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5.Sonntag der Osterzeit - 1. und 2.Mai 2021 - in der Kirche

Wegen Sturmwarnung findet die Messe am Sonntag in der Kirche und nicht im Freien statt
                                                                                                                                                                                                                         

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Einleitung

Der wunderbare Schöpfungsmythos endet mit der großartigen Idee Gottes am 7. Tag zu ruhen. Über unser jüdisches Erbe sind wir bis heute Nutznießer der Einrichtung des Sabbaths und daraus entsprungen unseres Sonntags. Gott kannte sein Geschöpf Mensch so gut, dass er wusste, was wir brauchen. Ruhe braucht man, um sich physisch zu erholen. Die Ruhe als Freiheit von Arbeit ermöglicht aber auch die Gedanken, das Herz und die Seele wenigstens einmal in der Woche darauf auszurichten, was das wahre und gute Mensch-Sein ausmacht und sich Kraft für eine Woche zu holen. Daher dürfen wir uns jetzt dankbar ganz auf eine Begegnung mit Gott in der Gemeinschaft als gläubige Christen einlassen. Dazu ist es gut alles Bedrückende, Verwirrende und Un-Gute jetzt hinter uns zu lassen und das Alles unserem guten und barmherzigen Gott zu übergeben.

 

Kyrie

Guter Gott, ohne die befreiende Botschaft von Jesus hätten wir keine Grundlage für ein erfülltes Leben                                                                                    

 Herr erbarme Dich unser

Guter Gott, ohne Deine Liebe können wir nicht leben                

Christus erbarme Dich unser

Guter Gott, ohne Deine Vergebung können wir nicht leben       

Herr erbarme Dich unser

 

Zeugnis zum Evangelium vom Weinstock und den Reben; Joh.15,1-8

Liebe Freundinnen und Freunde in der Gemeinde am Georgenberg!

Seit mehr als 40 Jahren komme ich die meisten Sonn- und Feiertage hier herauf auf den Georgenberg, um meine seelische Batterie aufzuladen.

Am öftesten hat mich Franz mit seinen Liebespredigten aufgeladen.

Er hat bis zum Schluss nicht aufgehört, uns die Liebe als Zentrum unseres Glaubens einzuhämmern, oder besser: „schmackhaft“ zu machen, weil er zurecht erkannt hat, dass viele, so auch ich, diese Botschaft immer wieder vergessen, nicht verinnerlicht haben und daher nicht danach handeln, oder nur teilweise und mangelhaft.

Die heutigen Schriftlesungen hätten Franz wieder so eine Gelegenheit geboten, eine Liebespredigt zu halten.

Hier geht es im Evangelium um Einheit und Fruchtbringen. Um die Stelle aber richtig zu verstehen, muss man die gleich nachfolgenden Stellen einschließen, die am nächsten Sonntag gelesen werden.

Vers 9: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wo wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“

Und Vers 12: „Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“

Diese Worte Jesu stammen aus seinen Abschiedsreden, in denen er ein letztes Mal versucht, seine Botschaft zu komprimieren und uns als sein Testament zu hinterlassen.

Dass die Liebe aber kein Selbstzweck ist, erfahren wir im Vers 11, wenn er sagt: „Dies habe ich Euch gesagt, damit meine F r e u d e in Euch ist und damit Eure Freude vollkommen wird.“

„Vollkommene Freude!“ Wahnsinn! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!

Ist es vielleicht so, dass wir nicht so richtig an die Liebe glauben, weil wir nicht an die Möglichkeit der „vollkommenen Freude“ glauben?

Wenn wir aber nicht an die „vollkommene Freude“ glauben, dann glauben wir auch nicht an die Ewigkeit. Für mich ist das Wesensmerkmal der Ewigkeit die „vollkommene Freude“.

Und darum beginnt ja die Ewigkeit schon jetzt und hier, weil wir immer wieder Momente von – vielleicht nicht ganz „vollkommener Freude“ – aber doch großer Freude erleben können. Und diese Momente der echten Freude haben Ewigkeitswert und haben immer mit Liebe zu tun.

„Vollkommene Freude“ ist nicht der Lottogewinn oder die Gehaltserhöhung, sondern das erste Lächeln eines Babys, oder das letzte Lächeln eines sterbenden Menschen. Das ist verstehende und erkennende Einheit mit einem Menschen, und dadurch mit Gott.

Und das, so glaube ich, meint Jesus mit der fruchtbringenden Einheit zwischen dem Weinstock und der Rebe:  Ohne Weinstock kann die Rebe nicht leben – aber es gilt auch: ohne Rebe kann der Weinstock keine Frucht bringen.

Und die Frucht des Weinstocks und der mit ihm verbundenen Rebe ist letztlich der Wein – das Symbol der Freude! Früchte sind aber auch die Taten der Liebe, die aus dieser untrennbaren Verbindung entstehen.

Ich hatte das Glück am Land aufzuwachsen und wir hatten neben dem Betrieb des Gasthauses auch einen Weingarten. Dort habe ich am liebsten gearbeitet – auch beim Rebschnitt. Mein Vater hat uns den Rebschnitt so erklärt, dass jede Rebe unterschiedlich sei und man mit jedem Stock individuell sprechen muss: „Wie brauchst Du es denn?“ „Was tut Dir am besten?“ So haben wir gelernt, uns mit jedem Weinstock, mit jeder Rebe als einmaliges Lebewesen auseinanderzusetzen.

Wenn man sich schon so intensiv mit einer Rebe auseinandersetzt, ist es dann nicht umso notwendiger sich mit den Menschen zu beschäftigen? Geht es nicht darum das Gegenüber zu „Erkennen“ und zu „Verstehen“; seine Individualität und vielleicht auch „Eigen-Artigkeiten“ anzuschauen und anzunehmen? Und das auch wenn es nicht angenehm ist? Ist das nicht die Basis für die Liebe, für die Einheit?

Und dann sagt uns der Verfasser des Johannesbriefes: „… wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“

Und im Vers 17 des Johannesevangeliums steht: „Dies trage ich euch auf, dass ihr einander leibt!“      

Wie geht´s uns damit?

- Können wir unsere Politiker lieben, und zwar egal welcher Partei?

- Können wir die Corona-Leugner lieben?

- Können wir jene lieben, denen die Umwelt völlig egal ist?

Und wie sieht es mit unseren Taten der Liebe aus? In der Familie – ja! Unter Freunden – ja! Aber sonst? Dort wo es eine Überwindung braucht?

Gott sei Dank gibt es neben der Liebe noch eine zweite, wahrhaft göttliche Eigenschaft: 

die Barmherzigkeit, die Vergebung!

Im Johannesbrief steht das so: „Und wir werden vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß.“

Da kann man nur sagen: „Gott sei Dank!“

In dieser unendlichen Weite Gottes, seiner unendlichen Liebe, seiner unendlichen Barmherzigkeit, geborgen zu sein –

Diesen Glauben dürfen wir jeden Sonntag als Botschaft in unser Innerstes aufnehmen,

dürfen es nach Hause tragen,

im Gebet immer wieder aufwärmen, damit unsere Seele und unser Herz stark bleiben,

um ein Leben in Freude und Fülle, in Dankbarkeit und tätiger Liebe zu führen –

wenigstens eine Woche lang: Denn Gott will, dass seine Freude in uns ist und unsere Freude vollkommen wird.

 

Fürbitten

Die Worte der Evangelien und die Lesungen geben uns die Gewissheit, dass wir uns mit Allem, was uns am Herzen liegt, an unseren liebenden und barmherzigen Gott wenden dürfen. Daher können wir jetzt unsere Anliegen vor unseren guten Gott bringen, der für uns als Vater und Mutter sorgt:

Guter Gott – schenke uns ein weites Herz, um an Deine Verheißung der vollkommenen Freude zu glauben                                             

Wir bitten Dich erhöre uns

Guter Gott – schenke uns das Gespür für die Gelegenheiten zu tätiger Liebe, gerade jetzt, wo es so vielen nicht gut geht                            

Wir bitten Dich erhöre uns

Guter Gott – lass die jungen Menschen erfahren, dass die Erfüllung ihrer Sehnsucht nur in Deiner Nähe möglich ist                      

Wir bitten Dich erhöre uns

Guter Gott – für alles Gute, das wir durch jene Menschen erfahren haben, die schon in Deine vollkommene Freude eingegangen sind, danken wir Dir       

Wir danken Dir dafür

Guter Gott – für Alles, was Du uns durch den Glauben schenkst, das uns ein Leben in Fülle und in Einheit mit Dir ermöglicht, danken wir Dir              

Wir danken Dir dafür

 

Peter Püspök

 

 

Kommentare

Zum Bekenntnis von Peter Püsböck.

Lieber Peter, ich danke Dir für Deine Gedanken. Sie haben mir geholfen, meine Liebesbatterie für die nächste Woche aufzuladen. Gerade jetzt, in Zeiten in denen die Gelegenheiten zu persönlchen Begegnungen so selten sind, habe ich sie als sehr hilfreich empfangen. Danke dafür.
Da waren Sätze: Wie denke ich über Corona-Leugner oder Politiker aller Parteien, die mich zum Nachdenken gebracht haben.

Mich haben auch Deine Recherche zu passenden Bibelzitaten und Deine tiefgründigen Formulierungen sehr angesprochen. Da konnte ich erkennen, dass man einzelne Schriftstellen nicht nur für sich allein sehen darf sondern in einen größeren Zusammenhang stellen muss. Dann gewinnen sie an Tiefe und Bedeutung für das eigne Leben.

Lieber Peter, Franz im Himmel ist sicher stolz auf Dich, seinen Jünger.

Ich danke Dir für Dein Bekenntnis. Du bist ein Gesegneter!

In chistlicher Liebe wünsche ich Dir eine gute Woche.
Ich hoffe, Dich bald wieder persönlich zu treffen.

Willi, Dein Bruder in Christus