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2. Sonntag nach Weihnachten, 03.03.2021

Einleitung:

Du, der LOGOS, bist FLEISCH geworden!

Du, der EWIGE,

du, der ICH BIN DA,

du, die LIEBE,

bist MENSCH geworden!

Mensch so wie wir alle,

abhängig von Irdischem so wie wir alle

und doch unabhängig von allem, wie eben du es bist.

 

Du, die wunderbare INKARNATION,

die den Weg zu GOTT in uns frei macht,

uns Mut macht und zu uns sagt:

Wer mir vertraut,

wird genau solche Taten vollbringen wie ich,

ja, sogar noch größere (Joh.14,12)

 

Du bist Mensch geworden,

damit wir deine Göttlichkeit wahrnehmen

und uns ihr anvertrauen,

damit deine Göttlichkeit in uns lebendig wird.

 

Predigt: Joh 01,01-18

Dass Gott Mensch geworden ist bedeutet mir sehr viel – auch wenn ich es nicht definieren kann, nicht erklären kann…! Dieses „Wort“, von dem die Rede ist, der „Logos“, drückt eine Fülle aus, die unbeschreiblich ist. Für mich hat gerade das mit Glauben zu tun – so wie ich „Glaube“ verstehe, was letztlich auch wieder fast ein Widerspruch ist.
Gott ist Mensch geworden, ein Teil dieser Welt – meiner Welt, ein Mitglied der ganzen Menschheit, einer von uns. Gott gehört zu uns – aber er gehört uns nicht, wie wir vieles in unserem Leben haben wollen, besitzen wollen, worüber wir verfügen wollen oder auch sollen – wir tun manchmal so in der Kirche!
Gott ist in die Welt gekommen, auf die Welt gekommen... Geboren, in dieser Welt, in diese Welt hinein, der Sohn Gottes – das menschgewordene Wort Gottes geht in die Welt ein und sagt mit einfachen Worten:
 - Komm und folge mir nach.
 - Liebe Gott, deinen Nächsten und auch Dich selbst.
 - Was ihr dem Geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan…


Tu das in dieser Welt, mit all deinen Kräften, mit ganzem Herzen, ganzer Seele – es ist eine Botschaft an uns alle, indem wir uns der Welt zuwenden und sie verwandeln sollen. Geht hinaus in alle Welt, sagt Jesus Christus – es ist die Botschaft des Wortes, das von Gott kommt. Diesen Weg Gottes in die Welt mitgehen, das ist die Grundbewegung, die Jesus Christus in die Welt gebracht hat. Das ist unser Grundauftrag im Christentum. Das Ziel ist ein „neuer Himmel und eine neue Erde“. Inwieweit uns und allen im Christentum diese liebende Bewegung in die Welt praktisch gelingt, ist eine andere Frage – wie wir Zeugnis ablegen von diesem Wort, dieser Botschaft Gottes. Aber unser Grundauftrag bleibt, eine positive Zuwendung zur Welt und zu den Menschen. Mit den Worten Leben, Licht, Herrlichkeit, Kinder Gottes, Gnade, Wahrheit… beschreibt Johannes zunächst die Zuwendung Gottes zu uns Menschen und zugleich auch unseren Auftrag in der Welt, all das zu verwirklichen – so, wie wir es können.
Wir alle sind realistisch genug, um zu bemerken, dass unsere Welt nicht wirklich heil ist, dass es immer wieder auch das Gegenteil gibt: Tod, Dunkel, Trostlosigkeit, Verlust, Lüge, eine Pandemie… Wenn es darum geht, von all dem frei, bzw. freier zu werden, Versuchungen zu widerstehen, dann kommt darin ein Ja zur Welt zum Ausdruck. Vorbild und Fundament für dieses Ja ist das große Ja Gottes zur Welt. Gott hat sich durch seine Menschwerdung auf dieses Ja zur Welt festgelegt. Er ist gekommen zu retten und zu heilen. Wir sind eingeladen, in dieses Ja Gottes einzustimmen und beim Retten und Heilen zu helfen.

Dass Gott sich auf diese Welt einlässt und uns dabei mitnehmen möchte, ist für mich hoffnungsgebend, frohmachend, erlösend. In der Weihnachtszeit bedenken wir immer wieder das große Ja Gottes zur Welt, das menschgewordene Ja, das fleischgewordene Wort Gottes – ein Ja, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Gottes großes Ja, sein Wort an die Welt, seine Botschaft an die Welt, ist für mich Rückhalt, Vorbild und Herausforderung.

In jedem Wortgottesdienst, in jeder Eucharistiefeier und oft in meinem Alltag spüre ich dieses besondere Wort, mit dem Gott mich und viele Menschen immer wieder anspricht.

 

P. Friedrich Prassl SJ