ein gütiger, ein barmherziger Gott ist. Jesus zeigt mit den Wundern auch, wie er sich das Reich Gottes vorstellt, um das wir ja im Vater unser bitten: “Dein Reich komme”. 

 

Kyrierufe

Guter Gott, Du bist ein barmherziger Vater, eine barmherzige Mutter

                   Herr erbarme Dich unser

Jesus, unser Bruder, Du zeigst uns einen Weg zu einem Leben in Fülle

                   Christus erbarme Dich unser

Guter Gott, wir sind auf einem holprigen Weg in Dein Reich

                    Herr erbarme Dich unser

 

Zeugnis Peter - Hochzeit zu Kana 

Als Kind hat mich die Geschichte des Wunders bei der Hochzeit von Kana mehrfach berührt: 

Ich hatte einige Male Gelegenheit bei einer Hochzeit bei uns im Burgenland dabei zu sein und habe es jedes Mal als ein großes Freudenfest erlebt. Essen, Trinken, Tanzen, Singen - Freude pur.

Zweitens war mein Vater neben unserer Gastwirtschaft, wo Hochzeiten auch immer ein gutes Geschäft waren, auch Weinhändler. Dabei ist er immer wieder auch in finanzielle Schwierigkeiten gekommen, wenn der Weinpreis sich nicht so entwickelt hat, wie er es erwartet hatte. Die Verwandlung von Wasser in Wein hätte ich meinem Vater als Ausweg aus seinen Problemen so sehr gewünscht, weil es hat mich sehr bedrückt hat, wenn die Eltern so große Sorgen hatten. Nur zur Klarstellung: zur Zeit des Weinskandals hat mein Vater nicht mehr gelebt. 

Und dann Jesus als Zauberer: das ist für Kinder ja besonders anziehend. 

Wenn man sich mit der Bewertung der Wunder in den Evangelien durch die moderne Theologie beschäftigt, erfährt man, dass es sich dabei wohl mehrheitlich nicht um Tatsachenberichte handelt, sondern um symbolhafte Aussagen, Geschichten, die auf die jüdische und hellenistische Erzähltradition zurückgreifen. 

Beim Wunder von Kana geht es nach Aussage der Theologen um mehrere Punkte, die der Evangelist Johannes seiner Gemeinde symbolisch verdeutlichen will: 

Es geht um einen Hinweis auf die Herrlichkeit, die durch Jesus in die Welt gekommen ist. Diese Herrlichkeit wird auch an anderen Stellen der Evangelien durch das Bild der Hochzeit charakterisiert.

Und es geht darum darauf hinzuweisen, dass Jesus ein Leben in Fülle ermöglicht. 

Und es geht auch um den Hinweis darauf, dass Jesus ein Freund des Lebens ist.

Die Fülle des Lebens, die Herrlichkeit - gegendert müsste man zu Herrlichkeit auch Fraulichkeit hinzufügen, was durchaus Sinn macht - dieses wahre Leben - das ist es wonach wir uns sehnen. Gerade in dieser Pandemie-Zeit gehen uns Erlebnisse der Fülle, des guten Lebens, die ja meistens Gemeinschaftserlebnisse sind, besonders ab.

Aber vielleicht ist dieses Zusammentreffen von einer dunklen Zeit mit diesem Evangelium mit dem Hinweis auf die versprochene Fülle des Lebens, sogar ein Glücksfall, weil es uns darauf aufmerksam macht , dass es vieler Wunder bedarf, um die Fülle des Lebens erleben zu können.

Und dann habe ich mir überlegt, welche Wunder es eigentlich in meinem Leben bräuchte. Und beim Nachdenken bin ich draufgekommen, dass ich persönlich viele Wunder in meinem Leben bräuchte um die wahre Fülle zu erfahren. 

Bei mir selbst angefangen würde ich mir das Wunder der Verwandlung in einen offenen, hilfsbereiten Menschen wünschen, der auf die Menschen zugeht und der die Botschaft Jesu so anziehend lebt, dass sich alle in meiner Gegenwart wohlfühlen. So eine Verwandlung wäre ein echtes Wunder. Ich gebe aber nicht auf, ich hoffe und arbeite daran. Vielleicht kann man sich Wunder ja auch erarbeiten.

Für meine Enkelkinder würde ich mir das Wunder wünschen, dass sie sich nicht von den Unzulänglichkeiten der Kirche davon abhalten lassen, sich mit der großartigen Botschaft Jesu auseinanderzusetzen und sie als Quelle für ein geglücktes Leben zu entdecken. 

Für unsere Kirche würde ich mir wünschen, dass sie auf allen Ebenen die Zeichen der Zeit erkennt und glaubwürdig Jesu Liebesbotschaft in Demut und Freude in die Gesellschaft hinein trägt. 

Und für unsere Gemeinschaft hier am Georgenberg erhoffe ich, dass der Geist von Franz in uns weiter wirkt und wir die Verantwortung übernehmen dieses von ihm angezündete Licht der Liebe weiterzutragen.

Und für unsere Gesellschaft wünsche ich mir eine rasche Abkehr von dem in meiner Lebensspanne explodierten Materialismus, und eine Rückkehr zu einem Leben in Bescheidenheit im Einklang mit der Natur, ein Leben in echter Fülle, ohne Zerstörung unserer Erde.

Dass die Umsetzung all dieser Wünsche mehrerer gewaltiger Wunder bedarf, kann man leicht nachvollziehen. Aber wie passieren Wunder? Wie schafft man ein Wunder?

Die meisten von Jesus so zahlreich gewirkten Wunder waren Heilungswunder. Dabei gehen die Bibelforscher davon aus, dass Jesus tatsächlich ein charismatischer Heiler war. In fast allen überlieferten Heilungswundern spielt der Glaube eine Rolle: “Dein Glaube hat Dir geholfen”, sagt Jesus mehrmals.

Im Matthäusevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: “Wenn Euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, dann würdet ihr zu diesem Berg sagen: rück von hier nach dort”. 

Ja, das ist es: hier ist also der Schlüssel für Wunder: der Glaube!

Heißt das dann womöglich, dass wir selber mit einem starken Glauben Wunder wirken können?

Vielleicht habt Ihr auch schon erlebt, dass Ihr selbst Wunder gewirkt habt?

Vielleicht wart ihr z.B. Teil einer für unvorstellbar gehaltenen Versöhnung? Oder werdet es noch werden?

Vielleicht habt Ihr für jemanden im Leben Weichen gestellt, deren Auswirkungen zumindest an ein Wunder grenzen?

Vielleicht seid Ihr durch Eure tätige Nächstenliebe für jemanden zum Wunder geworden? Ein Krankenbesuch, ein aufbauendes, einfühlsames Gespräch kann oft Wunder wirken.

Für die ganz großen Wunder kann man meistens nur beten. Aber was kann sich durch das Gebet ändern? Vielleicht kann sich etwas in Dir verwandeln, was dann vielleicht doch zum großen Wunder führt?

Mit Jesus dürfen wir auf Wunder hoffen, als Glaubende müssen wir sogar auf Wunder hoffen. Vielleicht wirkt aber Gott die Wunder manchmal anders, als wir es uns vorstellen,

Jedenfalls weiß Gott um unsere Wunderbedürftigkeit, die ja eine Konsequenz unserer Liebesbedürftigkeit ist. Der Schlüssel ist, dass wir den Boden unserer Seele für Wunder öffnen, sensibilisieren - durch Hoffen und Glauben. Das müssen wir uns er-beten. 

So wird unser Leben ein Leben in Fülle, ein Wunderwerk, an dem wir mit Gottes Hilfe mitgebaut haben. Bestaunenswert wie das große Wunder der Natur, aus dem wir soviel Kraft schöpfen können.

Wenn es uns gelingt, vieles nicht als selbstverständlich zu nehmen, sondern als Geschenk - unsere Familie, unsere Freunde, unsere Gemeinschaft hier am Georgenberg, das Wunder der Jahreszeiten usw. - wenn wir wie die Kinder werden und wieder Staunen lernen, dann werden wir viele Wunder sehen und dann wird sich etwas einstellen, das zum Leben in Fülle unbedingt dazu gehört: die Dankbarkeit! 

Manchmal gelingt mir das: für das Wunder meines Lebens eine tiefe Dankbarkeit zu empfinden.

Und das größte Wunder steht uns ja noch bevor: der Eingang in Gottes unendlich große Herrlichkeit! Das wird wunder-bar! 

 

Fürbitten

Viele Menschen, denen Jesus begegnet ist, haben von ihm Wundertaten erbeten und Jesus hat sich der Not vieler erbarmt. So dürfen auch wir mit offenem und gläubigen Herzen unsere Anliegen vor Gott bringen:

Wieder sind wir von der Corona-Pandemie besonders bedroht: hilf uns, guter Gott, dass wir in dieser Zeit die Rücksichtnahme auf unsere Mitmenschen in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen

         Wir bitten Dich erhöre uns

Guter Gott, wir bitten Dich, dass Du uns gerade in dieser trennenden Zeit zu Werkzeugen der Versöhnung machst

         Wir bitten….

In dieser Zeit der Sorge um die physische Gesundheit, lass uns, guter Gott, nicht auf die Sorge um unsere Seele vergessen. Stärke uns durch Gebet und Taten der Nächstenliebe

          Wir bitten……

Guter Gott, wir wissen, dass wir viel auch in unserem persönlichen Lebensstil ändern müssen, wenn wir unseren Enkelkindern ein Leben in einer wunderbaren Natur ermöglichen wollen. Schenke uns Kraft zu konsequentem Handeln

           Wir bitten……

Guter Gott, die Welt hat ein riesiges Defizit an Liebe, lass durch uns Wunder der Nächstenliebe geschehen 

            Wir bitten……

Guter Gott, für Alles, wo Du in unserem Leben Wunder gewirkt hast, danken wir Dir

           Wir danken Dir dafür