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WOGO –Weinberg 19.9.2020

EINGANGSLIED: Into my heart  3 Str.

BEGRÜSSUNG– So beginnen wir im Namen des Vaters … Der Herr ist mit uns….Ja…

Wir hören heute eine Lesung vom Propheten Jesaja, wo er sein Volk, nach der Verschleppung ins Babylonische Exil, zur Rückkehr in die Heimat vorbereitet. Es soll ein neuer Anfang im Vertrauen auf Gott gemacht werden. Das Alte, das Schlechte soll zurückgelassen werden. Sie sollen sich auf das ganz andere vorbereiten. Auf einen Gott, dessen Wege oft schwer oder kaum für die Menschen zu begreifen sind.

So heißt es heute bei Jes.: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege.“

Er möchte die Israeliten und uns an das übergroße Erbarmen Gottes erinnern.

Durch Jesus Christus ist Umkehr für jeden, der sich rufen lässt, jederzeit möglich: selbst für den Schächer am Kreuz, der noch kurz vor seinem Tod die Zusage des Himmelreichs erhält. Wir alle kennen Menschen, denen wir wünschen würden, dass sie sich wenigstens noch in der „letzten Stunde“ von der frohen Botschaft gerufen fühlen.

KYRIE:

E:Warum ist oft der Neid auf das Glück anderer so tief in uns verwurzelt, dass wir unsere eigene Situation nicht mehr zu schätzen wissen?

HERR, ERBARME DICH UNSER! 

E:Ich habe Angst, dass ich trotz meiner Leistung und meines Einsatzes zu kurz komme, und andere bevorzugt werden!

CHRISTUS, ERBARME DICH UNSER!

E: Herr, deine Güte und Barmherzigkeit versetzt uns jeden Tag in großes Staunen.

HERR, ERBARME DICH UNSER!

 VERGEBUNGSBITTE:

Guter Vater, du weißt, dass es wir es nicht so gut schaffen uns zurückzunehmen, du aber schenkst uns trotzdem deine barmherzige Liebe. Amen.

TAGESGEBET:

Guter Gott, du willst das Beste für uns. Wir bitten dich, lass dein Wort unsere Herzen treffen, damit wir deinen Willen erkennen. Lass uns deine Gegenwart spüren und steh uns bei mit deiner Kraft. Das erbitten wir durch Christus unseren Bruder.

LIED (GLORIA): 44 Singt dem Herrn und lobt ihn 1 Str.

E: LESUNG: Jes. 55,6-9

Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.  Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.

LIED (HALLELUJA) 60 Jubilate Deo 1x

EVANGELIUM

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. 

Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen.

Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.

Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis hin zu den Ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die Ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.

Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?

So werden die Letzten die Ersten sein.

PREDIGT

Dieses Evangelium, kann noch heute die Gemüter von Gewerkschaftern und Arbeitsgebern erregen. Die Ein-Stunden-Schicht bei vollem Lohnausgleich - das ist wohl der verrückteste Vorschlag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit!

Wer viel und länger arbeitet, dem steht auch mehr Lohn zu! Alles andere stört unseren Gerechtigkeitssinn.

Dieses heutige Gleichnis stellt unser leistungsorientiertes Denken radikal in Frage.

Es wird uns gesagt: Wer sich über den gütigen Gutsherrn aufregt, schielt im Grunde neidisch auf das Glück der andern und hat im Hinterkopf: „Ich möchte auch mehr bekommen – das steht mir doch zu!“

Da ist mir eine Geschichte aus meiner Jugend eingefallen:

Ich bin in einem Gasthaus aufgewachsen und musste von klein auf mithelfen. Mit ca. 13-14 Jahren wurde ich schon kräftig eingespannt und ich habe dafür auch ein Taschengeld bekommen.

In dieser Zeit haben meine Eltern zwei Mädchen, die Herta und die Gerta eingestellt. Sie waren Zwillinge und waren gerade 14 Jahre alt geworden und hatten von der Arbeit in einem Gasthaus keine Ahnung.

Einmal habe ich sie gefragt, was sie so verdienen. Ab diesem Zeitpunkt hat es in mir gekocht, weil ich den Eindruck gehabt habe, dass ich mindestens genauso viel gearbeitet habe und nur ein kleines Taschengeld bekommen habe. Besonders gegenüber Gerti war ich zornig, weil sie immer etwas langsamer war wie wir.

Irgendwann habe ich dann meine Mutter angesprochen und sie gefragt, warum ich so wenig bekomme. Ihre Antwort war: „Was beklagst du dich? Du hast alles hier im Haus. Und wenn du etwas brauchst, dann kannst du es sagen und wirst es bekommen. Die zwei Mädchen kommen aus sehr armen Familien. Sie müssen mit ihrem Lohn zu Hause Kostgeld zahlen. Sie müssen sich die Kleider und die Schuhe selbst kaufen und auf eine Aussteuer sparen.

Du bekommst alles, was du zum Leben brauchst. Warum bist du neidisch?

Aber ich habe gemurrt: einerseits aus verletzen Gerechtigkeitssinn, aber auch aus Missgunst und persönlichem Neid.

Es ist verständlich, wenn die Arbeiter der ersten Stunde es ungerecht finden, wenn der Weinbergbesitzer die anderen beschenkt. Wir sind auch böse, wenn Gott gütig und großherzig ist. Vielleicht auch noch zu solchen, die es gar nicht verdienen - und dabei werden wir so oft übersehen?

Jesus verkündet in dieser Bildrede einen Gott, dessen Liebe niemand ausgrenzt. Bei Gott zählt nicht die Leistung, sondern der Mensch – gerade der, der am Boden zerstört ist.

Jesus möchte uns ein Vorbild sein, indem er sich besonders an die Verlierer wendet. An die Zu-kurz-Gekommen, die Schuldig-Gewordenen und auch an die, die es sich so lang auf Kosten anderer gut-gehen-haben-lassen.

Sogar für die Gesetzlosen und die Sünder ist Jesus eingetreten. Ihnen allen hat er die Nähe und die Liebe Gottes versprochen.

 

Wenn ich mich einmal in diejenigen hineindenke, die am Nachmittag noch auf Arbeit gewartet haben, dann fallen mir jene armen Menschen ein, die am Samstag zu Mittag noch auf der Triesterstraße stehen und auf Arbeit warten und wahrscheinlich keine mehr bekommen. Ich kann mir ihre Freude über einen unerwarteten Lohn vorstellen.

Jesus nimmt in dem Gleichnis eine klare „Umwertung der Werte“ vor. Und er möchte uns zu einer Haltung der Solidarität, der Großzügigkeit und der Bescheidenheit anregen, indem er sagt: Die 1. werden die Letzen sein und die Letzten die 1.

Das ist eine ziemlich starke Ansage: Auch ich darf keine zu hohen Erwartungen haben und nicht auf die 1. Plätze spekulieren nur, weil ich mich schon so lange „brav“ um Gottes Reich bemühe.

Es wäre so verlockend, sich jetzt schon auszurechnen, was denn für mich herausschauen wird – so wie die beiden Söhne des Zebädeus, sie sich ihre Plätze im Himmelreich reservieren wollten.

Bei uns in der Familie gibt es einen ziemlich blöden Spruch: Wenn einer eine Gehaltserhöhung oder ein Geschenk bekommt, dann fragt der Rest der Familie: „Und was haben wir davon?“

Alle wollen mitpartizipieren – überall! Unsere Politiker haben da eine klare Meinung, wenn es um die Menschen aus dem Flüchtlingslager Moria geht. Der Caritaspräsident Landau denkt hingegen anders und meint: „Bemüht euch! Der Grundwasserspiegel der Nächstenliebe soll nicht absinken.“

Und weiter: „Es ist genug für alle da, aber nicht für jedermanns Gier!“

Dieser Satz stimmt schon nachdenklich! Es ist leider so: dem eigenen Ego kommt man schwer aus; so hat es Franz kürzlich gesagt.

Ich denke in diese Richtung wird auch die neue Enzyklika „Tutti Fratelli“, „Alle Brüder“ von Papst Franziskus weisen. Er wird uns sicher in die Pflicht nehmen, wenn er Anfang Oktober dieses Dokument mit dem Untertitel: „Über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft“ am Grab des Hl. Franziskus unterzeichnet.

Aber ich habe beim heutigen Evangelium auch diejenigen vor mir, die den ganzen Tag schwer geschuftet haben und empört sind, weil der Eigentümer gütig und überaus großherzig war.

Schon das Alte Testament will uns durch viele Beispiele aus unserem Neid und der Missgunst aufrütteln:

Jona macht Gott Vorwürfe, weil er die Stadt Ninive verschont.

Und Kain erschlägt seinen Bruder Abel, weil Gott auf dessen Opfer gütig schaut.

Und im NT macht der daheimgebliebene Sohn dem Vater die bittersten Vorwürfe, weil sein Bruder mit einem Fest empfangen wurde.

Was ist nun die frohe Botschaft, die uns Jesus mit diesem Gleichnis geben möchte?

Wir sollen uns auf GOTTES Vorstellungen von Gerechtigkeit und Güte einlassen, auch wenn sie aus einer ganz anderen Perspektive kommen.

Er lädt uns ein, dass wir allen Menschen in Liebe begegnen: dem Armen, dem Reichen, dem Sympathischen und dem Unsympathischen. In jedem fragt mich der Auferstandene Jesus: Liebst du mich?

Wer sind die Geringsten, denen ich lieber aus dem Weg gehe? Liebe ich sie wirklich?

Das ist auch bei meiner Arbeit im Gefängnis nicht ganz einfach – aber auch in der Gemeinde muss ich mir immer wieder vor Augen halten, dass Gott ein Liebhaber des Lebens ist und wir ein Netz der Liebenden bilden sollen.

Frere Roger Schütz hat dazu einmal gesagt: „Glücklich eine Gemeinschaft, die zu einem Abgrund an Güte wird; sie lässt Christus in unvergleichlicher Weise durchscheinen. Nur ohne Barmherzigkeit, ist alles verloren…“

Gottes große Güte und Barmherzigkeit wirbt, jenseits von Hackordnungen und Besserwisserei, um unser Verständnis und um unsere Großherzigkeit.

Wir dürfen uns mitfreuen mit jedem, der den Weg in die Gemeinschaft Gottes findet. Mit jedem, der die Botschaft der Liebe annehmen kann.  

Jeder einzelne bereichert die Gemeinschaft - gleichgültig wann und wie er den Weg in GOTTES LIEBE findet. Und jeder darf sich genauso angenommen fühlen, wie die Getreuen der ersten Stunde!

Wir Georgenberger und alle anderen, sind heute eingeladen, den Menschen zu zeigen: So barmherzig wie dieser Gott mit uns umgeht, so können wir auch miteinander umgehen. Wie Gott mir, so ich dir!

So sagt mir das heutige Gleichnis von Jesus, dass ich jeden Tag dankbar sein darf, was Gott mir schenkt und ich die Chance habe, im Weinberg Christi mitzuarbeiten - nach meinen persönlichen Möglichkeiten.

Jeden Tag kann ich das Leben gewinnen indem ich die Liebe weiterschenken darf. Es ist mir eine Ehre und eine Freude – in aller Bescheidenheit - meine Kraft, in den Dienst für die Gemeinschaft Gottes zu stellen.

Wir alle sind als geliebte Gotteskinder eingeladen, das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung in jedem Menschen zu suchen.

 (Gaisbauer/Schlingensiff:) „Das Leben ist eine Schatzsuche. Der Schatz ist jeder selbst - und der Schatz sind die anderen. Und der Schatz ist das Ganze.“ 

AMEN

E: GLAUBENSBEKENNTNIS :

Ich glaube, dass Gott meine Vorurteile abbauen kann.

Ich glaube, dass er meine Gewohnheiten ändern kann.

Ich glaube, dass er meine Gleichgültigkeit überwinden kann.

Ich glaube, dass er mir Fantasie zur Liebe geben kann.

Ich glaube, dass er mich vor dem Bösen warnen kann.

Ich glaube, dass er meine Traurigkeit besiegen kann.

Ich glaube, dass er mir die Liebe zu seinem Wort schenken kann.

Ich glaube, dass er mir mehr Selbstbewusstsein geben kann.

Ich glaube, dass er mir Kraft zum Leiden geben kann.

Ich glaube, dass er mir einen Bruder, eine Schwester zur Seite stellen kann.

Ich glaube, dass er mein Wesen durchdringen kann.

Ich glaube, dass er mich in sein Reich der Liebe täglich begleitet.

Amen

FÜRBITTEN:

Barmherziger Vater, wir dürfen dich nun um alles bitten, was uns am Herzen liegt und wozu wir deine Hilfe brauchen.

  • E: Guter Gott, wir bitten dich um Großherzigkeit gegenüber denen, die nicht die Möglichkeit haben, selbst für ihr Leben zu sorgen. WIR BITTEN…
  • A: Guter Gott, wir bitten dich, dass wir nicht kleinlich sind, wenn jemand unsere Hilfe benötigt, auch wenn er sie nicht verdient. WIR BITTEN…
  • E: Guter Gott, bitte hilf mir, dass ich meine eigene Zufriedenheit und mein eigenes Glück nicht an anderen Menschen messe
  • A:Gerade Jugendliche haben es oft schwer, einen Job zu bekommen…ich bitte dich, schenke auch ihnen deine Güte und ermögliche ihnen den Einstieg ins Arbeitsleben!
  • E: Das Empfinden von Ungerechtigkeit schlummert tief in uns Menschen…bitte hilf uns zu lernen, mit diesem Gefühl besser umzugehen!
  • A:Guter Gott, bitte lass nicht zu, dass wir durch unseren Neid die Güte und Großherzigkeit anderer Menschen übersehen.
  • E: Guter Gott, hilf uns, dass wir den Schrei unserer Mitwelt nach Beachtung und Rücksichtnahme deutlicher hören. WIR BITTEN…
  • Freie Fürbitten

Guter Gott, wir bitten dich für alle, die unbeachtet aus dem Leben geschieden sind. Schenke Du ihnen den Reichtum deiner Gnade. Darum bitten wir durch Christus unseren Bruder. Amen.

SANCTUS: 103 Hosianna, Kyrie 1x

LIED NACH DEM FRIEDENSGRUSS: 114 Friede wie ein Strom

KOMMUNIONLIED: 1x 200 Meine Hoffnung und meine Freude

KOMMUNIONTEXT: Tarif im Weinberg

Alle gleich – oder – jedem das eigene Maß – diese Frage spaltet die Menschheit.             

Gier und Neid lassen sich nicht gegeneinander aufrechnen.                                              

Von Gott soll jeder das Ganze empfangen.                                                                     

Der Tarif im Weinberg stellt unsere Maßstäbe auf den Kopf.                                     

Müssten nicht wir Christen mit Gottes Maßstäben die Welt auf den Kopf stellen?

SCHLUSSGEBET

Guter Gott, dein Sohn Jesus hat uns eingeladen, den letzten Platz einzunehmen und der Diener aller zu sein. So wird dein Reich der Liebe mitten unter uns Wirklichkeit. Wir bitten dich: Schenk uns deine Mut-machenden Geist, damit wir im Sinne Jesu handeln und einander dienen – heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

SCHLUSSLIED: 160 Der Herr segne dich  1x