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Messtexte 18. Oktober 2020

Sonntag der Weltkirche – 29. Sonntag im Jkr. - 18. Oktober 2020

Liebe Gemeinde!

In diesen Zeiten ist es nicht immer möglich, an der gemeinsamen Feier am Sonntag teilzunehmen. Die folgenden Texte sollen eine Brücke schlagen. Man kann sie einfach lesen und betrachten oder gleich seine persönliche Feier damit gestalten. So begrüßen wir Euch herzlich und wünschen, dass „der Herr mitten in uns und unter uns ist“.

 

Einleitung:

L1: Heute feiern wir Missionssonntag. Am Georgenberg haben wir diese positive Tradition des Missionsessens. Selbst die Pandemie konnte das Engagement von 5 jungen Georgenbergerinnen nicht bremsen und deswegen gibt es heuer ein Missionsessen "To Go" mit charmanter Homepage samt Online-Anmeldung. Offiziell wurde der Missionssonntag vor vielen Jahren einmal umbenannt in „Sonntag der Weltkirche“. Denn leider beschreibt das Wort „Mission“ auch eines der dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte… Missionierung verstrickte sich mit Kolonialisierung und Landenteignungen, leider in vielen Fällen mit Gewaltanwendung.

L2: Zum Glück hat sich das Blatt gewendet und heute sind die christlichen Kirchen oft die stärksten und beständigsten Mitstreiter und Unterstützer der aufgrund wirtschaftlicher Interessen unterdrückten Bevölkerung und gefährdeten Umwelt, wie man zum Beispiel an den Bemühungen im Amazonas - Gebiet sieht.

L1: Doch was bedeutet Mission für uns?

L2: Viele Gemeindemitglieder durften in den letzten Jahrzehnten Weltkirche erleben, in dem sie unsere Partnergemeinden in Paraguay, Rumänien oder auch das Babyspital in Bethlehem und weitere Projekte persönlich besuchen konnten. Es ist wunderschön in einer gänzlich fremden und teilweise beängstigenden und von politischen und wirtschaftlichen Unruhen geplagten Gegend der Welt beim gemeinsamen Feiern der Eucharistie eine Vertrautheit und eine Heimat zu erleben, die einen selbst überrascht.

L1: Man kann die Geborgenheit erahnen, die Jesu Botschaft den Menschen bringt. Die Ordensschwestern und -brüder und Padres erlebten wir als  wahre Nachfolger Jesu, die tatsächlich ihr Leben in den Dienst der Menschen stellten. Beeindruckend ist es  auch zu sehen welch wahre Vertraute und Verbündete sie für die Menschen sein können. Kirche für die Menschen zu sein bedeutet in den armen Regionen natürlich auch ein Miteinbeziehen der wirtschaftlichen Grundbedürfnisse und einen Einsatz für das ganzheitliche Wohlergehen.

L2: Essensausgaben, Bildung für die Kinder, Ausbildungen für die Jugendlichen, Interessenvertretung und Zusammenschlüsse der Kleinbauern und der indigenen Bevölkerung gegen Großbauern und -konzerne unterstützen und noch vieles mehr. Ganz nebenbei wird die Liebe Jesu gelebt und in vertrauten Gesprächen ohne erhobenen Zeigefinger die bedingungslose Liebe für viele in ihrem Leben erstmalig erspürt.

L1: Und was bedeutet Mission in unserem persönlichen Umfeld, in unserem alltäglichen  Leben in Österreich?

L2: In erster Linie das Da-Sein für die Menschen und der Versuch den eigenen Glauben als Kraftquelle zu bezeugen. Menschen werden nur mitgerissen und begeistert wenn man ihnen mit  allerhöchstem Respekt und Wertschätzung begegnet und nicht mit    Besserwisserei oder Belehrungen. Ein Sich-Öffnen und der Versuch mit anderen Menschen über meinen Glauben zu sprechen, lässt einen auch über seine persönliche Beziehung zu Gott reflektieren und hilft bei einer Vertiefung des Glaubens.

Kyrie:

L1: Ein verantwortungsvoller Umgang mit wirtschaftlich benachteiligten Menschen verlangt von uns Christen eine Stellungnahme und einen Einsatz auch in politischen Fragen. Wir neigen aus Scheu vor Konfrontation dazu, uns nicht klar zu positionieren.

        Herr, erbarme Dich unser.

L2: Das Wissen über die weltweite Ausbeutung der Natur und den Klimawandel erfordert von uns jeden Tag aufs Neue richtige Entscheidungen im Alltag, um Deine Schöpfung o Gott, zu schützen.

       Christus, erbarme Dich unser.

L1: Wir dürfen darauf vertrauen, dass Du o Gott, uns alles was wir brauchen mit auf den Weg gibst, um Botschafter deiner Liebe zu sein.

       Herr, erbarme Dich unser.

 

Vergebungsbitte

Barmherziger Gott, wir sind uns bewusst, dass wir auch ein Teil im weltumspannenden System der Ausbeutung der Menschen und der Natur sind. Verzeihe alle Gedankenlosigkeit und lass uns den Egozentrismus der Reichen überwinden.

Drum bitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen.

 

Tagesgebet

Guter Gott, an diesem Sonntag der Weltkirche wollen wir unsere Sendung als Getaufte bedenken. Mach uns bewusst, dass wir alle eine Verantwortung gegenüber unseren Nächsten haben. Darum bitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen.

Lesung zum Sonntag der Weltkirche 2020

(zusammengestellt von Roswitha Keindl)

 

Bald nachdem sich am Georgenberg eine Gemeinde gebildet hatte entstand der Wunsch „über den Kirchturm hinauszuschauen“, also sich nicht nur innerhalb der Gemeinde zu engangieren.

Von Pater Josef Cascales, den viele von uns kannten, erfuhren wir, dass sein Orden eben dabei war in Paraguay, in YHÚ, eine „Missionsstation“ aufzubauen und dringend Hilfe brauchen würde.

1979 beschlossen wir gemeinsam dieses Projekt zu unterstützen. Unser Anliegen war es, eine schulische und berufliche Ausbildung der Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen.

Das war also vor 41 Jahren!

5 Jahre später entstand in der Hauptstadt Asunción eine weitere Niederlassung.

Dass einige, damals jugendliche Gemeindemitglieder, beschlossen, die Situation vor Ort kennenzulernen und einige Zeit mitzuhelfen, förderte natürlich eine persönliche Beziehung zu den Menschen. Und es gab auch einige Gegenbesuche aus Paraguay bei uns.

Von Asunción erreichen uns derzeit sehr besorgte Nachrichten. Hier kümmern sich die Padres vor allem um die wirklich armen Familien, die bestenfalls vom Müllsammeln oder dem, was sie an kleinen Verkäufen verdienen, leben. Man könnte sie als „Tagelöhner“ bezeichnen.

In den letzten E-Mails die uns erreichen berichtet Pater Ventura:

„Seit Beginn der Corona -Epidemie fallen für diese Menschen alle Möglichkeiten etwas zu verdienen weg, sie dürfen nicht auf die Straßen. Das bedeutet: Kein Geld – nichts zu essen!

Wir versuchen derzeit mehr als 700 Familien täglich mit dem Nötigsten an Nahrung zu versorgen. Danke für eure Mitarbeit!

Herzliche Grüße an die Gemeinde am Georgenberg und eine Umarmung im Geiste.“

 

Evangelium Mt 22,15-21

Predigt:

Sendung aller

Bei einem Fußballsiel wird vor Beginn die Platzwahl, also welche Mannschaft in welcher Spielhälfte beginnt, durch den Aufwurf einer Münze geregelt. Vorher wird festgelegt, welche Seite der Münze für welche Mannschaft steht. Kopf oder Adler hat man das einmal genannt. Die Seite der Münze, die bei dem Aufwurf oben liegt, erlaubt der zugeordneten Mannschaft die eigene Spielhälfte auszusuchen. Das Bild der Münze hat wenig Bedeutung, ermöglicht aber die erforderliche Regelung.

Im heutigen Evangelium geht es zunächst auch um eine Münze, um die Steuermünze. Die hat schon mehr Bedeutung. Jesus wird die Frage gestellt, ob es erlaubt ist dem Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht. Nach der Zeitenwende wurde in Israel von der römischen Besatzungsmacht eine Kopfsteuer eingehoben. Wenn Jesus nein zur Entrichtung der Steuer sagt, stellt er sich wohl hinter die militanten Nationalisten in Israel, aber gegen den Kaiser. Wenn Jesus ja sagt, sagt er auch ja zum Abbild des vergöttlichten Kaisers auf der Münze,  und läuft Gefahr seine religiöse Autorität zu verlieren. Auf schwierige oder auch hinterhältige Fragen gibt es nicht nur die Antworten ja oder nein.

Münzen haben wohl unterschiedliche Seiten, auf denen Unterschiedliches dargestellt ist. Wenn es heute um die Weltkirche geht, so könnten, wenn es die Darstellungen auf einer Münze ausdrücken sollen, zwei Welthälften abgebildet sein. Aber ich schlage vor, nicht wie üblich Eurasien und Afrika auf der einen Seite abzubilden und den Amerikanischen Kontinent auf der anderen Seite. Nein, es wäre sehr bezeichnend die Nordhalbkugel und die Südhalbkugel zu zeigen. Mit anderen Worten wird auf der einen Seite der reiche Teil der Nordhalbkugel, die wir üblicherweise ansehen, dargestellt. Die zweite Seite der Münze zeigt dann die arme südliche Welt. Die zweite Seite der Medaille.

 

Wir feiern den Sonntag der Weltkirche. Denn Jesus hat einen globalen Anspruch gestellt. In der Apostelgeschichte heißt es bevor Jesus „in den Himmel aufgenommen wurde,“ beauftragte er seine Jünger „… ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8)

Die andere Seite der Münze

Wie kann heute die Botschaft Jesu hinausgetragen werden? Bis an die Grenzen der Erde? Und wo liegen die Grenzen? Vielleicht sind sie auch ganz nahe?

Vor einigen Jahren waren wir bei einem „Gemeinschaftstag Weltkirche“. Unter anderem ging es dort um die Frage, ob wir Europäer etwas von der Kirche in Lateinamerika und von deren praktischen Erfahrungen lernen können. Von dieser Tagung und auch aus persönlichen Erfahrungen scheinen mir drei Erkenntnisse für uns beachtenswert.

1. Zugehörigkeit

Kleine Gemeinden bieten die große Chance ein Gefühl der Zugehörigkeit zu haben. Das weiß man in Lateinamerika, und das weiß man zum Teil auch bei uns. Unsere Vision vom Ge(b)orgenberg kann schon als hochgestecktes Ziel in Bezug auf Zugehörigkeit gesehen werden. Und es ist wert ständig daran zu arbeiten, was uns ja auch Freude macht. Wir wissen aber auch, wenn die Bindungen locker werden, wenden sich die Menschen ab und bleiben fern. Und diese Zeit der Pandemie trägt diese Gefahr in sich, dass Bindungen locker werden.

2. Zeugen sein

Nach wie vor muss gelten, dass alle Getauften berufen sind mit ihrem Leben Zeugnis zu geben. Wenn wir aus der Kirche hinausgehen, legen wir unser Christsein nicht ab. Jetzt kommt erst die Bewährungsprobe. Zeugen sind wie das Salz der Erde und das Licht der Welt. Ihr Beispiel missioniert auch ohne Worte.

3. Verkünder des Wortes

Auf die Frage nach unserer Hoffnung und unserem Glauben werden wir uns manchmal äußern und äußern müssen. Es kann uns durchaus so gehen wie Jesus. Eine provokante Frage ist schnell gestellt. Verstummen wir dann? Jedenfalls braucht jede Gemeinde ihre Verkünder. Das Gemeinsame Priestertum fordert uns dazu heraus. Wir haben Laien, die ihr Zeugnis geben und wir haben Wortgottesdienstleiterinnen und -leiter. In Südamerika sind das die „Delegierten des Wortes“. Zeugnis braucht auch das Wort.

Eine missionarische Verbindung von Wort und Tat möchte ich noch erzählen.

Im vergangenen Sommer starb der bei uns weniger bekannte brasilianische Bischof Pedro Casaldaliga. Seine Diözese ist in etwa vergleichbar mit jener von Bischof Erwin Kräutler, der bei uns in Österreich geläufiger ist. Die Probleme waren für beide die gleichen.

Eines Nachts fuhr Casaldaliga mit dem Linienbus durch seine riesige Diözese, als er wegen Verdauungsproblemen den Fahrer bat er möge anhalten. Dieser hat ihn offensichtlich missverstanden, ließ ihn zwar aussteigen fuhr aber gleich wieder weiter.

Der Bischof ging dann auf der Straße weiter, bis er das Licht einer Hütte sah. Dort nahm man ihn sehr freundlich auf und versorgte ihn bis zum nächsten Morgen. Und sie erzählten ihm auch, warum das, was sie für ihn taten, selbstverständlich war. Ihr Bischof, so sagten sie, spricht nämlich oft im Radio, und sein Wort ermutigt sie für andere, und vor allem bedürftige Menschen da zu sein.

Als ich diesen Bericht hörte, habe ich mich an dieser Stelle gefragt, gibt sich der Bischof jetzt zu erkennen. Er tat es nicht. Wenn wir Zeugen für die Botschaft Jesu von der liebevollen Zuwendung zu dem Menschen sein wollen, muss es unbedeutend sein, wer uns gegenüber ist. Das Evangelium sagt, Christus möchte uns in allen Menschen begegnen, besonders in den Bedürftigen. Mission ist Sendung aller Getauften. Mission ist Sendung zu allen. Besonders zu den Bedürftigen. Hier, und in Lateinamerika und bis an die Grenzen der Erde.

Glaubensbekenntnis(von Bischof Erwin Kräutler)

Ich glaube an die Macht der Liebe, die Grenzen überschreitet,

die persönliche Beziehungen vom Ich zum Du,

vom Ich zum Wir der Weltgemeinschaft gelingen lässt.

Ich glaube an die Macht der Liebe, die Tränen trocknet und Wunden heilt,

die Elend und Not mit dem Mantel der geschwisterlichen Anteilnahme umfängt.

Ich glaube an die Macht der Liebe,

die den Schrei der Armen hört und ihnen in Solidarität die Hände reicht.

Ich glaube an die Macht der Liebe,

die Zäune abbricht, Mauern niederreißt und Brücken baut.

Ich glaube an die Macht der Liebe,

die Herzen bewegt und Distanzen zwischen den Menschen überwindet.

Ich glaube an die Macht der Liebe, die Leben spendet

und unseren Weg in eine neue Zeit hell werden lässt.

 

Fürbitten & Danksagungen:

L1: Guter Gott, es erfordert Mut sich auch in gesellschaftspolitischen Fragen in Deinem  Sinne einzusetzen. Gib uns dafür im rechten Moment Deinen Geist.

- Wir bitten dich, erhöre uns.

L2: Herr, wir bitten Dich um Einsicht der politischen Machthaber weltweit, damit sie erkennen, dass wirtschaftliche Interessen keine Umweltzerstörung und respektlosen Umgang mit der Bevölkerung rechtfertigen.

- Wir bitten dich, erhöre uns.

 

L1: Guter Gott, wir danken dir für die Menschen, die sich mit ihrer ganzen Hingabe dem Leben in der Mission widmen und leuchtende Beispiele Deiner Liebe sind.

- Wir danken dir dafür.

Vater Unser

 

Meditationstext

L1: Aus dem Gebet für die Mission - von Papst Franziskus:

L2: Die Mission,

       die Christus seiner Kirche anvertraut hat, ist noch lange nicht vollendet.

       Deshalb bitten wir Dich um neue Ideen und um wirksame Formen, um Leben und Licht

       in die Welt von heute zu tragen.

Schlusssegen

Dazu erbitten wir den Segen Gottes für unsere Lieben, für uns selbst und vor allem für die Bedürftigen.

Es segne uns der gütige Gott,

der Vater durch den Sohn und im Hl. Geist. Amen.

Bedenkt, ihr seid Gesendete, ihr seid Zeugen Christi.

 

Habt alle eine gute Woche

Es grüßen Euch herzlich Betty und Hubert