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Gedanken zum fünften Sonntag nach Ostern, 10. Mai

Gottesdienst am 9/10.Mai am Georgenberg / Mitgestaltung Pia und Gebhart

Thema: Jesus, der lebendige Eckstein, 1Petr, 2,4-9

              Jesus, der Weg, die Wahrheit und das Leben, Joh14,1-12

Lied 1: Lord I lift Your Name 253 (Stefan Müller, siehe Anhang)

Einleitung:

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eine riesige Baustelle, viel Lärm und Betrieb! In einer Ecke sind drei Steinmetze damit beschäftigt, aus dem unförmigen Rohmaterial Steinblöcke zu hauen. Da geht ein Fremder auf den ersten der drei zu und fragt: "Was machen Sie da?" Der zuckt verständnislos mit den Achseln und murmelt: "Das sehen Sie doch, Steine behauen." und arbeitet schon wieder stumm weiter. Der Fremde wendet sich dem nächsten zu und stellt dieselbe Frage: "Was machen Sie da?" Der Steinmetz schaut etwas
verdutzt hoch und überlegt: "Ja, was tue ich? Ich behaue Steine, dadurch verdiene ich mein Brot und ernähre meine Familie." In Gedanken an seine Familie arbeitet er weiter. Schließlich befragt der Fremde auch den dritten: "Was machen Sie da?" Ein tiefsinniges
Lächeln spielt um seinen Mund, als er antwortet: "Ich baue an einer Kirche!" Dieser Mann hat eine Perspektive! Mit jedem Stein, den er in die Hand nimmt, sieht er seine Kirche wachsen, er hört schon in Gedanken die Menschen, die einmal in dieser Kirche singen werden
und vor seinem inneren Auge ziehen schon die vielen Generationen von Menschen vorbei, die in dieser Kirche Heimat, Weisung und Trost finden.
Soweit unsere Einleitung zu den heutigen Texten, es wird um einen lebendigen Stein gehen.
 

Kyrie:

Du bist ein lebendiger Stein, auf dich bauen wir unser Leben.

Herr erbarme dich!

Du bist ein Haus, in dir können wir wohnen.

Christus erbarme dich!

Du bist der Weg, zum Vater, zur himmlischen Heimat.

Herr erbarme dich!

 

Lesung: 1 Petr 2, 4-9

Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist.Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen. Denn es heißt in der Schrift: Seht her, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.

 

Lied 2: Lobe den Herrn meine Seele 59 (Stefan Müller, siehe Anhang)

Evangelium: Joh 14,1-12

 

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? 3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. 4 Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. 5 Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? 6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7 Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 8 Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. 9 Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. 11 Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! 12 Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

 

Eine Wohnung bei Gott haben

Gedanken von P. Lorenz Voith CSsR – mit aktuellen Bezügen von Harald Mally

Die eigenen 4 Wände, unser Wohn- und Lebensraum

Seit einigen Wochen verbringen wir ungemein viel Zeit in unserem Haus oder unserer Wohnung, und manche kriegen schon „alle Zustände“, weil sie nicht rauskommen. In anderen Momenten werden wir Dankbarkeit empfinden, vor allem wenn wir mitbekommen, in welchen Behausungen Menschen anderswo ihr Dasein fristen.

Auf Wohnungssuche

In den Wochenendausgaben der Tageszeitungen finden sich seitenlange Angebote und Suchanzeigen nach Wohnungen und Häusern.
Vor allem junge Menschen suchen – nach und neben dem Job, der Arbeit oder dem Studium - nach einer eigenen "Bleibe". Die Gründung eines eigenen Haushaltes gehört zu einer der wichtigsten "Abnabelungen" von der eigenen Familie und dem Elternhaus. Zugleich bildet der Bezug zu den "eigenen vier Wänden" die Grundlage für die nun beginnende eigene Lebens- und Familienwelt. Für dieses wichtige Ziel werden dann oft auch große finanzielle Belastungen auf sich genommen.

Zurück nach Hause

Viele, vor allem ältere Menschen, haben in den letzten Jahrzehnten Geschmack und Möglichkeiten an einem Seniorenurlaub, an Reisen und an Fahrten rund um den Globus gefunden. Das ist gut so; für diese Möglichkeiten – die es noch vor fünfzig oder hundert Jahren nicht gab – dürfen wir dankbar sein. Auf der anderen Seite bemerken wir immer wieder, wie gerade diese Menschen voll Sehnsucht wieder zurück "nach Hause", in die eigenen "vier Wände" zurückeilen. Und gar nicht selten hört man dann: "Zuhause ist es doch am schönsten". Die vertraute Welt der eigenen Wohnung, des eigenen Hauses, der Umwelt, wo ich wohne, bilden ganz wichtige Säulen und auch Sicherheiten und Geborgenheiten gerade für diese Personengruppen.

Zerstörung

Die Bilder, die wir in den letzten Jahren aus Syrien bekommen haben oder die wir nach großen Katastrophen in den Nachrichten sehen, zeigen eine andere Wirklichkeit: zerstörte Häuser und Wohnungen. Tausende von Menschen stehen vor den zerstörten Behausungen und den verloren gegangenen persönlichen und privaten Lebensraum. Sie wurden sozusagen auf die "Strasse gesetzt".

Gott nimmt Wohnung bei den Menschen

Die Hl. Schrift, besonders das Alte Testament, ist voll von Geschichten rund um das Wohnen, das Suchen nach Lebens- und Wohnräumen.

So lesen wir im Buch Genesis, wie Abraham in ein Land aufbricht, um es als neue Heimat in Besitz zu nehmen. Und der Zuspruch Gottes begleitet ihn: "Deine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen gehört" (Gen 15,13).

Der Auszug aus Ägypten durch die Halbinsel Sinai brachte das Volk wiederum zurück in eigene Lebens- und Wohnräume (vgl. Gen 16,35; 1 Sam 12,8. u.a.). Ähnliches spiegeln die Texte der Propheten im babylonischen Exil wider: die Sehnsucht und die Verheißung nach der Heimat, nach den eigenen Wohnungen und Lebensräumen.

Jahwe selbst nimmt mitten unter seinem Volke Wohnung. Zuerst in einer festen Wohnstätte, dem sog. "Offenbarungszelt"; später im prachtvollen Tempel von Jerusalem.

In Jesus von Nazareth hat Gott in einmaliger Weise Wohnung bei den Menschen genommen. Wir alle kennen das Wort vom Beginn des Johannes-Evangeliums: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt". Gott selbst nahm Wohnung inmitten der Menschen als Mensch.

Im Haus des Vaters gibt es viele Wohnungen: der Glaube ist der Weg dorthin

Im heutigen Abschnitt des Evangeliums spricht Jesus zu uns, wenn er sagt: "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen". Damit sind in erster Linie nicht reale Wohnungen gemeint, womöglich als Vertröstung auf eine jenseitige Wohnqualität, wenn es sich hier auf Erden nicht so gut zu leben lässt.

Das Bild von diesen Wohnungen im Haus des Herrn meint vielmehr: Heute und hier ganz bei Gott zu sein; dort zu sein, wo Gott ist.
Christus - der auferstandene Herr - selbst ist die Zusage nach letzter Geborgenheit, nach Heimat, nach einem Platz, wo ich Wohnung und Sicherheit erhoffen darf.
Der Glaube an diese Botschaft, diese Verheißung soll mich wie ein Schutzmantel durch das Leben begleiten; ein Mantel, vergleichbar mit der Haut eines Menschen, die ihn umhüllt.

Diesen "Wohnraum" darf ich auch dann empfangen, wenn ich durch Umstände, durch verschlungene Lebenswege, durch Unglück oder auch Verfolgung und Not äußere Wohnräume oder Sicherheiten verloren haben sollte.

Der Zuspruch Jesu ist ein großes Trostwort und eine Verheißung für alle Zeiten an die Glaubenden:
Könnte nicht der Zuspruch so oder ähnlich – an dich heute persönlich – lauten?

Gott schenkt dir Wohnung, wenn du ihn einlässt!

Er schenkt dir eine tiefe innere Sicherheit, eine Bewältigung der vielen Lebensängste, und eine Heimat, wenn du ihn einlässt!

Er schenkt dir Licht auch auf den dunkelsten Wegstrecken des Lebens – und immer wieder einen Ausweg. Vertraue auf diese Zusage! Lassen deinen – wenn auch manchmal schwachen oder zögernden – Glauben darin Wurzel schlagen!

Wenn Jesus von den Wohnungen beim Vater spricht, so dürfen wir aber letztlich auch einen Platz bei Gott erhoffen, der uns verheißen ist im Leben nach dem Tod.

Und ganz zum Schluss noch eine konkrete Einladung: da wir so viel Zeit in unserer Wohnung verbringen, wäre es eine Möglichkeit und eine Wohltat und vielleicht ein Auftrag für jeden Raum, ja für jeden Winkel in ihr zu danken. Sie zu durchbeten und sie zu segnen. Diesen Segen des hier zugebrachten Lebens kannst nur du selbst über deine Wohnung sprechen.

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Ein persönliches Gebetsanliegen von Pfarrer Harald:

Biji, ein lieber Freund, syrisch-orthodoxer Priester, der mit seiner Familie nach England ausgewandert, nachdem sie gute 10 Jahre in Wien gelebt haben, ist am Donnerstag Früh dem Corona-Virus erlegen.

Herr, wir bitten dich, schenke ihm das ewige Leben bei dir, tröste und stärke seine Familie und alle betroffenen Gemeinden. Herr, lass ihn ruhen in Frieden.

 

Fürbitten:

Priester: Jesus Christus, wir leben in Zeiten wo vieles einstürzt, zerbricht, auseinanderrollt. Sei für uns Grund, Fundament, neuer Anfang, Baumeister unseres Lebens.

Jesus Christus, ich bin in die Leere und in die Einsamkeit gefallen. Zeige mir, dass du auch dort und gerade dort zu finden bist.

Wir bitten dich erhöre uns!

Herr Jesus Christus, meine gewohnten Wege sind plötzlich verlegt, führen weg von den anderen, ich bin verwirrt, kenne mich nicht mehr aus. Sei du für mich Wahrheit und Liebe. Zeige mir den Weg in ein neues Leben.

Wir bitten dich erhöre uns!

Herr Jesus Christus, hilf denen die ihre Träume, ihre Arbeit, ihre Gesundheit verloren haben. Sei ihnen Berater, Arzt, Gefährte, neue Hoffnung.

Wir bitten dich erhöre uns!

Herr Jesus Christus, in Zeiten wie diesen lerne ich langsam zu verstehen was Hoffnung wirklich bedeutet. Sei du die tröstende Herberge am Ende eines langen und staubigen Weges.

Wir bitten dich erhöre uns!

Priester: Jesus Christus, du bist eins mit dem Vater, du bist die Wahrheit auf die wir hören, du bist der Weg den wir folgen, du bist die Liebe die wir in dieser Zeit so sehr brauchen.

 

Lied 3: Jesus berühre mich 143 (Stefan Müller, siehe Anhang)

Zur Kommunion:

Vieles ist gebaut aus lebendigen Steinen.
Das Haus Gottes in jedem Fall.
Ich bin ein Stein in diesem Haus.
Vielleicht bei der Tür.
Vielleicht neben dem Fenster.
Vielleicht bin ich ein tragender Stein oder auch Schmuck.
Auch ein Eckstein kann ich sein.
Manchmal werden Bauteile verworfen oder gesucht.
Auf jeden Fall habe ich einen wichtigen Platz.
Irgendwann, irgendwo, irgendwie,
weil ich ein Teil des lebendigen Hauses bin.
 

Lied 4: Voll Vertrauen 155 (Stefan Müller, siehe Anhang)

 

Mit mitgehender Teilnahme

Pia und Gebhart