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Gedanken zum vierten Sonntag in der Osterzeit 03.05.2020

 

( ganz unten als Anhang stehen die Texte zum Anhören - und mit Musik angereichert - bereit )

 

Einleitung

Es ist erneut ein Samstag und Sonntag, an dem wir nicht gemeinsam in unserer Kirche feiern, wieder eine Woche, in der wir uns nicht persönlich und direkt austauschen können.

Alles ist so anders als früher, als noch vor kurzem. Nichts kann mehr geplant werden. Vieles, was früher so klar erschien, ist jetzt ganz fraglich.

Ich habe mich schon etwas mit der geänderten Situation und all ihrer Ungewissheit arrangiert, genieße auch wieder kleine Freiheiten.

Doch eine gewisse Unsicherheit ist geblieben. Ich frage mich:

Wem kann ich in dieser besonderen Zeit glauben?
Wem kann ich vertrauen?
Wem sogar folgen?

Guter Gott, ich fühle mich orientierungslos. Was wird die Zukunft bringen?
Herr, erbarme Dich unser.

Guter Gott, kann ich auf meinen Glauben an Dich, kann ich auf Dich vertrauen?
Christus, erbarme Dich unser.

Guter Gott, wie sehr verändert mich diese Krise? Bin ich noch glaubwürdig?
Herr, erbarme Dich unser.

 

Evangelium nach Johannes 10,1-10:        Ich bin der gute Hirte

In jener Zeit sprach Jesus:

Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.

Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.
Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.

Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.
Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.
Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

 

Predigt (Tobias Häner)

«… die Schafe folgen ihm, denn sie kennen seine Stimme.»

Liebe Schwestern und Brüder,

Wir durchleben eine Zeit großerUngewissheit. Wie wird es weitergehen? Wird es je wieder so sein wie früher, vor der Coronakrise? Mit großer Dringlichkeit stellt sich in diesen Tagen und Wochen, da viele scheinbare Gewissheiten weggebrochen sind, die Frage danach, woran wir uns halten können. „Sie kennen seine Stimme“, sagt Jesus. Sie – das sind die Schafe; er – das ist der Hirt. Jesus beschreibt das Verhältnis der Schafe zu ihrem Hirten, den sie am Klang seiner Stimme erkennen und ihm bereitwillig folgen. Es geht also um eine Vertrauensbeziehung. Die Beziehung zwischen Schafen und Hirt dient als Vergleich für die Beziehung von uns, den Gläubigen, mit Ihm, Jesus Christus. Ihm können wir vertrauen.

Gegenwärtig wird unser Vertrauen herausgefordert. In die Regierungen, die schwerwiegende Entscheidungen getroffen haben und weitere werden treffen müssen. In die Virologen und Spezialistinnen, die Strategien zur Überwindung der Pandemie entwickeln. Ineinander, da wir vermehrt auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind. Sehr viele Menschen haben in der letzten Zeit erfahren dürfen, wie sich dieses Vertrauen bewährt, wie zum Beispiel eine jüngere Person, die ihnen, die sie etwas älter sind, vermittelt wurde, ihnen die nötigen Einkäufe zuverlässig besorgt. Wie Bekannte und Nachbarn, mit denen sie bisher wenig Kontakt haben, sich melden und sich erkundigen, ob es ihnen gut gehe oder ob sie irgendwelche Unterstützung benötigen. Meine Eltern beispielsweise erzählten mir, wie ihnen, die auch schon im achtzigsten Lebensjahr sind, von mehreren ihren Nachbarn spontan angeboten wurde, für sie einkaufen zu gehen. Viele von uns erleben in diesen Tagen, wie wichtig und wertvoll es ist, dass wir einander vertrauen können. Dass dieses Vertrauen mehr zählt als andere Absicherungen, die in der Krise keinen Bestand haben.

Wir dürfen einander vertrauen. Erst recht dürfen wir Ihm vertrauen, der uns schon am Beginn unseres Lebens, bei unserer Taufe, bei unserem Namen gerufen und uns bei jedem unserer Schritte begleitet hat. Im Evangelium sagt Er uns, er gehe voraus. Dies gilt besonders jetzt, wo die Zukunft mehr denn je in Nebel gehüllt scheint. Er geht uns durch diesen Nebel voraus und führt uns zum Licht. Seiner Stimme können wir folgen und brauchen uns vor nichts zu fürchten.

Schließlich sagt Jesus im Bild von den Schafen und ihrem Hirten, dass dieser seine Schafe hinausführe. Ich habe in der letzten Zeit von vielen Menschen gehört, die – bildlich gesprochen – hinausgehen. Die kreativ werden. Die Neues wagen. Die Netzwerke entwickeln, um mit Menschen, die zuhause isoliert sind und zu vereinsamen drohen, in Kontakt zu treten über Telefon oder Internet. Oder die eine Spendensammlung initiieren für eine Gruppe von Maasai, die ein Naturreservat in Kenya verwalten und nun, da die Einnahmen aus dem Tourismus weggebrochen sind, in bitterste Armut abzustürzen beginnen. Im Vertrauen auf Jesus, unseren Hirten, können wir in diesem Sinne uns hinauswagen und neue Wege erkunden.

 

Fürbitten

Liebender Gott, wir haben ja schon eine „Beziehung“ miteinander. Ich bitte Dich um meine Zuversicht, dass diese „Beziehung“ auch in der Krise tragfähig ist!
Wir bitten Dich, erhöre uns!

Liebender Gott, täglich höre und lese ich so viele Meldungen und Nachrichten und überlege mir, wie sie mein Leben beeinflussen. Bitte lass mich nicht vergessen, dass es in meiner Nähe und auch Ferne Menschen gibt, denen es schlecht geht, die vielleicht meine Hilfe benötigen!
Wir bitten Dich, erhöre uns!

Liebender Gott, ich danke Dir, dass Du auf uns aufpasst, dass Du unser guter Hirte bist.
Wir danken Dir dafür!

Liebender Gott, ich danke Dir dafür, dass Du den Weg voraus gehst, dass Du unser Weg bist.
Wir danken Dir dafür!

Liebender Gott, ich bitte Dich, lass mich gelegentlich innehalten und stillwerden, damit ich Deine Stimme als Orientierung besser wahrnehmen kann.
Wir bitten Dich, erhöre uns!

 

Muss ich auch durch manche Finsternis, fürcht´ ich mich doch nicht, weil Du, Herr, ja mit mir gehst, Du mein Hirte, dem ich ganz vertrau.