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Ostersonntag 2022

Predigt zu 1Kor 15,1-11 und Lk 24,1-12

Er lebt

Es gibt Landschaften auf dieser Erde, wo kein Leben möglich ist. Sie sind zu trocken, es gibt kein Wasser. Und doch berichten die Dokumentarfilmer, dass mit wenig Regenwasser die lebensfeindliche, ja todbringende Wüste erblüht. So trug einer der ganz frühen Dokumentarfilme den bezeichnenden Titel „Die Wüste lebt“.

Ist nicht manchmal unser menschliches Leben auch wie tot. Wenn dann unsere persönliche innere Wüste mit Wasser erfrischt wird, kann es sein, dass wir wieder belebt werden, dass wir wie tot waren und wieder leben. Eine Annäherung an die Auferstehung!?

Sehen wir das Evangelium an, das wir soeben gehört haben. Die Frauen, die am Grab Jesu waren und die eine Erscheinung hatten, berichten das den Elf. Aber diese glauben ihnen nicht, ja sie halten das für Geschwätz. Ein leeres Grab ist kein Beweis für die Auferstehung. Die Erscheinungen machen aber später dann doch nachdenklich.

Die Evangelien machen es uns nicht einfach, denn sie berichten sehr uneinheitlich darüber. Jeder Evangelist ein wenig anders. Der erste Evangelist, der ein Evangelium schreibt, der Markus, bringt überhaupt keine Erscheinungen. Erst viel später fügt ein anderer Redaktor in Syrien etwas an und schreibt sehr knapp von einigen Erscheinungen. Von Markus wird angenommen, dass ihm Erscheinungen bekannt waren. Aber sein ganzes Evangelium ist so aus der Sicht von Ostern geschrieben, dass er offensichtlich davon nicht berichten wollte.

 

Selbstbezeugung in uns

Der erste aber, der überhaupt über Erscheinungen schreibt, ist der Apostel Paulus. In der Lesung aus dem 1. Korintherbrief haben wir das gehört. Und noch etwas Wesentliches schreibt Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Galatien: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,19 – 20).

Der Auferstandene Jesus lebt ganz konkret in einem Menschen weiter. Es setzt ein Wahrnehmungsprozess ein, der uns zur Erkenntnis führt: Jesus lebt. Der „Ort der Selbstbezeugung Jesu“ findet im Inneren des Menschen statt.

Aber auch in einer Gemeinschaft kann Jesus sich bezeugen. Er lebt in den Werken, die wir tun. In unserem Dienen und Helfen ist sein Geist spürbar. Auch bei uns am Georgenberg. So können wir auch heute nachvollziehen, dass Jesus lebt.

Den Frauen am Grab und uns allen wird gesagt:

 

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten.

Und die beiden Männer in den leuchtenden Gewändern sagen den Frauen, sie sollen sich doch an das erinnern, was Jesus ihnen gesagt hat, als er noch in Galiläa war:

Das war vieles. Was könnte da zutreffend sein?

Es gibt einige Stellen, in denen Jesus zur Überwindung eines tödlichen Zustandes aufruft, damit wieder Leben wird.

Drei Beispiele möchte ich anführen.

°   Z.B. „Lasst die Toten die Toten begraben“ (Lk 9,60)

     Es geht dabei um die Nachfolge. Jesus erwartet uneingeschränktes Engagement. Er  hat die Erstarrung im Glauben angeprangert. Da war viel Selbstzweck und zu wenig Bezug zu den tiefen  Bedeutungen, die in der Schrift waren. Ist in uns, in unserer Kirche und in der Verkündigung des Glaubens auch viel Selbstzweck? Kreist die Kirche, kreisen ihre Vertreter nicht zu viel um sich selbst? Verkündigen sie einen Glauben, wie Jesus ihn uns gebracht hat? Oder, so dürfen wir uns immer wieder fragen, würde Jesus auch heute wenig Gehör finden, zu wenig?

°   Ein anderes Beispiel, das die Anhänger Jesu schon in Galiläa erfahren haben, ist die Frage des reichen Mannes, der einen guten Willen hat: „Was muss ich tun um das ewige Leben zu gewinnen?“ Jesu Antwort: „Wenn du das Leben erlangen willst, halte die Gebote!“ (Mt 19,16ff). Jesus spricht vom Leben und lässt das „ewige“ weg. Man darf es durchaus auf dieses gegenwärtige Leben beziehen. Hier und jetzt das Leben erlangen.

     Im Johannesevangelium ist es das Leben in Fülle. Das Leben in Fülle ist der Gegensatz zu einer Leblosigkeit zu Lebzeiten. Und das, so sagt Jesus, ist einfach durch die Beachtung der Gebote zu erreichen. Natürlich mit Steigerungen für die, denen das möglich ist, den hinderlichen materiellen Reichtum abgeben. Das war aber dem Fragenden dann doch zu viel. Jesus hat zunächst aber nur von der Beachtung der Gebote gesprochen, um Leben zu erlangen.

°   Ein drittes Beispiel erfahren wir wieder aus dem Lukasevangelium. Es geht hier um Standhaftigkeit und Treue zu Jesus. Es geht auch um die Festigkeit im Glauben gegen alle Bedrängnis und alle Anfeindungen. „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“ (Lk 21,19). Diesen Appell schreibt der Evangelist an seine bedrängte Gemeinde, die aus der Synagoge ausgeschlossen wurde und die von der weltlichen Macht bedroht wird.

     Für uns gilt, wir werden das Leben haben, wenn wir wahrhaftig, ehrlich und aufrichtig in unserer Gesinnung und in unserem Glauben sind.

„Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat“

Es sind die Ermutigungen, das Leben, das Leben in Fülle, schon jetzt zu suchen, weil wir Jesus und seine Botschaft suchen.

Wir werden ihn finden und dann erkennen: Er lebt, er lebt in uns.

 

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! Lieben Gruß, Hubert