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13./14. Februar 2021 - Lepra Kranker

Begrüßung

Zum Nachhören findet ihr den folgenden Text auch als Audio-Stream hier

Heute begegnet dem heilenden Christus ein wirklich Ausgegrenzter, ein wirklich hinausgestoßener Mensch, der sich verbotenerweise Jesu nähert – ein Aussätziger. Wenn jemand im Judentum die Reinheitsgesetze nicht erfüllte, dann war ihm die Teilnahme am Gottesdienst verboten. Ansteckende Krankheiten, wie Aussatz, Lepra usw. haben den Menschen unrein gemacht.

Die heutige Lesung aus dem Ersten Testament klingt wie die Erfindung der Quarantäne. Aus großer Angst vor einer Ansteckung sind die folgenden grausamen Worte des Textes zu verstehen. Das wandernde Wüstenvolk wusste nicht viel von dieser Art von Krankheiten, nur, dass sie hochgradig ansteckend waren und als unheilbar gegolten haben.

Zurzeit Jesu konnte man zwar Lepra bereits heilen, aber nur, wenn man es rechtzeitig erkannt hat. Leider haben damalige Gesellschaften den Aussatz als eine Strafe Gottes angesehen. Darum haben Infizierte ihre Krankheit so lange es ging versteckt und damit die eigene Heilung unmöglich gemacht. Zum körperlichen Leiden kam dann noch die seelische Scham über die Verunstaltung und die Vereinsamung durch die Ausgrenzung dazu.

Auch in unserer heutigen Gesellschaft ist Ausgrenzung ein Thema. Wie oft verwenden wir gedankenlos, kränkende Pauschalverurteilungen:

  • Die Arbeitsscheuen, - die Sozialschmarotzer, - die Flüchtlinge, - die Demonstrierer, - die Kerzlschlucker, die Coronaleugner usw.

 

KYRIE

Machen wir uns bewusst, wie oft wir Worte als Waffen verwenden. Herr, erbarme dich unser!

Es fällt uns oft gar nicht auf, wie sehr wir gegenüber dem Leid und der Not unserer Mitmenschen abgestumpft sind. Christus, erbarme dich unser!

Wie schwer fällt es uns, Worte der Toleranz, des Mitgefühls und der Liebe zu formulieren. Herr, erbarme dich unser!

Vergebungsbitte:Guter Gott, verzeih, dass wir oft große Vorbehalte dem anderen gegenüber haben und mach uns bewusst, wie schön es wäre, wenn wir gemeinsam unterwegs wären. Wir bitten dich, halte die Sehnsucht nach Gemeinschaft in uns lebendig. Amen.

 

Tagesgebet:

Guter Gott, wir wollen uns an den Mutigen orientieren, deren Licht der Offenheit und Großherzigkeit in der Dunkelheit leuchtet. Lass uns eine herzliche Kirche sein, in der für alle Platz ist. Das erbitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.

Lesung:Lev 13,1-3, 43-46

Evangelium:Mk 1,40-45

 

Ich habe eine sehr gute Freundin. Sie ist gleich zu Beginn der Corona-Pandemie erkrankt. Man wusste damals noch nicht viel, wie Ansteckung passiert und welche Schutzmaßnahmen wirklich notwendig sind. Es wurde ihr eine wochenlange Quarantäne auferlegt und sie wurde oftmals getestet bevor sie wieder Kontakt zu Menschen haben durfte. Das war sicher eine schlimme Zeit für sie – aber sie wurde gesund. Was ihr aber noch lange Probleme gemacht hat, war darüber offen zu sprechen. Sie hat die Krankheit regelrecht verheimlicht. Mit der Absonderung ist auch ihre Scham gewachsen.

Ich denke, mit Ausschluss und Abgrenzung hat jeder von uns im letzten Jahr viele Erfahrungen machen müssen.

Es ist doch ein tiefes Bedürfnis eines jeden Menschen sich zugehörig zu fühlen, von anderen geschätzt und geachtet zu werden.

Wie verzweifelt muss der vom Aussatz Befallene gewesen sein, der sich im heutigen Evangelium Jesus nähert, auf die Knie fällt und bittet: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen.“ Wir können uns vorstellen, dass dieser Kranke von einer großen Sehnsucht nach Gemeinschaft – nach Heilwerden – nach Dazugehören – nach Liebe angetrieben wurde.

Er hat sein Ausgegrenzt-Sein erkannt, er hat es sich bewusst gemacht und er konnte sich so für das heilsame Geschehen öffnen.

Er fühlte sich von Gott angesprochen der ihm sagt: „Ich anerkenne dich mit all deinen Fehlern und Schwächen – du bist mein geliebtes Kind.“

Getragen von diesem ganz großen Vertrauen kann er auf Jesus zugehen und ihn bitten: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen, ich weiß, du kannst es!“

 

Jesus sieht die Not, die Sorge und die Hoffnung des Kranken und hat Mitleid mit ihm. Er ist von inniger Liebe bewegt und fühlt das ganze Elend des Kranken - „Es drehte ihm das Herz im Leibe um.“ 

            Es ging ihm nahe! Es lässt ihn nicht kalt!

            Er leidet mit, ist mit-betroffen!

            Er solidarisiert sich mit den Leidenden.

Jesus vollzieht stellvertretend den Willen Gottes und er schenkt dem Kranken seine ganze Zuwendung – über Barrieren hinweg (er wird selbst unrein) Er streckt seine Hand aus und berührt ihn. Mit der Vollmacht Gottes spricht er die erlösenden Worte: „Ich will es - werde rein!“

Er schenkt dem Aussätzigen Sicherheit, Zuwendung und Wertschätzung. Alles, was bisher war, ist vergessen und der Ausgestoßene weiß sich im Kern seines Wesens angenommen und geliebt. Das, was einen Menschen zu einem Aussätzigen gemacht hat, verschwindet.

Wo Jesus Gemeinschaft mit Gott schenkt, beginnt ein neues Leben, das von der Liebe zu sich selbst und zum Nächsten geprägt ist.

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Auf ganz unspektakuläre Weise wird hier etwas Gewaltiges beschrieben   - ein Mensch wird rein. Rein wird nicht nur die Haut dieses Kranken, er wird im umfassenden Sinn geheilt und ins Leben zurückgeholt.

Wer geheilt ist, kann wieder das ganze Leben im Blick haben, er ist nicht mehr auf seine Krankheit fixiert.

Wer heil ist, kann auch die anderen im Blick haben -  er kann heilend auf sie zugehen. Der Sinn seines Lebens ist es nun die Liebe zu verschenken und die Liebe zu tun. Wer heil ist, und für andere ein Segen, ein Heil ist, kann ein „heiliges“ Leben vor Gott führen.

So ist Jesus kein Wunderheiler, der nur den Aussatz entfernt hat. Es wäre ihm auch zu wenig, wenn die Geheilten den Glauben ohne Hinterfragen annehmen würden. Er hat dem Ausgegrenzten mit der großen Liebe Gottes berührt und hat ihm die Tür in ein neues, erfülltes Leben geöffnet. Er will, dass er den ganzen Weg mitgeht – ins Leiden, ans Kreuz und in die Auferstehung. Deshalb will er, dass der Geheilte schweigt.

Aber über ein solches Geschehen kann niemand Stillschweigen bewahren. Ich erinnere mich, als ich vom Cursillo zurückkam – ich wollte jedem von diesem großen Geschenk der Liebe erzählen, ob man es hören wollte oder nicht. So wird es dem Geheilten auch ergangen sein.

 

Besonders in der jetzigen, so schwierigen Zeit erwarten die Menschen, so meint Eugen Biser, mit vollem Recht von unserer Kirche nicht so sehr moralische Ausrichtung, als vielmehr Therapie und Heilung. Unsere Kirchen sollten die Erfahrung von einem heilsamen Lebensraum vermitteln.

Papst Franziskus hat in einem seiner ersten Interviews gesagt: „Was die Kirche heute braucht ist: Die Fähigkeit Wunden zu heilen und Herzen zu wärmen – Nähe und Verbundenheit zu vermitteln.“

Am besten mit den drei Z: Zuwendung – Zärtlichkeit – Zeit. Das sind die effektivsten Grundnahrungsmittel für Krisenzeiten.

Liebe Schwestern und Brüder! Es braucht nicht viel – lassen wir uns berühren von der Liebe Gottes und schenken wir dem Nächsten unsere Liebe und Zuwendung. Trauen wir uns heilend zu wirken. Gott HEILT durch uns!

 

GLAUBENSBEKENNTNIS

Ich glaube an einen liebevollen Gott, der in mein Leben kommen will,

der mich begleitet und mich aufweckt für immer neue Begegnungen,

damit ich etwas für die tue, die meine Hilfe brauchen.

Ich glaube an einen Gott, der mich sehend und hörend gemacht hat,

damit ich nicht festhalte an meinem Bild von dir.

Ich glaube an Gott, der die Liebe ist.

Den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Ich glaube an Jesus, an sein menschgewordenes Wort,

den Messias der Bedrängten und Unterdrückten,

der das Reich der Liebe verkündet hat, und gekreuzigt wurde,

ausgeliefert wie wir, der Macht des Todes,

aber am dritten Tag auferstanden, um weiterzuwirken für unsere Befreiung,

bis, dass Gott alles in allem sein wird.

Ich glaube an den Heiligen Geist, der uns zu Mitstreitern des Auferstandenen macht,

zu Brüdern und Schwestern derer, die sich für Gerechtigkeit einsetzen und leiden.

Ich glaube an die Gemeinschaft der weltweiten Kirche,

an die liebende Vergebung der Sünden, an den Frieden auf Erden,

für den zu arbeiten Sinn macht, und an eine Erfüllung des Lebens,

über unser Leben hinaus. Amen.                           (nach Kurt Marti)

 

 

FÜRBITTEN:

Manchmal kann es schon genügen, einen Menschen ernst zu nehmen, ihn bewusst anzusehen, ihm eine Weile aufmerksam zuzuhören. Bemühen wir uns jetzt unsere Bitten und unseren Dank so wertschätzend zu formulieren, dass die Liebe Gottes darin sichtbar wird. 

Wir bitten dich für jeden, der von anderen ausgeschlossen, gemobbt wird, dass es Menschen in seiner Nähe gibt, die ihn wieder aufrichten.

Wir bitten für alle Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen und den Wunsch haben, von ihr wieder voll angenommen zu werden.

Wir bitten für die Ängstlichen und Verzweifelten, die niemanden haben, auf den sie sich verlassen können.

Wir bitten für die, die den Glauben an Gott verloren haben und nur auf die eigene Kraft vertrauen.

Wir bitten für alle, die an Corona erkrankt sind und für alle, die den Kampf gegen diese Krankheit verloren haben.

Wir danken allen Menschen, die sich um die Pflege von Kranken bemühen.

Wir danken dir für jene, die Ausgeschlossene mit viel Liebe wieder ins Leben zurückholen.

Wir danken auch für jene, die mutig sind und gesellschaftliche Schranken durchbrechen und dadurch die Liebe Gottes sichtbar wird.

Legen wir nun alle unsere Bitten und unseren Dank in das Gebet, das uns Jesus ans Herz gelegt hat und denken wir ganz bewusst an jene, die es schwer haben und mit denen wir uns verbunden fühlen.

 

 Gebet vor der Kommunion (Gabengebet:)

Heil-machender Gott, du gibst uns immer wieder eine Chance. Auch in unserer Zeit und in unserer Welt geschehen so viele Wunder: gelähmte Beziehungen, gebrochene Herzen werden wieder heil. Da können sich Menschen neu begegnen, können in Freude aufeinander zugehen, können einander verzeihen – statt stur auf ihr Recht zu pochen. In solchen Situationen kann man nur von einem heilenden Wunder sprechen. Suchen wir Gelegenheiten in denen wir solche Wunder der Heilung mit Gottes Liebe vollbringen können – oder an uns geschehen lassen.

Du bist ein einladender Gott, du bist der, der barmherzig ist, du bist der, der heil macht. Deshalb hast du uns Jesus, deinen Sohn gegeben. Wir haben gesehen, wie er Befreiung schenkte, wie er Menschen eine neue Zukunft gab und heilend umherzog. Er will, dass wir in Seinem Namen kleinere und größere Heilungen vollbringen. Er lädt uns ein, ihm zu folgen und an einer guten Zukunft unserer Welt mitzuwirken.

Dieses (konsekrierte) Brot schenke uns Zuversicht und Heilung. Es möge zur Quelle des Guten in uns werden.

Erfülle uns mit deiner Kraft und lass uns BotschafterInnnen deiner Liebe sein durch Christus unseren Bruder. So beten wir …..

 

Vater unser – Friedensgruß

 

Schlussgebet:

Befreiender Gott, wir erinnern uns an Jesus, der den Widerstand der Menschen zu spüren bekam. Er ließ sich dadurch aber nicht entmutigen. Mach auch uns Mut, wenn es notwendig ist, gegen den Strom der Ausgrenzung zu schwimmen. Lass uns an uns glauben und an das, was uns wichtig ist. Du bist uns dabei nahe mit deinem Geist und der Güte Christi, unserem Herrn. Amen.

 

Segen:

Der Herr segne dich; ER erfülle Dein Herz mit Freude,

Deine Augen mit Lachen, Deine Ohren mit Musik,

Deine Nase mit guten Düften, Deinen Mund mit Jubel,

Deine Hände mit Zärtlichkeit, Deine Arme mit Kraft

Und Deine Füße mit Tanz.

Er beschütze Dich zu allen Zeiten.

So segne uns der gute Gott, der Vater, durch den Sohn, im Heiligen Geist. Amen.

 

Bleibt gxsund und froh, das wünscht Euch Angela Püspök

Kommentare

Ich bedanke mich auf diesem Weg für die wunderbaren Gedanken der heutigen Messe.
Ich nehme sie als Anregung und Auftrag, sie in meinem Alltag umzusetzen. Ich schreibe "Alltag" und nicht "Leben", weil das unmittelbarer klingt. Das soll nicht irgendwann passieren sondern JETZT!

Gott segne alle, die dafür gesorgt haben, dass ich an dieser "Messe" teilhaben konnte.

In Liebe
Willi