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Christi Himmelfahrt, 13.05,2021 Martina Lessing

Einleitung

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Facebook, Instagram, Twitter, vieles spielt sich im Netz ab. Ich bin wieder mal entsetzt, was so alles in den sozialen Medien gepostet wird…. Auf Facebook postete z.B .eine Frau, dass sie einen hingerichteten Terroristen auf der Straße gesehen hat. Das Posting geht jetzt viral, immer mehr Leute wollen ihn gesehen haben. Und ich denke mir, wo ist denn die Fake News policy von Facebook? Wer kann denn so einen Irrsinn verbreiten dürfen?

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Aber es wird noch schlimmer. Jemand behauptet „Stimmen“ [Grimasse und Augen nach oben] hätten ihr gesagt, wer ihr diese wilde Geschichte glaubt, kann Gift trinken, ohne dass ihm etwas geschieht. Und jetzt habe ich gerade die ersten TikTok Videos gesehen, auf denen Leute Gift trinken! So ein Wahnsinn. Wer kann denn so was glauben? Und ich denke da an Trump, der den Leuten gesagt hat, sie sollen sich irgendein Desinfektionsmittel in die Adern spritzen, um gegen Corona geschützt zu sein. Diese Leute sollte man alle einsperren oder den Löwen zum Fraß vorwerfen.

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Gestern Mittag haben wir wieder eine Diskussion über das Impfen gehabt. Natürlich lasse ich mich impfen, alle Ärzte sagen das ja.

Und dann habe ich plötzlich wieder an die Fake News auf Facebook denken müssen, und an die Leute auf TikTok mit dem Gift. Ich habe ja wirklich keine Ahnung, was man mir da spritzt. Ich kann weder mRNA von DNA unterscheiden noch die Berichte der Pharmafirmen verstehen. Glaube ich dem Mann da im Fernsehen, nur weil er einen weißen Mantel trägt?

Und dann habe ich mir gedacht, da nützt mir mein eigener Verstand nichts. Ich muss einfach vertrauen. Und ich vertraue unserem Staat und unserem Gesundheitssystem genug, dass ich mir da etwas spritzen lasse, von dem ich nicht genau weiß, was es ist. aber ich vertraue einfach.

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Und dann habe ich wieder an die Geschichte mit dem Auferstandenen auf Facebook gedacht. Mit dem Kopf allein, werde ich das immer wieder als Fake News abtun. Aber wahrscheinlich geht es gar nicht um meinen Kopf oder darum, ob das Fake News sind, sondern darum, dass man Vertrauen haben muss.

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Vertrauen, dass es da jemanden gibt, der uns Gutes will, der nicht will, dass wir ewig tot sind und der will, dass unser Leben einen größeren Sinn hat als nur Geld. Dieses Vertrauen kann ich haben, auch wenn es schwierig ist. Und wie schön ist es, dieses Vertrauen und diesen Glauben zu haben.

 

Kyrie:

  • Herr, in dieser Zeit suchen wir nach Wahrheiten im Web und nicht bei uns selbst.

Herr erbarme, Dich unser

  • Herr, wir wollen immer Gewissheit haben und es fällt uns schwer, den anderen zu vertrauen.

Christus erbarme Dich unser

  • Herr, Du weißt, wie schwer es uns fällt, Vertrauen zu haben.

Herr, erbarme Dich unser.

 

Predigt zu Christi Himmelfahrt LJ B 2021 (Marcus Piringer)

Ich nehme zur Predigt ein Paar Pantoffel mit und zeige sie her. Dann stelle ich die Frage:

Ist das Alles was von Jesus übrigbleibt?

Ist das alles was hier auf Erden von Jesus nach der Himmelfahrt sichtbar ist? Ein paar Pantoffel, ein paar nette Erinnerungen? Ein Festhalten an dem, wie ER da war? Eine Nostalgie an die guten alten Zeiten?

Mich beschäftigt momentan sehr das Thema was ist von „IHM“ übriggeblieben in der Jugendarbeit. In meiner Heimat Pfarre gibt es eine tolle Jugend. Eine Jugend von bis zu 50 Jugendlichen, die sich regelmäßig trifft und viel Spaß miteinander hat. Eine Jugend, die auch bei Pfarrfesten und Aktivitäten mithilft. Sie vollziehen viele gute Dinge und sind Menschen guten Willens.

Ähnliches beobachte ich gerade in der Erlöserkirche beim Projekt LE+O, wo wir auf Grund von Corona immer noch eine Übergangsversion durchführen mit freiwilligen Mitarbeiterinnen der Caritas der EDW. Sie sind da, sortieren und bereiten die Waren für die Menschen, die kommen (Gäste genannt), vor und sind 4 Stunden jeden Mittwoch da. Eine tolle Sache. Ein tolles Engagement.

Da erinnerte ich mich an meine Kindheit, die ich teilweise bei den „Roten Falken“, der sozialdemokratischen Jugend verbrachte. Das muss ich schon sagen, die LeiterInnen dort waren super. Sie haben mit uns tolle Spiele gemacht und uns motiviert Soziales für andere zu tun.  

Und dann kam ich durch Zufall in die Pfarre am Mexikoplatz. In das Pfarrleben bin ich durch die Ministranten hineingewachsen. Da war ein Jugendlicher, der sich regelmäßig mit uns getroffen hat. Ich war ein ziemlich bewegungsbedürftiges Kind. Mit hat es am meisten Spaß gemacht Fußball zu spielen und zu raufen.

Fritz hat am Beginn eines jeden Treffens seine Matratze am Boden gelegt und mit uns, natürlich aus Spaß, gerauft und herumgetollt.

Da liebte mich jemand so wie ich bin, da liebte mich jemand auf eine Art und Weise die ich zuvor noch nie erlebet hatte. Da liebte mich jemand, bei dem ich damals als Kind spürte, da steckt etwas dahinter.  Ich konnte es damals noch nicht deuten, aber es war etwas was er ausstrahlte… das mehr war als ein Talent von ihm. Ich habe Jesus durch ihn entdeckt.

Auf Grund dieser Erfahrung stelle ich euch nochmals die Frage. Was unterscheidet die Menschen, die guten Willens sind, von uns? Nicht viel, denn Karl Rahner spricht in diesem Zusammenhang von anonymen Christen.

Was unterscheidet unsere Pfarrgemeinde mit den verschiedenen sozialen Gruppen von anderen Gruppen?

Es ist Jesus! Jesus der in den Himmel aufgefahren ist und somit auf neue Art und Weise überall in mystischer Weise bei uns sein kann.

Dies ist zugleich aber auch ein Prüfstein für mich, für uns alle uns von Zeit zu Zeit die Frage zu stellen: aus welcher Motivation heraus bin ich hier und arbeite ich hier in dieser Gemeinde mit?

In der Parallelstelle im Johannesevangelium Kapitel14,18 kommt es noch deutlicher zum Vorschein:

Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen…

Apg 1,10: Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?

Das ist interessant, dass da plötzlich die 2 Engel da standen. Und diese sagten nicht: Träumt weiter und haltet an den Jesus fest der physisch unter euch war. Sie sagten nicht: „Haltet an dem fest, wie ihr bisher mit ihm gelebt habt. Schaut erstarrt in den Himmel. Nur in den Himmel zu schauen ist zu wenig.

Denn das hätten sie am liebsten gehabt. An dem Jesus festzuhalten, wie sie ihn erlebt haben, festzuhalten an dem Jesus der greifbar und physisch sichtbar unter ihnen gelebt hat. Einen Jesus wie er auch früher bei ihnen war, in ihrem vertrauten Umfeld.

Dieser Jesus, so wie sie ihn kannten und festhalten wollten ist jetzt nicht mehr da. Vielleicht wollten sie den Apostel sagen: „Lasst los von all dem Alten, lasst los von dem wie ihr bisher Jesus erlebt habt, lasst los. Richtet eure Augen auf ihn, der neu zu euch kommen wird.“

Der Abschied, den Jesus von den Jüngern nimmt, möchte dich an die vielen Abschiede erinnern, die du, die ihr als Gemeinde, in eurem Leben vollziehen müsst. Gerade jetzt, wo Franz selbst im Himmel angekommen ist.

Jeder Abschied tut weh, aber es liegt auch eine Chance darin.

Im Letzten müssen wir, wenn wir sogar eine schwere Krankheit haben, Abschied von unserem Leben hier nehmen. Ja, das kann uns niemand ersparen. Aber wir tun es aus einer anderen Haltung heraus. Aus einer Haltung der Hoffnung und aus einer Haltung des Vertrauens.

Im Film „Gott ist tot“ ist bei einem Unfall ein Pastor ums Leben gekommen. Er hat  in seinen letzten Worten gesagt. „Gott ist gut, Gott ist wirklich gut“.

Das so viel heißt wie: Habe Vertrauen, auch wenn manches in deinem Leben schief zu laufen scheint, auch wenn du eine schwere Krankheit erleiden musst, wenn du Abschiede nehmen musst. Vertraue darauf: Gott führt alles zum Guten.

Wie auch am Beginn des Gottesdienstes durch den Einführungstext erwähnt wurde, vertrauen wir darauf, dass trotz der Fake News alles gut ausgehen wird.

Und was sagen uns noch die 2 Engel noch?

Schaut nicht nur nach oben, schaut euch auch um – in eurer Umgebung.

Dieser „Himmel“ Gottes ist ja nicht jenseits aller Sterne; „Himmel“ ist dort, wo Gott lebt – und eine jüdische Weisheit sagt: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt“. Das kann, ja soll auch hier in unserer Mitte sein.

„Himmelfahrt“ besagt: Jesus lebt auf eine neue Weise in der Welt und unter uns. Überall ist nun der Ort, wo man ihm begegnen kann. Er ist in unserem Leben da – aber zugleich über unser Leben hinaus. Wir können ihn nicht festhalten, ER ist ein Geschenk.

Ich komme nun nochmals zurück zu meiner Frage zu Beginn der Predigt.

Was ist noch übrig von der Auferstehung und der Himmelfahrt und der Rückkehr als Auferstandener auf Erden, in der Kirche, in unserer Pfarrgemeinde, in meinem Leben?

Wo hast du in dieser Woche Jesus erlebt?

Wo habe ich Jesus in dieser Woche, in meinem Leben erlebt?

Dieser Frage können wir uns nicht entziehen, denn im heutigen MK Evangelium steht ganz klar geschrieben: Ein Auftrag an uns.

„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet;“ Mk 16,16

Das ist schon ziemlich anstrengend. Er hat nicht gesagt, seid eine nette Gemeinschaft, seid lieb zu einander und werdet in der Erinnerung an diese Zeiten miteinander alt.

Was heißt das für mich?

Jede Handlung, die ich tue, ob Geschirr abwaschen zu Hause, ob hier zu stehen und zu predigen, ob in der Arbeit zu sitzen und Listen zu schreiben, ob hier eine Gruppenstunde abzuhalten oder die Seniorenjause durchzuführen… sollte von einem Gedanken geprägt sein:

Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!Mit meinen Händen, mit meinen Gesten der Liebe, mit meinen Worten.

Wie mein Fritz vom Beginn der Predigt. Er hat Gott in seinem Herzen gehabt, er hat mit Jesus gelebt. Das war auch das was mich bei ihm so faszinierte.  Und das allein unterscheidet uns von allen anderen Menschen guten Willens. Es ist Jesus, Gott, den wir den Menschen weiterschenken.

Vieles Gute habe ich von dieser Gemeinde schon erlebt und gehört.

Ich möchte allen, die in dieser Gemeinde aktiv tätig sind, zusprechen und sie ermuntern. Lasst euch weiterhin anstecken vom Geist Gottes und seiner Begeisterung, ringt miteinander darum IHM, dem Reich Gottes Platz zu geben.  Bittet immer neu, dass nicht Ihr, sondern Ihr mit ihm, durch ihn und in Ihm hier vor Ort reiche Frucht bringt.

Ich habe einen tollen Spruch gefunden: Läufst du den Menschen nach, werden dich alle verlassen. „Folgst du Gott, werden viele mit dir gehen“.

 

Fürbitten:

  • Herr, hilf uns Vertrauen zu haben, dass Du für uns da bist und unter uns bist.
  • Herr, hilf uns zu glauben in einer Welt, in der wir die Wahrheit nicht immer kennen können.
  • Herr, wir danken Dir, dass Du uns den Glauben an Dich und an Deine Auferstehung schenkst.

 

Liebe Gemeinde.

Wir erhalten jetzt den Segen und du die Aufforderung, „Geht hin in Frieden“. Und im Hinausgehen werden wir darüber sprechen, wer denn welche Impfung erhalten soll und ob die neuen Maßnahmen richtig sind und wir werden unsere Handys zücken und die vielen Kommentare lesen, um dann wieder nicht genau zu wissen, was denn richtig ist. Wenn der heutige Messtext uns etwas geben kann, dann ist es die Aufforderung, „Geht hin in Frieden und im Vertrauen darauf, dass der Herr es gut mit uns meint und es schon richtig kommen wird“.