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17. Sonntag im Jkr., Lj. A – 26.,27. Juli 2020

Liebe Gemeinde!

Wenn wir wegen Urlaub oder wegen Corona oder wegen einem anderen Grund nicht gemeinsam feiern können, dann biete ich Euch an, diesen Sonntag und die Gedanken dazu ganz persönlich zu bedenken. Vielleicht ist es Euch auch möglich selbst den Sonntag zu „feiern“. Als eine Art Hauskirche. Die Verbindung mit der übrigen Gemeinde erfolgt dann im Geiste.

Kann man dann auch sagen: „Der Herr ist mit mir, ist mit uns“?

Kann man dann bestätigen: „Ja er ist mit mir, mit uns“?

Und so möchte ich Euch recht herzlich begrüßen.

(Die folgenden Texte sind großteils jene, die auch am Georgenberg vorgetragen werden.)

 

EINFÜHRUNG

L1:   Im heutigen Evangelium fragt Jesus: Habt ihr das alles verstanden? Jesus hinterfragt ob die „Volksmenge“, das sind seine Zuhörer, die Gleichnisse verstanden hat.

        Sie antworten mit Ja. War das so?

L2:   Wenn man uns heute fragen würde, wären wir da vorsichtiger mit unserer Antwort? Müssen wir uns da nicht erst damit auseinandersetzen? Vielleicht in die Tiefe, die in den Gleichnissen liegt, hineinhören?

L1:   In der 1. Lesung bittet Salomon, der blutjunge und unerfahrene König, um ein hörendes Herz. Gott hat ihm einen Wunsch freigestellt. Das hörende Herz, das Salomon sich wünscht, kann als Ausrichtung auf Gott und Orientierung am Göttlichen gedeutet werden. Andererseits ist das hörende Herz auch der Wunsch nach Offenheit.

 

KYRIERUFE

Pr:   So dürfen wir uns selbst ansehen, und unsere Fähigkeit zu hören hinterfragen.

L2:   Zuhören ist oftmals nicht einfach. Wollen wir nicht manchmal lieber reden als zuhören? Und wenn wir hören, achten wir auch auf das Unausgesprochene und auf die leisen Töne?

Nachdenkpause       

L2:   Herr erbarme dich unser.

A:    Herr erbarme dich unser.

 

L1:   In dieser Zeit des Suchens nach Erholung und Entspannung, ist es von Bedeutung auch auf uns selbst zu hören. Auf unseren Körper und sein Bedürfnis, und auch auf den Geist und das, was er braucht.

Nachdenkpause

L1:   Christus erbarme dich unser.

A:    Christus erbarme dich unser.

 

L2:   Und wir dürfen uns auch prüfen, ob wir Gott vernehmen.

        Kann ich zu jener Stille kommen, in der ich Gott hören kann? Habe ich die entsprechende Aufmerksamkeit, um Gott zu hören? Suche ich Gott so, dass er mir auch begegnen kann?

Nachdenkpause

L2:  Herr erbarme dich unser.

A:    Herr erbarme dich unser.

 

Pr:   Guter Gott, du kennst unsere Schwächen und unsere Versäumnisse. Schenke uns Verzeihung. Wir vertrauen ja auf Deine Barmherzigkeit und wollen darin auch wachsen.

        Gib uns die Sehnsucht, die leisen Töne zu hören, damit wir deinen Ruf nicht überhören.

        Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder. Amen.

 

1. Lesung: 1 Kön 3,5.7-12

Evangelium: Mt 13,44-52

Die Gedanken zu Lesung und Evangelium von Pfarrer Fabian sind auf der 3. Seite abgedruckt.

Fabian hat über Gabi Hückl, seine „Wiener-Mutter“, eine besondere Beziehung zu unserer Gemeinde.

 

Fürbitten

Pr:   Guter Gott, du bist für uns ein Gegenüber und ein Gesprächspartner, der uns zuhört.

        So kommen wir vertrauensvoll zu dir, und bringen dir unsere Anliegen.

L1:   Wir leben in einer Zeit, in der oftmals an uns hohe Anforderungen gestellt werden. Neben den Forderungen von außen, stellen wir solche auch an uns selbst.

        Guter Gott, lass uns sensibel werden für das, was unser Körper verträgt und was unser Geist benötigt.

A:    Wir bitten dich erhöre uns.

L2:   Unser Leben wird oftmals von großen Lautstärken bestimmt. Vom Parlament angefangen wird mit groben Worten geschleudert. Die leisen Töne der Hilfesuchenden und „Stimmlosen“ werden sehr leicht überhört.

        Guter Gott, gib uns ein offenes Ohr für alle, die sich kaum oder gar nicht  Gehör verschaffen können.

A:    Wir bitten dich erhöre uns.

L1:   Der Schatz oder die Perle in den Gleichnissen sind Bilder für das besonders Wertvolle unseres Glaubens. Die Finder haben große Freude damit.

        Guter Gott. Lass uns diese Freude erleben, und lass uns diese Freude mit anderen teilen.

A:    Wir bitten dich erhöre uns.

L2:   In manchen Haushalten sind besonders wertvolle Sachen im Keller oder am Dachboden unbeachtet abgelegt und vergessen worden.

        Guter Gott, lass uns darüber nachdenken, ob wir nicht auch unseren Glauben unbeachtet abgelegt und vergessen haben. 

A:    Wir bitten dich erhöre uns.

L1:   Die Jünger des Himmelreichs verfügen über einen großen Vorrat.

        Guter Gott, lass uns Jünger deines Bereiches der liebevollen Zuwendung sein.

        Gib uns den festen Glauben, um mit immer neuen Gedanken und Ideen am Reich Gottes zu bauen.

A:    Wir bitten dich erhöre uns.

Pr:   Guter Gott, du hörst unsere Anliegen.

Lass alles bei dir gut aufgehoben sein und lass deine Gedanken unsere Gedanken werden. Amen.

An unser Bitten schließt auch das Gebet zu unserem Vater an:

Vater Unser…..

Wünschen wir einander den Frieden des Herzens. Der Friede möge von uns auf andere übergehen. Und das können wir, wenn wir direkt ein Gegenüber haben, oder jemanden anrufen oder jemandem schreiben.

 

Pr. Guter Gott, so wollen wir abschließend beten.

Wir haben Dein Wort in uns aufgenommen. Lass dieses Wort wie Brot für uns sein. Ein Brot, das uns Kraft  gibt, deine Botschaft zu leben, und Mut gibt sie in unsere kleine Welt hinaus zu tragen.

So segne uns der gütige Gott, der Vater durch den Sohn und im heiligen Geist. Amen

 

Habt einen schönen Sonntag und eine gute Woche,

das wünscht Euch euer Diakon Hubert

 

 

SIEBZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-07-26

KERNBOTSCHAFT:In gravierenden Entscheidungssituationen brauchen wir ein >>hörendes Herz<<, das in der persönlichen Beziehung zu Gott verankert ist.

Ansatz für Glücksforschung nach der Bibel:In den Buchhandlungen türmt es überdrüber von Glücksbüchern. Jenseits der „Glückswelle“ erhalten wir jedoch heute eine Sinnalternative zur echten Lebenserfüllung. „Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein…Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!“ Ich möchte mit euch über diesen Abschnitt unserer ersten Lesung nachdenken. Was und wo ist in unserem Alltag der >>Sitz im Leben<< für dieses wichtige >>hörende Herz<<? Ich lasse die Meuchelmorde in der Familie des großen Königs David nach seinem Tod beiseite und greife den Großwunsch seines Sohnes und Nachfolgers Salomo auf. “Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt”. Menschen können in unterschiedliche Entscheidungssituationen kommen, die sie überfordern. Sie brauchen einen existenziellen Kompass, der ihnen die richtige, moral-ethische Richtung zeigt. Manche, wie Viktor E. Frankl, nennen diesen inneren Kompass das Gewissen. Heute heißt er für uns das „hörende Herz“. Gerade ein König, der nach dem Schweizer Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung im Volk stets einen >>Überblick<< zu bewahren hat, braucht als seine besondere menschliche Ausstattung ein >>hörendes Herz<<. Denn das >>hörende Herz<< ist nicht von der >>Sprache des Herzens<< zu trennen. In fünf Tagen werden es 78 Jahre sein, dass der französische Schriftsteller und Weltflieger Antoine de Saint-Exupéry gestorben ist und er wäre am 29. Juni dieses Jahres 120 gewesen. Ein Sinnspruch aus seinem weltberühmten Buch „Der kleine Prinz“ ist dennoch unzähligen Menschen ans Herz gewachsen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut; das Wesentliche ist für die Augen verborgen.“ Wir erkennen auf Anhieb die Parallele zum >>hörenden Herzen<< des Königs Salomo. Konkret heißt es, dass unser Herz allemal die spirituelle Brücke zu unseren Mitmenschen ist. Wie stark unsere Beziehungsbrücken zu den Menschen sind, hängt wesentlich davon ab, welches Herz in uns schlägt. Es könnte das Herz der Besserwisserei sein oder aber auch das der Lernbereitschaft. Die Beziehungsbrücken zwischen den Völkern stehen unter den gegenwärtigen Weltverhältnissen gerade nicht fest, weil wir die Diagnose kennen: Weltherzerkrankung.

Auf Jesus hören und auf seinen Worten bauen:Ich erkenne eine wunderbare Gedankenbrücke zwischen der Bitte des Königs Salomo und den Gleichnissen Jesu im Evangelium: Führungspersonen in der Politik, in der Wirtschaft, und nicht zuletzt in den Kirchen brauchen das >>hörende Herz<<, um die Menschen gut zu verstehen, die sie führen. Für mich gleicht dieses >>hörende Herz<< dem „Schatz, der in einem Acker vergraben war.“ Der muss entdeckt werden für das Gemeinwohl! Das >>hörende Herz<< gleicht „einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte und fand“; er gab alles auf, um die wertvollste Perle zu haben. Das >>hörende Herz<< gleicht aber auch „dem Netz, das ins Meere zum Fischfang ausgeworfen wurde.“ Es ist nämlich das >>hörende Herz<<, das weiß, die guten Fischen von den schlechten zu unterscheiden. Ich finde auch, dass geradezu dieses >>hörende Herz<< mit unserem inneren Garten in Verbindung steht; es ist dem inneren göttlichen Kind in uns zugewandt. Ich verbinde gern das Bild des >>göttlichen Kindes<< in uns mit einem auf dem Marktplatz verlorengegangen Kind, welches im Wirrwarr der vielen Stimmen plötzlich die Stimme seiner Mutter hört und erkennt. Da wird die ganze Welt wieder in Ordnung; in diesem Augenblick stellen sich Ruhe, Frieden, Sicherheit und Geborgenheit ein. Alles das steckt doch in allen drei Gleichnissen Jesu heute im Evangelium.