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5. Sonntag im Jahreskreis 5./6. Februar 2022

Liebe Georgenbergerinnen, liebe Georgenberger!                               

Wir sammeln uns als Gemeinde um das Wort Gottes zu hören. In dieser Pandemiezeit ist dieses Sammeln und Versammeln zum Teil auch ein geistiges. Aber immer mit der Chance uns verbunden zu fühlen. Und so begrüßen wir Euch an diesem Sonntag. Wir wünschen uns und Euch, dass der Herr mit uns ist, und wir die Gewissheit haben: Ja er ist mitten unter uns.

Es geht heute um das Wort, das Gott zu uns spricht. Vielleicht ist es ein Wort, das mich und nur mich, ganz persönlich anspricht. Ein Wort, das wie ein Ruf klingt, ein Anruf, eine Berufung.

 

Einleitung:

Heute heißt es „das Volk drängte sich um ihn (Jesus) und wollte das Wort Gottes hören.“ Viele sagen, das Bedürfnis nach dem Wort Gottes sei heute größer als je zuvor. Aber haben wir Zeit dafür? Facebook, Instagram, LinkedIn, Strava und WhatsApp (um nur einige zu nennen) fordern doch unsere Aufmerksamkeit? Habe ich Zeit für das Wort Gottes? Nehme ich mir Zeit? Wofür nehme ich mir sonst Zeit? Was ist mir wirklich wichtig?

Solche Fragen versuche ich mir immer zu Beginn eines jeden Jahres aufs Neue zu stellen. Ich weiß nicht, ob ich das Wort Gottes hören kann, aber ich versuche, Jahr für Jahr, einen Raum zu schaffen, wo das Wort Gottes, das vielleicht zart und leise ist, klingen kann, wo es nicht so schnell verhallt und wo ich hinhören muss, auch, wenn es mir vielleicht nicht so gefällt, weil es mir sagt, dass ich etwas ändern soll.

Das heutige Evangelium handelt von der Berufung der ersten Jünger, und es endet mit einem Knalleffekt: „…sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach“ – was heißt das für mein Leben? Bin ich ein Berufener? Franz würde sagen: „na selbstverständlich!“ Und wenn ja, wodurch? Kann ich das Wort Gottes, das mich ruft, mich beruft, hören? Bin ich bereit, meine Netze auch am helllichten Tage auszuwerfen?

Kyrie

1. Herr, mein Alltag ist oft so angefüllt, dass ich Dein Wort vor lauter Rastlosigkeit nicht hören kann. Herr, erbarme Dich unser!

2. Jesus, Du rufst uns, berufst uns, Deine Jüngerinnen und Jünger in unserem Alltag zu sein.

Christus, erbarme Dich unser!

3. Herr, manchmal ist es nicht leicht, zu wissen, ob es Dein Wort ist, das in uns klingt. Herr, erbarme Dich unser!

Vergebungsbitte:

Guter Gott, verzeihe unsere mangelhafte Aufmerksamkeit für Dein Wort. Gib uns offene Ohren und ein bereites Herz dir zu folgen. Darum bitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen.

 

Wem danach ist, für den wäre es jetzt Zeit Gott ein Loblied zu singen, oder einfach still Gott für seine Barmherzigkeit zu danken.

Tagesgebet:

Wir wollen beten, guter Gott, du spricht auf unterschiedliche Weis zu den Menschen. Entscheidend ist aber, dass wir Dich hören. Lass uns dein Wort hören und uns danach ausrichten. Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder. Amen.

 

Lesung: 1Kor 15,1-11

Evangelium: Lk 5,1-12

Predigt:

Auf dein Wort hin

Der Jesuit Franz Xaver wartete auf den Brief seines Freundes und Ordensgenerals Ignatius von Loyola. Er wartete auf den Auftrag als Missionar nach Indien zu segeln.

Der Brief kam an. Er war in lateinischer Sprache und bestand aus nur einem Buchstaben: I, auf lateinisch: Geh! Auf dieses Wort hin wurde Franz Xaver der große Apostel und Missionar von Indien und Südostasien bis nach Japan.

Im Evangelium wird vom frühen Wirken Jesu erzählt. Die Volksmenge in Galiläa, so heißt es, bedrängte ihn. Sie wollen das „Wort Gottes“ hören. Die Kunde von ihm hatte sich in der ganzen Gegend verbreitet. Er wurde gepriesen, denn er redete mit Vollmacht. So beschreibt es, kurz gefasst, der Evangelist Lukas. Und nun drängen sich also die Menschen voll Erwartung an ihn heran. Sie wollen das „Wort Gottes“ hören.

Aber das was Jesus die Menschen lehrt, wird nicht beschrieben. Das erfährt man aus dem gesamten Evangelium. Hier geht es um Berufungen, konkret um die Berufung der ersten Jünger und um die Berufung des Simon und das Wort das Jesus zunächst nur zu ihm spricht. In sein Boot war Jesus eingestiegen und hat es gleichsam als Kanzel für das Wort Gottes benützt.

Nach den Worten an die Volksmenge kommt das Wort an Simon: „Fahr hinaus!“ Jetzt am helllichten Tag. Die beste Zeit war doch in der Nacht. Und da haben die Fischer nichts gefangen. Also warum jetzt? Und wer sagt das? Der Zimmermann. Der ist doch von einer komplett anderen Fachrichtung. Ja, das ist die große Provokation. Wer sich auf Jesus einlassen will, muss das Vertrauen lernen. Und zwar gegen viele Vorzeichen. Und Simon wagt es. Aus seiner Sicht hätte es auch daneben gehen können.

Er soll dorthin ausfahren, wo es tief ist. Man kann es so interpretieren: Sich auf Jesus einlassen, ihm vertrauen, führt zu einem tiefen Glauben und einer tiefen Beziehung zu ihm. Ein Leben mit Jesus und für ihn ist nichts Oberflächliches. Ja es wird auch radikal anders sein.

 

Jesu Güte

Simon ist wohl überwältigt vom Erfolg seiner Ausfahrt. Vielleicht denkt er, das ist zu viel, das habe ich nicht verdient. Ich bin doch kein so braver und frommer Mensch. Ich bin ein Sünder, sagt er. Ich passe nicht in die Gesellschaft, die um Jesus herum sein sollte, und die Jesus brauchen könnte.

Sehen wir ein wenig in unseren eigenen Lebensspiegel. Jesus kam zu Simon in seinen gewöhnlichen Alltag. Er hat ihm beim Reinigen der Netze angetroffen. Kommt Jesus nicht auch manchmal in unseren ganz gewöhnlichen Alltag? In das Chaos zuhause, in die Problemsituationen beim Lernen der Kinder und in die Spannungen am Arbeitsplatz? Eine erfolglose Nacht hat Simon hinter sich, und trotzdem muss er die Netze säubern. Und wir haben Spannungen, Probleme und Chaos in unseren Lebensbereichen, die wir verarbeiten müssen. Gerade da dürfen wir uns fragen, ob Jesus nicht nahe ist? Jesus kommt zum sündigen Simon. Und dieser ist überwältigt von der großzügigen Güte, die er durch das Geschenk des reichen Fischfangs erfahren hat. Er erlebt, dass Gott auch sündige Menschen ansprechen und rufen möchte.

Die Zuwendung Gottes wird nicht durch unser Fehlverhalten verhindert. Es geht hier nicht um Verharmlosung unserer Lieblosigkeit und ein Lügen in den Sack, sondern es geht um den Glauben an einen gütigen Gott, der uns trotz Sünden annimmt und uns in seinen Dienst nehmen will.

 

Jesu Verzeihung und Berufung

Ein weiteres wichtiges Wort Jesu ist: Fürchte dich nicht!

Es ist die Zusage der Vergebung für den sündigen Menschen Simon.

Seinem Schuldbekenntnis folgt das Verzeihen und die Berufung in die Nachfolge.

Wenn wir wiederum in unseren Lebensspiegel schauen, wird es wohl Beispiele des Versagens gegeben haben. Und wenn dann keine besonderen negativen Folgeerscheinungen waren, habe ich das als Freibrief zur Verharmlosung und Wiederholung gesehen? Ich könnte es umgekehrt auch als Ermunterung sehen, es komplett anders zu machen, um gleichsam wie im Gefolge Jesu zu agieren.

An den Simon erging jedenfalls die Aufforderung zur Nachfolge: „Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“  So formuliert es der Evangelist Lukas. Matthäus und Markus schreiben: „Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein.“ Auch keine gute Formulierung für Nichtfischer und für unsere Zeit. Prof. Jakob Kremer regt an, es vom Sammeln der Menschen her zu sehen. Jesus spricht später davon, dass er Israel sammeln wollte, wie eine Henne ihre Kücken. Das bedeutet sich unter Gottes Schutz begeben, sich ihm anzuvertrauen. Geläufig sind uns vielleicht die Darstellungen, wie die Schutzmantel-Madonna  und ähnliche. Das alles bringt zum Ausdruck, die Nachfolge Jesu, die des Simon und die unsrige, besteht darin, die uns nahekommenden Menschen um Gott herum zu sammeln.

Simon sagte zu Jesus: Auf dein Wort hin fahre ich nochmals hinaus. Später sagt er über Jesus: Wo sonst sollen wir, deine Apostel, deine Freunde, hingehen. Du hast doch Worte, die Bestand haben, du hast Worte ewigen Lebens (Joh 6,68).

Und vor dem Kommunionempfang sagen wir das Wort von der Würde: „Oh Herr, du machst mich würdig …“. Jesus sagt uns die Würde der Gotteskinder zu.

Also sind wir Berufene, berufene Töchter und Söhne Gottes.

 

Fürbitten / Danksagungen

1. Herr, danke für die vielen Menschen, die sich am Georgenberg berufen fühlen und auf vielfältige Weise das Leben dieser Gemeinde prägen, insbesondere in der für uns allen so schwierigen Coronazeit und nach dem Tod von Franz.

2. Simon fuhr auf den See Gennesaret hinaus und warf seine Netze mitten am Tag aus, obwohl er in der Nacht nichts gefangen hatte. Er hörte auf das Wort Gottes und er wurde überreich beschenkt. Herr, öffne unsere Herzen, sodass wir Deine Geschenke auch annehmen können.

3. Herr, ich bitte Dich um Offenheit, dass wir, wie es der Evangelist Johannes sagt, “Worte, die Bestand haben, Worte des ewigen Lebens”, Jesu Worte inmitten unseres Alltages von all dem Lärm und den Ablenkungen unterscheiden und nach ihnen handeln können.

4. Herr, ich bitte Dich um Frieden und Versöhnung, in unseren Familien, in unserer von Corona so sehr geprüften Gesellschaft und in der Welt, insbesondere in der Ukraine in diesen Tagen.

5. Nur ein einziger Buchstabe des Ordensgründers Ignatius von Loyola hat Franz Xaver zum großen Missionar Ostasiens gemacht, zum Schutzpatron der Missionare und der Seereisenden. Herr mach uns klar, dass manchmal ein kleiner Buchstabe aus Deinem Mund reichen kann, um sich auf den Weg zu machen.

 

Wir sind jetzt eingeladen, unsere ganz persönlichen Anliegen Gott vorzubringen. Unsere Zweifel, unsere Ängste unseren Dank.

Und wir dürfen auch danken für das Leben Jesu, sein Wirken und seine Worte.

Wir dürfen danken für alle Menschen, die das Wort Gottes verkündet haben und es bis in unser Leben gebracht haben.

 

Und so sind wir auch eingeladen, das Gebet das Jesus seinen Freunden gelehrt hat, zu sprechen.

Vater unser …

 

Wie leben in einer zum Teil friedlosen Zeit. Der kleine und der große Friede sind bedroht.

Wünschen wir einander den Frieden, der aus dem Herzen kommt.

Und wie immer ist das die Herausforderung aus uns herauszugehen. Dem unmittelbaren Nachbarn den Frieden zu wünschen, und auch jenen, mit denen wir erst Kontakt aufnehmen müssen. Und das können wir über die uns möglichen Medien machen.

Jetzt? Oder heute noch?

Ihr wisst ja, das ist auch eine Form der Kommunion.

 

Und so dürfen wir zum Abschluss beten:

Guter Gott, wir haben dein Wort gehört und es angenommen.

Lass uns dieses Wort wie Brot sein. Ein Brot der besonderen Art, das uns Nahrung für das Leben ist.

Dazu gebe uns der gütige Gott seinen Segen:

Der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen.

 

Wir wünschen Euch jetzt einen guten Sonntag und eine gute Woche, in der Arbeit oder im Urlaub. Bleibt gesund!

Georg (Kunschert) und Hubert, Euer Diakon.

Kommentare

Lieber Hubert, lieber Georg! 

Vielen Dank für die aufbauenden Texte und die stärkende Predigt. Es ist schön für uns hier am hintersten Ende unseres einsamen Tales mit unserer Gemeinde verbunden zu sein,  das gibt Kraft und schenkt Freude! Danke und ganz liebe Grüße an Alle!  Angela und Peter