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7. Sonntag in der Osterzeit, 24. Mai 2020

Liebe Gemeinde!

Wir begrüßen jede und jeden ganz herzlich.

Diese Papierform der Kommunikation wird die persönliche Begegnung und die gemeinsame Feier nicht ersetzen. Sie soll aber in dieser besonderen Zeit  die Verbindung aufrecht erhalten. Sie soll uns helfen diese Zeit besser zu bewältigen.

Bedenken wir aber auch, dass hier eine Möglichkeit ist, eine andere Form von Kirche zu erleben. Eine Form der Hauskirche zu lernen. Jede und jeder von uns darf sich als Teil der ganzen Kirche sehen. Die Kirche aber ist nicht allein die Amtskirche, sondern das sind alle Getauften.

Ob wir jetzt allein zuhause sind, oder zu zweit oder mehr, wir könnten lernen als Hauskirche zu feiern. Je nach Situation ist es auch denkbar, dass man andere dazu einlädt.

Feiern wir also!

Und beginnen wir in Gottes Namen:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Und denken wir an das Wechselgebet:

Der Herr ist mit uns – ja, er ist mitten unter uns.

Gott ist auch in dieser Zeit, in dieser Feierstunde mit uns.

Wir versammeln uns gern zur österlichen Feier, wir beten und singen und hören heilige Worte, wir erwarten und erhoffen uns davon Besinnung, Einkehr, spirituelles Erleben. Die Apostel  werden in der Apostelgeschichte ähnlich geschildert, sie beten und warten auf den versprochenen Helfer, den Beistand, der ihnen von Jesus versprochen wurde. Wenn wir beten, wenn wir in der Gemeinschaft mit anderen verbunden sind, können wir uns Gott näher fühlen.

Besinnen wir uns auf das Wesentliche in unserem Leben?

Herr erbarme dich unser.

 

Erwarten wir, von  Gottes Geist neu belebt zu werden?

Christus erbarme dich unser.

 

Hoffen wir, durch Gottes Geist zu neuen Erkenntnissen zu gelangen?

Herr erbarme dich unser.

 

Vergebungsbitte

Guter Gott, verzeihe unsere Versäumnisse, vor allem aber das, was lieblos war. Darum bitten wir durch Jesus, den du gesandt hast. Amen.

 

Evangelium: Joh 17,1-11a

 

Von der Weitergabe der Gottesbilder

(Gedanken zum Evangelium)

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war es für die Einwanderer in Australien ein großes Ziel über das unbekannte Innere ihres Kontinentes etwas zu erfahren. Eine Expedition brach zur Durchquerung auf. Man rechnete mit einer Dauer von 5 Monaten. Es wurden 15 Monate, was allein schon die Mühen und Strapazen aufzeigt. Während dieser Zeit kam es zu Unstimmigkeiten unter den Teilnehmern, sodass sich eine kleine Gruppe trennte. Sie kehrten aber bald und reumütig zurück. Sie hatten erkannt, dass sie getrennt von der Expedition das große Ziel nicht erreichen, und selbst nicht überleben würden.

Das Johannesevangelium ist in einer Zeit geschrieben in der es unter den Christen viele Richtungen und eine große Vielfalt gab. Die Johanneische Gemeinde ging wohl einen eigenen Weg. Trotzdem war sie bemüht, mit der größeren Kirche in Kontakt zu bleiben. In ihren Reihen gab es allerdings auch zerstörerische Elemente, die der 2. Johannesbrief als Antichrist bezeichnet hat. Wie bei der Expedition durch Australien, war die Johanneische Gemeinde gefährdet zu zerbrechen. Der Zusammenhalt war überlebensnotwendig. Daher betet Jesus im Abschiedsgebet um ihre Einheit:

 „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast,

damit sie eins sind wie wir!“

Der Schlüssel für das Einssein ist das Bild von Gott, der Name Gottes, den Jesus von Gott seinem Vater empfangen hat, und seinen Freunde weitergegeben hat. Wenn der Johanneischen Gemeinde und allen Gemeinden danach, das Gottesbild Jesu klar ist, und dieses in das Leben umgesetzt wird, dann kann das Einssein möglich werden. 

Welche sind nun die Bilder, die Jesus von Gott gezeichnet hat?

Der Gott Jesu

Bis zur Zeit Jesu, hatte sich das Gottesbild, wenn es von den Anfängen der Schrift her gesehen wird, sehr gewandelt. Der Gedanke vom Menschen als Abbild Gottes hatte zunächst beide in eine nahe Beziehung gebracht. Diese Würdigung, die die Menschheit erfahren hatte, war im Laufe der Zeit verloren gegangen.

Jesus bringt erneut ein Bild von Gott, der den Menschen nahe sein möchte. So nahe, dass er sich im Menschen Jesus inkarniert (, also Fleisch wird). Im Johannesevangelium heißt es von der Beziehung Jesu zu Gott, dass man am Leben Jesu, an seinen Zeichen und seinen Worten, Gott erfahren und erkennen kann.

 

3 Aspekte unter vielen, wie sie sich aus den Evangelien abzeichnen, möchte ich für das Bild von Gott herausgreifen. Und wir dürfen gleichzeitig auch fragen, wie sehr dieses Gottesbild, das Jesus seinen Freuden gegeben hat, in der Institution Kirche verwirklicht ist.

Gott, ein liebender Vater

Jesus spricht von einer persönlichen Erfahrung, wenn er Gott seinen Vater nennt. Die Benennung Gottes mit lieber Vater drückt wahrscheinlich nur ungenügend die Vertrautheit zwischen beiden aus. Und für sich selbst erfährt Jesus eine so tiefe Beziehung, dass er sich als geliebter Sohn angesprochen fühlt. Der Geist Gottes wird in ihm wirksam. Für Jesus ist Gottes Reichtum und zentrales Wesensmerkmal die Liebe. Eine grenzenlose Liebe ohne Bedingungen.

Gott ist ein liebender Vater, er ist eine sorgende Mutter, würden wir heute ergänzen.

Wesentlich ist, dass wir alle in diese familiäre Beziehung eingeladen sind und uns als gleichberechtigte Geschwister sehen dürfen.

Aber vom Hochwürden, über den Monsignore, ja bis zum Hl. Vater, hat sich vieles vom Gottesbild Jesu wegbewegt.

Gott ist ein liebender Vater.

 

Gott der Schwachen

Wir haben von Gottes Allmacht gehört. Die Kirche verwendet gerne dieses Wort. Wahrscheinlich war das vielen politisch Mächtigen und auch in der Kirche Mächtigen, ein guter Begriff, um ihre Macht zu begründen. Aber wenn wir den Gottesbegriff von den Evangelien ableiten, so steht dort nichts davon. Von der Macht und Allmacht Gottes hat Jesus nicht gesprochen.

Wovor Jesus allerdings gewarnt hat war dieser Umstand: „Ihr wisst“, sagt Jesus, „dass die, die als Herrscher gelten ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein …“ (Mk 10,42-43) und er trägt seinen Jüngern auf, den Schwachen zu helfen. Den Schwachen in ihrer Psyche, den körperlich Schwachen und denen, die eine gute Nachricht nötig haben.

Das Bild Gottes, das Jesus zeichnet, ist das von einem, der sich den Schwachen zuwendet.

Eine Kirche, die sich der Schwachen, der Kranken, der Flüchtlinge annimmt, zeigt  das Gottesbild Jesu. Banken mit Skandalen, Machtgepränge unterschiedlichster Art und Missbrauch der Macht gegenüber den Schwache, hat mit einer Kirche Christi nichts zu tun.

Gott ist ein Gott der Schwachen.

 

Gott, ein Dienender

Wenn das Johannesevangelium davon spricht, dass in Jesus der Vater zu sehen ist, dann wird eines seiner Wesensmerkmale durch die Fußwaschung ausgedrückt. Gott ist ein Dienender. Götter, denen man huldigen musste, denen man Opfer dargebracht hat, die unnahbar waren, sind das Gegenteil.

Das Gottesbild das Jesus vermittelt, ist das von einem, der sich nicht zu gut ist, eine dienende Haltung einzunehmen. Wenn der Mensch wie Gottes Abbild sein soll und das möchte, dann wird er den Menschen „mit und wie Gott“ dienen.

Auf die Kirche bezogen kann man verkürzt sagen: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.

Gott ist ein Dienender.

Jesus hat diese und andere Bilder von Gott seinen Freunden geoffenbart. Es sind schon große Herausforderungen diese Gottesbilder in das Leben zu bringen. Von der kleinen Gemeinschaft bis zur großen Kirche wird viel schon umgesetzt sein, aber offensichtlich fehlt auch noch viel.

Jesus hat seine Bilder von Gott an seine Jünger weitergegeben, aber oftmals sind sie untergegangen. Die Institution Kirche wird von mächtigen Organisationen vielfach noch immer wie eine Monarchie gesehen. Die Bilder von einem liebenden Vater, einem Gott der Schwachen und einem dienenden Gott sind für sie fremd und feindlich.

Heiliger Vater bewahre uns in deinem Namen, den Jesus uns geoffenbart hat, damit wir in der Vielfalt eins sind in dir.

 

Fürbitten / Danksagungen

Guter Gott, du bist wie ein liebender Vater eine sorgende Mutter. Du hörst uns, wenn wir zu dir kommen.

Guter Gott, wir glauben daran, dass du uns liebst. Hilf uns, diesen Glauben zu leben und weiter zu geben.

Guter Gott, wir wollen deinen Weg der Nächstenliebe weiter gehen. Hilf uns, zu helfen, wo es nötig ist.

Guter Gott, wir wissen, dass wir füreinander da sein müssen, keiner von uns kann allein leben. Hilf uns, gern unseren Mitmenschen zu dienen.

Guter Gott, wir danken dir, dass du immer bei uns bist und uns mit deinem guten Geist beistehst.

 

Wir sind eingeladen, auch unsere persönlichen Anliegen vorzubringen:

Guter Gott wir danken dir, dass wir unsere Anliegen vor dich bringen dürfen.

 

Halten wir jetzt Stille und denken wir nach, ob wir Gott etwas hinhalten wollen, etwas, das heil werden soll.

 

Guter Gott, von Jesus ist eine heilende Wirkung ausgegangen. Im Gedenken an ihn, lass auch unsere Zeit dieses Heil erfahren.

So wollen wir auch das Gebet sprechen, das Jesus selbst seinen Freunden gelehrt hat.

Vater unser ….

 

Wir sind in der Osterzeit und im Gedenken an den Gruß Jesu, den er nach seiner Auferweckung seinen Freunden gab, wollen auch wir einander und der Welt den Frieden der Herzen wünschen.

Friede sei mit uns

Wenn wir jetzt in kleiner Hausgemeinschaft sind, geben wir einander ein Zeichen des Friedens.

Aber auch ein Zeichen der Verbundenheit könnte angebracht sein. Jetzt oder nach dieser Feier.

Jesus hat mit seinen Freunden, wie das üblich war, Brot gebrochen. Wir erheben manchmal ein Glas und sagen dazu einen Wunsch. Es geht um eine Ausdrucksform der Verbundenheit. Wir können sie ganz individuell gestalten. Auch dann, wenn wir diese Feier persönlich abgeschlossen haben.

Wir verwechseln hier nichts, aber neue Formen, unter neuen Bedingungen können uns helfen.

 

Zum Abschluss wollen wir beten:

Guter Gott, bewahre das Bild des liebenden Vaters, der sorgenden Mutter in uns. Hilf uns dieses Bild von dir glaubhaft zu leben.

Dazu gib uns deinen Segen. Es segne uns

der liebende Gott, der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen.

 

Bleiben wir in seiner Freude und in seinem Frieden.

Bedenken wir, dass er uns sendet.

 

Habt eine gute Zeit, bleibt gesund.

Diese Texte haben euch Barbara Glaser und Hubert Keindl zusammengestellt.