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2021-01-31 4. Sonntag im Jahreskreis

Lied

Einführung

Wieder und wieder heißt es im Alten wie im Neuen Testament: Höre! Hört! – durch die ganze Heilige Schrift zieht sich dieser Ruf. Als Einladung, als Mahnung, als Verheißung, als Auftrag. Damit sein Wort bei uns ankommen kann, hat Gott uns das Ohr gepflanzt – so übersetzt Martin Buber den Psalm 94.

Moses ist die zentrale Figur im Judentum, er ist der Prototyp des Propheten. Als solcher ist er eine Berufener und ein Rufer: Am Sinai von Gott zum Befreier Israels gerufen und später dort von Gott beauftragt, dem Volk seine Worte zu übermitteln.

Die Juden verstehen die heutige Lesung als messianische Verheißung, sie erwarten einen zweiten Moses. Für uns ist Jesus dieser zweite Moses, aber er ist mehr als ein Prophet. Er ist die Erfüllung des ganzen Alten Testaments. Jesus ist der Christus, er ist Sohn Gottes, er ist uns Freund und Bruder, aber er ist auch Herr und Gott.

Kyrie

Neigen wir dem Wort unser Ohr zu. Nehmen wir das Wort in unser Herz. Lassen wir uns von seinem Wort führen und stärken:

Herr Jesus Christus, Du bist das Wort, das Gott jedem einzelnen von uns schenkt – Herr, erbarme dich.

Du hast unsere Ohren gepflanzt, um Gott zu hören und ihm zu folgen – Christus erbarme dich.

Du hast unser Auge geformt, um deine Schöpfung zu sehen und sie zu bewahren – Herr, erbarme dich.

Gloria

Lesung: 5. Mose / Dtn 18, 15-20

Mose sprach zum Volk: 15 Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. 16 Der HERR wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen, worum du am Horeb, am Tag der Versammlung, den HERRN, deinen Gott, gebeten hast, als du sagtest: Ich kann die donnernde Stimme des HERRN, meines Gottes, nicht noch einmal hören und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen, ohne dass ich sterbe. 17 Damals sagte der HERR zu mir: Was sie von dir verlangen, ist recht. 18 Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete.  19 Den aber, der nicht auf meine Worte hört, die der Prophet in meinem Namen verkünden wird, ziehe ich selbst zur Rechenschaft. 20 Doch ein Prophet, der sich anmaßt, in meinem Namen ein Wort zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder der im Namen anderer Götter spricht, ein solcher Prophet soll sterben.

Halleluja

Evangelium: Mk 1,21–28

21 Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. 22 Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. 23 In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: 24 Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. 25 Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! 26 Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. 27 Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. 28 Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

 

Predigt – Harald „unreine Geister“

Liebe Kinder,

was stellt ihr euch eigentlich unter unreinen Geistern vor? Gerade haben wir gehört, dass in diesem jungen Mann, der von Jesus geheilt worden ist, ein unreiner Geist war, der ihn hin und her gezerrt hat. Was meint ihr? Gibt es heute auch so unreine Geister? Was machen die?

(Kinder erzählen lassen…)

Was können wir tun, um uns gegen solche unreinen Geister zu schützen?

(Kinder erzählen lassen…)

 

Liebe Gemeinde,

„die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre“ (Mk 1,22).Sind wir betroffen von seiner Lehre? Ich bin sehr dankbar, in dieser Gemeinde wirken zu dürfen, denn ich spüre hier in diesem wunderbaren Kirchenraum manchmal so viel an Betroffenheit, ich sehe Tränen, ich höre Berichte, dass Menschen nach Monaten sich noch mit irgendeinem Wort beschäftigen, dass sie hier aufgeschnappt haben. Dies ist eine Gelegenheit euch zu danken für Rückmeldungen jeder Art, weil sie Gott die Ehre geben und uns Verkündern des Wortes Hoffnung, dass unser Dienst sinnvoll ist (andernfalls bleibt doch oft das Gefühl zurück, es ändert sich eh nichts…).

 

Ich erfahre auch manchmal Widerspruch. Manches davon gibt mir zu denken oder Anlass zu Veränderungen persönlicher Natur oder in der Gemeinde. Manches muss ich allerdings bei meinem Gesprächspartner lassen. Wenn z.B. jemand sagt: „Cyrill und Method ist nicht mehr so wie früher“, dann spüre ich ein Stück Traurigkeit oder Enttäuschung bei meinem Gegenüber – aber ich kann ihm nur schwer helfen. Es wäre schlimm, wenn immer alles gleich bliebe und unsere Gemeinde keine Entwicklung durchmachen würde. Auch der Pfarrer darf und muss sich entwickeln und wenn ich manche Dinge deutlicher sage als dies vor 3 oder 4 Jahren der Fall war (auch weil mir damals Einsicht oder Worte noch fehlten), so ist auch das ein Dienst an eurem Glauben.

 

Sicher ist, dass in vielen von euch der Glaube stärker geworden ist, sicher ist, dass vor allem deshalb unsere Gemeinde eine starke Ausstrahlung hat. Das ruft bei vielen nah und ferne Freude hervor, bei anderen wächst allerdings der innere Widerstand. Wer sich am wenigsten über diese Entwicklung freut, ist der Vater der Lüge, der Durcheinanderbringer – das ist die wörtliche Übersetzung von Diabolos – Teufel. Ich finde es wenig sinnvoll darüber zu philosophieren oder zu diskutieren, ob der Teufel eine Person ist. Er ist mindestens so sehr Unperson, weil eine Person sich durch Beziehungen und Liebe definiert. Der Teufel ist, wenn man so will, die Beziehungslosigkeit und Lieblosigkeit in Person, d.h. aber, dass er letztlich keine Person ist.

 

Das Evangelium spricht von „unreinen Geistern“. Es hilft uns wenig, dies alles in den Bereich der Psychologie zu verbannen indem wir sagten, diese Dinge lassen sich alle natürlich erklären, Tischerlrücken ist doch nur harmloser Blödsinn, da kann gar nichts passieren usw. Wir beobachten einen Boom an Esoterik, Reiki, Voodoo, Kartenauflegen, Magie und satanischen Praktiken. Wir können uns wirklich nicht darüber beklagen, dass der Mensch von heute – ich spreche jetzt tatsächlich von der Entwicklung der letzten Jahre – kein Interesse an Religion, Transzendentem und Übersinnlichem hätte. (Die Zeiten der reinen aufgeklärten Vernunftgläubigkeit und des theoretischen Atheismus sind vorbei.) Aber was auf diesem neuen religiösen Markt alles angeboten wird, ist haarsträubend. Im Normalfall verzichten diese Weisheitslehren auf Jesus, sehr viele auch auf die Existenz eines personalen Gottes. Eine höhere Energie und Macht ist es, die uns lenken soll.

Diese Entwicklung wundert mich nicht, weil die wenigsten Menschen über den Volksschulunterricht hinaus Bedeutsames für ihren Glauben unternommen oder dazugelernt haben. Leid und Probleme bleiben allerdings nicht aus, und der Mensch sucht unweigerlich nach Lösungsansätzen. Persönlich finde ich es aber schlimm, mit welcher Selbstverständlichkeit praktizierende Katholiken sich Karten auflegen lassen, zweifelhafte Seminare besuchen oder Kontakt mit Verstorbenen aufnehmen wollen. Ohne es zu ahnen, lassen sich viele dadurch auf das ein, wovon uns Jesus eigentlich erlösen wollte. Natürlich wird immer wieder beteuert, hier und dort wird nur weiße Magie praktiziert. Abgesehen, dass der Begriff „weiße Magie“ problematisch ist: wer gibt dir die Sicherheit, dass es so ist, nur weil es gesagt wird? Ein Kriterium, das mit großer Treffsicherheit das Gegenteil beweist, ist übrigens der finanzielle Faktor. „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“ sagt Jesus, das gilt natürlich in besonderer Hinsicht für übernatürliche Gaben.

 

Warum die Kirche Magie als schwere Sünde betrachtet, ist leicht erklärt. Es ist Vertrauensbruch. Ich will jetzt und hier um jeden Preis Wohlbefinden, ich kann nicht akzeptieren und glauben, dass ich etwas lernen soll durch die unangenehmen und schmerzvollen Dinge meines Lebens, ich will alles selber wissen und besser wissen, ich möchte wissen, was auf mich zukommt, ich will mich nicht von Gott überraschen und leiten lassen, will selber mein Leben steuern. Und ich kann im letzten nicht glauben, dass es Gott gut meint. Vertrauensbruch. Gottlosigkeit. Ich will selbst der sein, der den Überblick hat, ich will mein eigener Gott sein. Jetzt kann leicht einer sagen: „geh bitte, das war doch nicht gemeint, als ich Tischerlrücken gegangen bin. Das war doch nur aus Neugier“. Das kann schon stimmen, aber auch Gedankenlosigkeit ist eine Form der Lieblosigkeit. Es wird auch nicht jeder, der einen Joint raucht, rauschgiftsüchtig. Aber bestimmt haben die meisten Drogensüchtigen mit so harmlos wirkenden kleinen Kostproben angefangen.

 

Wir sehen im heutigen Evangelium mit Staunen einen Jesus, der jemanden anherrscht – in diesem Fall den Dämon, nicht den Menschen. Es gibt eben nicht nur den milden, gütigen Jesus. Bitte schrecken wir vor diese Schärfe nicht zurück, sondern erforschen wir unser Gewissen, ob hier vielleicht ein Schritt der Umkehr in unserem Leben dran ist (Beichte, Gebet zur Befreiung); und wenn auch heute nur einer unter uns ist, der sich in seinem Leben mit zweifelhaften Praktiken eingelassen hat und nun vielleicht (unbewusst) an den Folgewirkungen leidet – dann hat es sich ausgezahlt, dieses Thema anzusprechen. Es ist erstaunlicherweise immer wieder unser Elend, das Jesus und sein Erbarmen anzieht. Lassen wir es zu, dass er unser Heiland wird!

 

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Wissen ohne Liebe ist dämonisch („Die Dämonen wissen, welche Macht die Demut Gottes, die in Knechtsgestalt erschien, gegen ihren Hochmut hat. Das zeigt ihre Reaktion dem Herrn gegenüber, der sich mit der Schwachheit des Fleisches bekleidet hat. Ihre Wort zeigen klar, dass sie zwar Wissen haben, aber keine Liebe. Denn sie fürchteten Strafe für sich und liebten daher seine Gerechtigkeit nicht“ Augustinus)

 

 

Fürbitten

Wir beten für uns alle, die Du uns beauftragt hast, dein Wort zu verkünden – so, wie Gott sie uns zumutet. Christus höre uns.

Du hast uns Vollmacht gegeben, dein Wort im Namen Jesu zu verkünden – wir danken Dir dafür.

Wir beten für alle, die Dich früher gehört haben, aber heute nicht mehr folgen können oder wollen. Christus höre uns.

Du hältst deine Arme für uns offen, wir können uns auch im letzten Moment zu dir bekennen – wir danken Dir dafür.

Flüchtlinge in Bosnien und Griechenland, Menschen in Kriegsgebieten sind verzweifelt, während wir den Krieg und die Flüchtlinge, die wir hier vor 80 Jahren zu verantworten hatten, verdrängt haben. Im Jemen verhungern Kinder, während wir untätig zuschauen – Christus höre uns.

Danke für jeden Menschen, der aufsteht und nicht schweigt – wir danken Dir dafür.

Credo

Ich glaube, dass es einen Gott gibt und dass er diese Welt geschaffen hat.

Ich glaube, dass die Bibel das Wort dieses Gottes an uns Menschen ist, der uns einlädt, mit ihm in Gemeinschaft zu leben.

Ich glaube, dass Jesus der Christus ist, der Gesalbte, der zweite Moses. Er hat göttliche Vollmacht.

Ich glaube, dass Jesus Aussage wahr ist: „Du sollst Gott, deinen Herrn lieben, mit ganzer Kraft. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ In diesen beiden Geboten liegt die Erfüllung des Gesetzes.

Ich glaube, dass wir schon im hier und heute immer wieder seine Fülle in unserem Leben erfahren, wenn wir uns auf ihn einlassen.

Gabenbereitung

Kommunion

Schusswort

Gott Wort ist wie Licht in der Nacht,
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht:
Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten,
ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

Schlusslied

 

Barbara & Simon Sorge
Kreuzwiesensteig 15
2384 Breitenfurt