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Mittwoch – Cursillo-Messe – Befreiung aus unseren eigenen Höhlen 14.4.2021

Wir haben in diesen Tagen gehört, wie sich die Jünger Jesu nach dessen Tod zurückgezogen, ja sogar eingeschlossen haben. Nach diesen schrecklichen Erlebnissen haben sie die Gemeinschaft gesucht. So haben sie sich gegenseitig gestärkt. Erst später konnten sie hinausgehen und die Freudenbotschaft Jesu verkünden.

Wir sind in diesen Tagen und Monaten auch schlecht dran: Wir können und dürfen uns nicht zusammensetzen um das Traurige der letzten Monate gemeinsam zu bewältigen. Jeder muss ganz alleine damit zurechtkommen. Darum möchte ich Euch heute mit der Aufforderung: “Kommt heraus aus Euren Höhlen”, Mut zum gemeinsamen Austausch guter Gedanken machen. So beginnen wir mit:  

Der Herr ist mit uns! – Ja, er ist mitten unter uns!

In der heutigen Lesung wird über die mehrmalige Inhaftierung der Apostel berichtet, weil sie sich nicht

an das Redeverbot gehalten haben und über deren wundersame Befreiung aus dem

Gefängnis durch einen Engel. (Lesung Apg. 5,17-21)

Dazu ist mir eingefallen, wie es damals war, als wir Maxi überraschend für drei Wochen aus dem Gefängnis holen konnten. Er bekam die Chance, sich in dieser Zeit in Freiheit zu bewähren und sollte danach wieder freiwillig in die Haft zurückzukehren.

Die ersten Tage seiner „Freiheit“ verbrachte Maxi nur auf seinem Zimmer. Das hat uns schon sehr verwundert. Als er uns nach 3 Tagen schüchtern fragte, ob er duschen dürfe, wurde uns klar, dass er geistig eigentlich noch immer im Gefängnis lebte.

Wir mussten ihn erst aus seiner “Gefängnishöhle” herausholen. Er wusste mit seiner plötzlichen Freiheit nichts anzufangen. Er konnte es nicht glauben, frei zu sein und alles machen zu können, wovon er all die Jahre geträumt hatte.

Ganz anders die Apostel, denen Gott durch einen Engel die ersehnte Rettung aus ihrer Höhle bringt. Sie

können das plötzlich geschenkte Licht und das Leben annehmen. Sie fühlen die Gewissheit, dass Gott mit

ihnen ist und können so den Auftrag des Engels sofort in die Tat umsetzen und das Wunder der

Auferstehung verkünden. (= lehren)

 

Wenn wir ehrlich sind, gelingt es uns auch oft nicht so leicht, aus unseren Höhlen, aus unseren Gefängnissen heraus ans Licht zu kommen.

Vielleicht hilft uns das folgende Schuldbekenntnis, das ich gefunden habe:

„Ich bekenne, dass alles, was ich getan und unterlassen habe, nicht ganz gut und nicht ganz böse war.  Ich habe niemanden getötet, aber manchen mit Nichtachtung gestraft.

Ich habe nicht direkt gelogen und betrogen, aber die Wahrheit verbogen.

Ich habe kein anderes Leben zerstört, aber ich war neidisch, missgünstig und engherzig.

Viele Gelegenheiten zur Liebe habe ich ungenutzt verstreichen lassen, weil ich mit mir beschäftigt war.

Darum bitte ich alle, die mir Vorbilder der gelebten Liebe sind, mir die Augen und das Herz zu öffnen und

mir zu helfen, dass ich mit Gottes Hilfe Mauern meiner Selbstsucht überspringen kann und einfach an Gottes barmherzige Liebe glaube. Amen.“

Tagesgebet: Guter Gott, manchmal möchte ich mich in einer Höhle verkriechen und niemand hereinschauen lassen. Auch dich nicht, Herr. Weil ich mich schäme, dass sich so wenig in mir tut und ich unsicher bin, wie du mein Leben beurteilst. Guter Gott, komm zu mir und hole mich aus meiner Höhle heraus und mach mich offen für dich und für die Menschen. Das erbitte ich durch Christus unseren Bruder. Amen.

Auch im Johannesevangelium des heutigen Tages sind Licht und Finsternis, Tod und Leben ganz zentral.

Evangelium: Joh. 3, 17-21

Es wird uns gesagt, dass Gott seinen Sohn nicht zum Gericht in die Welt gesandt hat, sondern um die

Menschen aus der Gefangenschaft der Sünde zu befreien und sie in die Gemeinschaft mit ihm zu holen.

Gott rettet alle, die an ihn – die an die Liebe glauben.

Ein Gericht, als Strafe für den Unglauben und die Sünde gibt es in der Sixtinischen Kapelle. Wir aber

wissen, wer sich von der Liebe entfernt, wer sich in die eigene dunkle Höhle zurückzieht, schneidet sich

selbst vom wahren Leben ab. Das ist schlimmer als ein Gefängnis - das ist der Tod.

Dieser Tod begegnet uns immer dort, wo Menschen an der Sinnhaftigkeit ihres Lebens zweifeln, wo

jemand verzweifelt ist oder verleumdet und klein gehalten wird.

Dabei hat Gott jedoch in jeden von uns die Sehnsucht nach einem besseren und intensiveren Leben

hineingelegt. Das ist das Wunderbare - die Initiative dazu geht von ihm aus: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“

Wir alle sind von Gott geliebt – wir brauchen es nicht zu verdienen. Wir dürfen uns für die Liebe öffnen, die uns wahres Leben schenkt. Wahres Leben wendet sich dem Nächsten zu, und kommt so zur Erfüllung.

Menschendienst ist wahrer Gottesdienst! Lassen wir die Liebe zu Gott nicht verdorren!

 

Fragen:

- Wo hast Du in den letzten Wochen diese Liebe und Zuwendung, die Gottes Handschrift trägt

erfahren?

- Ist durch diese Erfahrung Deine Beziehung zu Gott bewusster geworden?

- Ist Dein Glaube dadurch freudvoller geworden?

- Bist Du auf dem Weg die Frohbotschaft Gottes aus Formeln und Geboten herauszuholen?

- Bist Du Dir bewusst, dass der Glaube an die Liebe eine Quelle ist, aus der man immer wieder

Lebenskraft schöpfen kann und die lebendig macht?

Papst Benedikt sagt uns: „Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt.“

So wollen wir im Vater unser darum bitten, dass wir jeden Tag die Kraft haben, zumindest einem Menschen aus seiner Höhle herauszuholen, und ihm ansprechende und einfühlsame Worte des Friedens zu schenken. Dies ist, wie Hubert es formulierte: “eine Kommunion der besonderen Art”.

So wollen wir noch einmal beten: Die Jünger haben sich aus ihren Höhlen ans Licht gewagt und sich auf das völlig Neue, das in kein Schema passt, eingelassen. So konnte ihnen Christus, der Auferstandene begegnen. Durch sein Wirken hat er ihnen und uns ein Beispiel gegeben, wie Leben gelingen kann und hat auf die Verwirklichung der Nächstenliebe hingewiesen. Guter Gott, stärke uns, damit wir unser Leben neu an deinem Handeln ausrichten.

So segne Euch der liebende Gott, durch den Sohn, im Heiligen Geist. Amen.

Lasst Euch aus Euren Höhlen befreien - Christus ist auferstanden. Halleluja!

Bleibt gesund und froh - das wünscht Euch.... Angela

 

Kommentare

Liebe Angela, vielen Dank für deinen tiefsinnigen Text. Immer wieder ein DANKESCHÖN für deinen Einsatz am Georgenberg. Liebe Grüße, Sarah