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Messtexte für Gründonnerstag 01.04.2021

Einleitung (Besinnung):

 

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Denken wir wirklich an Jesus und an seinen Bund der Liebe mit uns, wenn wir zur Kommunion gehen, um den Leib des Herrn zu empfangen? Oder vollziehen wir automatisch und gedankenlos ein Ritual, das einfach am Ende jeder Messfeier steht?

 

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Wie sieht es aus mit unserem Gedächtnis, unserem Gewissen, unserer Wahrhaftigkeit? Leben wir im Glauben? Glauben wir wirklich an ein Leben nach dem Tod, an die Auferstehung? Legen wir – auch außerhalb und nach der Messfeier – Zeugnis für unser Christsein im Alltag ab?

 

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Jemandem die Füße zu waschen gehörte damals zu den Aufgaben der Sklaven, der Diener. Wie ist es mit unserer Bereitschaft zum Dienen? Wirklich für alle oder doch nur für einzelne bestimmte? Selbstlos oder nur, wenn es uns etwas bringt? Empfinden wir Dienen als Erniedrigung oder als bloße Pflicht? Ist es wirklich sinnvoll, das Kreuz auf sich zu nehmen, etwa um anderen zu helfen?

 

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Jesus hat uns durch die Fußwaschung ein Beispiel für ein liebevolles Handeln gegenüber dem Nächsten gegeben. Handeln wir im Alltag nach seinem Beispiel? Ist es uns nicht auch schon öfters passiert, dass wir seine frohe Botschaft der Liebe, der Barmherzigkeit und der Verzeihung verraten haben? Steckt nicht in uns allen ein Judas, der der Versuchung erlegen ist, und ein Petrus, der den Herrn verleugnet hat?

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

 

Kyrie

  • In der Eucharistiefeier macht uns Jesus, knapp vor seinem Tod, das Wesentliche seiner Botschaft noch einmal bewusst: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Franz hat beim Altarssakrament immer vom Liebesmahl gesprochen. Und dennoch sind wir oft nicht bereit, unserem Nächsten in Liebe zu begegnen, oder schauen weg, wenn unsere Hilfe gebraucht wird.

Herr, erbarme dich unser

  •  Im Johannes Evangelium hören wir, wie Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Er hat ihnen nicht „den Kopf gewaschen“, sondern in der Fußwaschung gezeigt, dass auch sie nach seinem Beispiel einander in Liebe dienen sollen. Oft ist es so schwer, sich zurückzunehmen, bescheiden zu sein, einfach zuzuhören, wenn wir meinen, dass es ohne uns nicht geht. Jesus, lehre uns, durch das Dienen einander auf Augenhöhe zu begegnen.

Christus, erbarme dich unser

  • Jesus liebte die Seinen bis zur Vollendung, oder, wie es in der griechischen Übersetzung heißt, bis zum Äußersten. Durch seinen Kreuzestod hat er unsere Sünden hinweggenommen, uns gleichsam rein gewaschen. Obwohl wir es schon tausendmal gehört haben und fest an die Vergebung und Auferstehung glauben, fällt es uns oft sehr schwer, einander zu vergeben, mehr noch, uns selbst zu vergeben. Und doch liegt gerade im Verzeihen und Dienen der Schlüssel zu innerem Frieden und Freiheit.

Herr, erbarme dich unser

 

Predigt

Joh 13,1-15

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Die Gründonnerstagsliturgie ist voller ausdrucksreicher Zeichen: das Abendmahl als Zeichen der Gemeinschaft, des Festlichen, die festliche Musik – ein Zeichen der Freude, die Lesungen aus der Bibel mit ihrer reichen Bildsprache, die uns heute manchmal aber auch fremd und brutal nachklingt: das gerechte Teilen, der Bund Gottes mit den Menschen, Brot und Wein als Zeichen der Eucharistiefeier bis heute sind uns vertraut. Die Fußwaschung durch Jesus selbst ist uns deutlich in Erinnerung.

Und vielleicht haben sich einige von ihnen schon gefragt: Wird es heuer die Fußwaschung geben? Wie wird es gehen? Wem werden die Füße gewaschen? Was mache ich, wenn P. Prassl spontan fragt, ob ich mir die Füße waschen lasse – vor allen anderen in der Kirche? Keine Angst! Ich werde niemanden spontan nach vorne bitten, um dieses Zeichen heute zu wiederholen – obwohl ich glaube, dass es nicht nur für die, deren Füße gewaschen werden zutiefst berührend ist. Aber es geht nicht darum dieses ausdrucksreiche Zeichen einfach jährlich, einmal bei diesem Gottesdienst zu wiederholen, zu kopieren, nachzumachen. Es geht darum, dass wir einen Lebensstil übernehmen, der bereit ist für Menschen da zu sein, der bereit ist, sich und die eigenen Schwierigkeiten klein zu machen, weil das Leid anderer zu groß ist. Aber was steht hinter dieser Geste Jesu, die bis heute etwas in uns bewirkt, mehr oder weniger starke Gefühle auslöst? Gefühle von Unwürdigkeit, Unverständnis, Respekt, Unsicherheit, Peinlichkeit, Ablehnung… Was steht hinter dieser Geste Jesu?

Schauen wir einmal aus den Augen Jesu auf diese Paschafeier – das letzte Abendmahl. Jesus wusste, dass das, was auf ihn zukommen würde unvermeidlich war. Er wusste, dass er bald sterben würde. Und deshalb versammelte er am Abend für ein letztes Mal diejenigen, die er liebhatte, „die Seinen, die in der Welt waren“, um sich. Er schaut ihnen in die Gesichter – wir spüren diesen Blick auch heute noch auf uns. Er schaut jede und jeden von uns mit den gleichen gütigen, barmherzigen Augen liebevoll an und erweist uns „seine Liebe bis zur Vollendung“ – damals wie heute. Er kennt „die Seinen“ und er weiß auch um ihre Schwächen, ihr Versagen, er kennt Verrat, Verleugnung und Flucht und verhält sich doch wie ein liebevoller Vater oder eine liebvolle Mutter: Er stößt „die Seinen“, mit all ihren Schwächen und Versagen nicht zurück, ganz im Gegenteil, er lebt die Gemeinschaft und feiert mit seinen Weggefährtinnen und Weggefährten. Er setzt ein Zeichen mit diesem letzten Abendmahl, das auch heute noch wirkt. Er ist in jeder Eucharistiefeier ganz gegenwärtig in unserer Mitte, er ist immer gegenwärtig in unseren Herzen! Für mich ist dieses IST bedeutsam – es ist keine Möglichkeitsform unter vielen anderen Möglichkeiten. Es ist kein Wunschdenken, das sowieso nicht erfüllt wird. Es ist Gewissheit im Glauben!

            Uns geht es aber oft ähnlich wie den Jüngerinnen und Jüngern damals. Auch wir begreifen oft nicht, was er uns sagen will – seine Frohe Botschaft, das Evangelium – und wozu er uns einlädt und herausfordert. Auch wir begreifen nicht, dass seine letzte Stunde nun sehr bald anbrechen wird. Auch wenn wir das alles nicht immer verstehen, halten wir zu ihm. Wir versuchen ihm nachzufolgen, zu dienen, je nach unseren Kräften und Fähigkeiten – nicht immer perfekt, jedoch verlässlich. Das nenne ich Ausdruck des Glaubens. Wir kennen die Haltung von Judas und Petrus auch in uns: Judas wird ihn verraten und ausliefern. Simon Petrus wird aus Angst um sein eigenes Leben dreimal leugnen ihn je gekannt zu haben. Und doch schaut Jesus ihnen in die Augen. Und er schaut uns in die Augen, er beugt sich tief hinab, um uns aufzurichten, um uns neue Würde zu schenken.

Deshalb steht er vom Mahl auf, nimmt eine Schüssel, füllt sie mit Wasser und beginnt, „den Seinen“ die Füße zu waschen, einem nach dem anderen. Der Mann den sie Rabbi nennen, Meister und Herr, vollzieht die Tätigkeit eines Dieners, der die Füße seines Herrn wäscht. Die Jüngerinnen und Jünger damals fragten sich, wir heute fragen uns: Warum tut Jesus das? Jesu Frage gilt auch an uns gerichtet: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“

Jesu lebenslanges Beispiel, sein gelebtes Zeugnis ist die Antwort auf diese Frage. Jesus kam nicht in die Welt um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Er kam in die Welt um das Unvergebbare zu vergeben, um unsere Tränen abzuwischen – und nicht um zu verurteilen. Jesus kam in die Welt, weil Gott „die Seinen in der Welt“ so liebte, dass er seinen einzigen Sohn für sie gab, dass alle die an ihn glauben nicht verloren sind, sondern ewiges Leben haben.

Es geht um die Demut, die Jesus Christus beispielhaft übt und die wir ChristInnen üben können, dürfen, müssen – wenn wir diesem Herrn nachfolgen. Es geht wohl auch darum, dass wir es ertragen, dass Gott sich erniedrigt, sich tief herabbeugt, uns in die Agen schauen will – uns begegnen will in den Elenden, in den Leidenden, in den Menschen am Boden – dass wir ihn am Erdboden suchen und nicht nur im Himmel.

Am Gründonnerstag, an dem wir um Jesus „greinen“ – weinen, aufgrund seines Leidens und seines bevorstehenden Todes, erinnern wir uns daran, dass die Jüngerinnen und Jünger den letzten Tag einer Dienst-Gemeinschaft mit ihm erlebten. Bitten auch wir heute, dass es uns mit Gottes Hilfe gelingt, im Namen Jesu, diese Dienst-Gemeinschaft in Christus im gegenseitigen Waschen der Füße in unserem Alltag – in vielfältigen Formen – immer neu so unmittelbar wie es geht nachzuvollziehen. In der Eucharistiefeier dürfen wir „Danksagung“ feiern – für all das, was Jesus uns geschenkt hat: Einladung zur Nachfolge, seine Frohe Botschaft, MahlgemeinschaftHeil und Erlösung.

P. Friedrich Prassl SJ

Fürbitten

  • Guter Gott, lass uns nach dem Vorbild Jesu, wie er den Jüngern die Füße gewaschen hat, immer mehr lernen, in Liebe zu dienen.
  • Petrus stellt Jesus verständlicher Weise die Frage, warum nicht eigentlich er Jesus die Füße waschen sollte. Herr, lehre uns, dass wir besonders im Dienen gegenüber unseren Mitmenschen Deine Liebe glaubwürdig leben können.
  • Guter Gott, stärke unser Vertrauen in Deine Botschaft der Liebe und des Dienens, besonders in Zeiten dieser Pandemie, in der viele unsere Unterstützung brauchen.
  • Herr, gib uns Gelassenheit und Zuversicht, auch wenn wir den uns vorgegebenen Weg noch nicht verstehen können.
  • Jesus trägt uns beim letzten Abendmahl auf: tut dies zu meinem Gedächtnis, bis ich wiederkomme. Schenke unseren lieben Verstorbenen die Auferstehung und das ewige Leben.