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Messe am 11.+12. Dezember 2021

Einstieg

Was wissen wir über Gott?

Herzlich wenig. Doch die Frage nach Gott oder den Göttern hat alle Kulturen der Menschheit in den vergangenen Jahrtausenden stets beschäftigt.

Wie ist Gott? Ist es ein guter, milder Gott? Ein drohender, strafender Gott? Einer, der das Universum laufen lässt, wie es eben läuft und der sich um nichts kümmert? Oder einer, der teilnimmt am Leben seiner Geschöpfe?

Alle diese Vorstellungen finden sich in den vorhandenen Religionen. Und manchmal sind diese Gottesbilder auch recht stark vermischt.

Das AT und besonders die Prophetenbücher gelten für viele als eine düstere Angelegenheit. Die Propheten scheinen sich oft als Sprachrohre eines drohenden, eines zürnenden Gottes zu verstehen, der sich unentwegt neue Strafen für die wankelmütigen Menschen ausdenkt.

Doch das ist nur die eine Seite des alttestamentarischen Gottesbildes. In der heutigen Lesung hören wir ganz andere Töne:

 „Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“ (Zef 3,17)

So schreibt der Prophet Zefanja im 7. Jahrhundert vor Christus. Und etwa 100 Jahre danach dichtet der dritte Autor des Buches Jesaias ganz ähnlich:

Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.(Jes 62,5).

Können wir das fassen? Gott freut sich über uns, über jeden einzelnen von uns, über dich und mich!

 

Kyrie

Auch unsere eigene persönliche Vorstellung von Gott ist wechselhaft. Geht es uns gut, so sprechen wir leicht von einem wohlwollenden Gott. Geht es uns schlecht, gerät diese Meinung rasch ins Wanken.

Herr, erbarme dich unser.

Allzu oft schaffen wir es nicht, die Vorstellung von einem gütigen und liebenden Gott, wie sie uns Jesus gelehrt hat, in unseren Alltag zu bringen.

Christus, erbarme dich unser.

Gott freut sich über uns, sagt der Prophet Zefanja. Aber freuen wir uns auch über Gott?

Herr, erbarme dich unser.

 

Lesung(Buch Zefanja 3,14-17)

Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten. An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.

 

Evangelium(Lukas 3,10-18)

Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? 

Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. 

Es kamen auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 

Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 

Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!

Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen von Johannes, ob er vielleicht der Christus wäre, 

antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 

In seiner Hand ist die Wurfschaufel, und er wird seine Tenne fegen und wird den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen. 

Und mit vielem andern mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihm das Heil.

 

Predigt

Freudenquellen– Gedanken zum 3. Adventsonntag – Pfarald

Liebe Schwestern und Brüder, geliebte Kinder Gottes,

Unser Franz würde – und das nicht nur am 3. Adventsonntag, der „Gaudete“ heißt – sagen: ich freue mich 25 Stunden am Tag. Und wenn es für ihn schon auf Erden eine Wirklichkeit war, die nur sehr selten unterbrochen oder abgemindert wurde, dann umso mehr jetzt im Himmel. Er möge unser Freuden-Spender und Freuden-Motivator sein!

Die Freude ist das Lebenselixier Nummer 1, die Quelle unserer Lebendigkeit, unseres Lebensmutes, Lebenswillens, sie ist zugesagte Gabe des Heiligen Geistes.

Welche Freudenquellen hatte Franz auf Erden?

Zweifellos war die erste Freudenquelle seine großeLiebe zu Jesus und zu seinem Evangelium, zum liebenden mütterlichen und väterlichen Gott, zum Gebet, zum Schweigen und Staunen vor diesem großen und unerschöpflichen Geheimnis. Er wurde nicht müde, die Liebe des dreifaltigen Gottes zu verkünden und uns zu zeigen: wenn wir keine Freude an Jesus haben, dann stimmt etwas nicht in unserer Beziehung zu ihm; denn an Ihm, dem großen Liebhaber unserer Seele, dem großen Liebhaber meiner und deiner Persönlichkeit mit all ihren Besonderheiten, liegt und scheitert es nicht. Wenn wir keine Freude an Jesus haben, dann hat wahrscheinlich der „innere Richter“ die Oberhand gewonnen, jener „Giftzwerg“, jener böse Stimmungsmacher, der uns ständig niedermacht, der uns den Frieden raubt. Oder irgendwer hat vor langer oder kurzer Zeit in unserem Inneren Verwirrung gestiftet, so als ob wir uns die Liebe Jesu erst verdienen müssten. Stimmt nicht! Geht nicht. Ist von Ewigkeit zugesichert, die Liebe des dreifaltigen Gottes und sie möchte die Freudenquelle Nr. 1 auch in deinem Leben sein. Darum sei gut zu dir und lass dir etwas einfallen, wie du dich selbst immer wieder seiner Liebe vergewissern und ihr nachspüren kannst, welche Form des Gebetes, welche Texte, Bilder und Hilfsmittel dir guttun, um dich an diesen großen Liebhaber deiner Seele zu erinnern und dich mit ihm zu verbinden.

Die zweite Freudenquelle von Franz waren zweifellos seine Begegnungen mit den Menschen, seine Begegnungen und Beziehungen mit uns. Sein tiefer liebevoller Blick in unsere Augen – wer kann ihn vergessen? Also wird es auch für uns stimmen. Alles Leben ist Beziehung und Begegnung. Natürlich sind diese Begegnungen und unsere Beziehungen manchmal mühsam, manchmal erschwert, manchmal verwundet und verletzt. Aber das ist nicht das letzte Wort, die letzte Wahrheit über sie. Denn über allen liegt die Verheißung Jesu: das hast du für mich getan. Und in allen Mitmenschen gibt es auch diesen tiefsten letzten Seelengrund, geliebte Kinder Gottes zu sein, Geliebte Seiner Liebe… und das macht sie liebens-würdig, auch wenn sie es oberflächlich nicht sind oder nicht zu sein scheinen. Das hilft uns und ermutigt uns, dass wir uns nochmal aufraffen und in unserem Inneren auch die schwierigen Menschen und Beziehungen segnen und Jesus darin Chance und Platz einräumen. Und in den Beziehungen, die uns guttun oder guttäten, aber durch Corona erschwert sind, gilt es phantasievoll zu werden, zu Hilfsmitteln zu greifen, angefangen von Brief schreiben, über Telefonanrufe, elektronische Post und kurze Plauscherln über Gartenzäune.

Eine dritte Freudenquelle möchte ich auch noch hinzufügen, die in den beiden anderen begründet ist, aber auch ihre Eigenständigkeit hat: unsere persönliche Lebendigkeit. Einer meiner Lieblingssätze aus der Frühzeit der Kirche ist der von Irenäus von Lyon: die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch. Ich finde, schöner kann man es nicht sagen. Dieser Spruch ermutigt uns zur gesunden und heiligen (!) Selbstliebe. Denn wenn wir nicht uns selbst bejahen und unsere Lebendigkeit zulassen, fördern und leben, dann wird es die Freude nicht leicht haben, in uns aufzukommen.

Die Kinder sind in ihrem Hüpfen und Purzelbäume schlagen das beste Beispiel dafür. Sie können gar nicht anders als ihre Freude auszudrücken, und das geschieht meistens durch Hüpfen, Lachen und andere Beweise ihrer Lebendigkeit.

Es gibt auch den umgekehrten Weg: durch Zulassen und Fördern von innerer und äußerer Bewegung und Lebendigkeit können wir (wieder) in die Freude kommen. So sehr in der Beziehung zu Gott die Stille und Kontemplation den Vorrang hat, es gibt auch eine Gegenbewegung unserer Lebendigkeit, die Gott offenbar Freude macht und Ehre gibt. Also lassen wir uns etwas einfallen, wie wir sie ausleben können.

Dazu wünsche ich dir ganz viel Segen!

Fürbitten

  •  „Gaudete“ heißt der heutige Sonntag, „freut euch“! Doch in unserer Gesellschaft gibt es derzeit viel Streit und Spaltung statt Freude. Lieber Gott, hilf uns, dass wir diese Spaltung bewältigen und auslöschen können.
  • Lieber Gott, schenke den Verantwortlichen in diesem Land, den Politikerinnen und Politikern und allen, die in der Öffentlichkeit stehen, die Einsicht, dass Zusammenhalt die einzige Möglichkeit ist, die Krise der Pandemie und der Gesellschaft zu überwinden.
  • Bitten wir auch für jene, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind: für die Schwerkranken und ihre Angehörigen und für alle, die sich in ihrem Beruf und in ihrer Freizeit mit allen Kräften für diese einsetzen.
  •  „Ihr habt allezeit Arme bei euch“ sagte Jesus. Bitten wir für die Armen und Benachteiligten, dass sie nicht vergessen werden und dass sie Hilfe und Unterstützung finden. Gib auch uns gute Gedanken und Ideen ein, wo und wie wir selber helfen können.
  • Lass uns den Blick auf die Not und das Elend in anderen Ländern dieser Welt nicht verlieren und stärke das Solidaritätsgefühl unter den Nationen.

 

Glaubensbekenntnis von Franz

Ich glaube, dass Gott Liebe ist.

Ich glaube, dass die Liebe Gottes zu den Menschen sich in Jesus geoffenbart hat.

Ich glaube, dass sein Wirken und seine Worte
die Grundlage für eine Atmosphäre der Liebe sind.

Ich glaube, dass Jesus uns Bruder geworden ist, um uns zu entlasten und freizumachen.

Ich glaube, dass das Leben Jesu zur Auferstehung führen musste,
weil er eine so tiefe Beziehung zu Gott hatte, den er seinen Abba, Papa, nannte.

Ich glaube, dass Jesus, von den Toten auferstanden,
uns nunmehr eine Wohnung beim Vater bereitet.

Ich glaube, dass der Tröster-Geist unsere Herzen öffnet
und uns das Verstehen der Botschaft der Liebe lehrt.

Ich glaube, dass die Kirche die Gemeinschaft derer ist,
die der Liebe nacheifert und von der Liebe Gottes gedrängt wird.

Ich glaube, dass unsere Versöhnlichkeit die Barmherzigkeit Gottes näherbringt,
die alles menschliche Ermessen übersteigt.

Ich glaube, dass die Mühen dieser Welt nichts sind
im Vergleich zur künftigen Herrlichkeit beim liebenden Gott.

(aus der Geborgenberg Nachlese/ Jahrbuch 2018-19-20/ 102)

 

Meditation

Wir haben in der Lesung gehört: „Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“ Eine Jugendliche aus Deutschland schrieb zu diesem Vers der heutigen Lesung:

„Ich finde, dieser Vers ist eine ungeheure Liebeserklärung von Gott an uns! Er drückt aus, wie wichtig wir Gott sind und was wir ihm bedeuten. Was Gott für uns empfindet, übertrifft unser Vorstellungsvermögen. Wenn Gott uns ansieht, dann kommen ihm wirklich die Tränen, weil wir ihm so unendlich viel bedeuten. Und Gott wird uns niemals heruntermachen, wenn wir Fehler machen. Er wird uns immer ermutigen, aufzustehen und an seiner Hand weiterzugehen. Er ist begeistert über das, was wir für ihn tun und er wird uns dafür belohnen. Mit Gottes Liebe und seiner Anerkennung dürfen wir uns jeden Tag neu beschenken lassen, und diese Liebe auch an andere weiter verschenken.“

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