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Versöhnungsgottesdienst, 19./20.12.2020

Eingangslied:281 – Maria durch ein Dornwald ging

Jetzt steh ich hier und soll die Texte für den heutigen Versöhnungsgottesdienst liefern. Warum ich? Was kann ich schon zu diesem Thema beitragen?
Ich streite nicht oft, ich versuche so durchzukommen, also muss ich mich auch nicht viel versöhnen.

Habt ihr euch das auch schon mal gedacht?

Oder geht es doch um etwas Anderes? Hat Franz nicht von unseren Unvollkommenheiten gesprochen?

Wir sind unvollkommen….

In unserem Äußeren:
Wer von uns hat nicht schon mal gedacht, dass die Haare zu fein oder die Beine zu kurz sind? Der Busen zu groß oder klein, die Muskeln zu wenig definiert und dafür der Bauch zu deutlich sichtbar ist?

Wir sind unvollkommen…

In unserer Körperlichkeit:
Viele von uns haben sicher schon bemerkt, dass sie nicht mehr so ausdauernd und belastbar sind wie früher. Manches lässt sich nur mehr mit Brille, unter Schmerzen oder mit Hilfe schaffen.

Wir sind unvollkommen…

In unserem Geist:
Wir sind nie so kreativ und mit Einfallsreichtum beschenkt wie andere. Es gibt immer eine, die schlauer ist, als ich es bin.

Wir glauben ganz fest auf unsere Art, aber andere sind gläubiger, belesener, beseelter und in sich ruhender als ich es je sein kann.

Wir bemühen uns, aufmerksam, hilfsbereit, demütig und dankbar zu sein.

Und dennoch passiert es dir und mir:
Wir sind oft unzufrieden mit uns selbst und dadurch ungerecht anderen gegenüber.

Wir gehen einander aus dem Weg, weil es bequemer ist.

Wir verletzen einander, weil es im Moment einfacher ist, als zu versuchen einander zu verstehen.

Wir distanzieren uns, weil social distancing gerade in ist. 

Wir reden schlecht über eine Person hinter ihrem Rücken, anstatt unsere Bedenken offen und ehrlich zu äußern.

Wir nehmen uns zu wenig Zeit für unsere Kinder, Eltern, Familie, weil -immer jetzt gerade- eine wichtige Phase im Beruf ist.

In dem Brieferl, das Franz mir als Vorbereitung für diesen Gottesdienst zukommen hat lassen, hat er geschrieben:

„Wir feiern Versöhnungsgottesdienst, weil fast niemand mehr zur Beichte geht.“

 

Früher war es einfacher. Man ging zur Beichte, sprach sich alles von der Seele, wurde losgesprochen und bekam quasi als Hausübung zur Wiedergutmachung 3 „Ave Maria“ und 2 „Vater Unser“ auf. Damit war es erledigt.

Und jetzt? Jetzt geht man nicht mehr (so oft) zur Beichte. Man macht sich das selber mit Gott aus. Macht man das wirklich?

16 – Herr, erbarme Dich unser

Herr, erbarme dich unser! (gesungen)

Nimmst du dir die Zeit zur Reflexion, zur Bilanz über deine Verfehlungen. Erforschst du dein Gewissen und benennst deine Liebe-Losigkeiten? Traust du dich all das ehrlich im Gebet vor Gott auszubreiten?

Christus, erbarme dich unser! (gesungen)

Und dann?
Spürst du Gottes Liebe mit all deinen Sinnen so deutlich, dass dir klar wird, dass er dir vergeben hat?
Verstehe ich, dass er will, dass ich es noch einmal versuche? Bin ich durch seine Vergebung so gestärkt, dass ich mich auch mit meinem Mitmenschen versöhnen kann?

Herr, erbarme dich unser! (gesungen)

 

Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte

Wir wollen Gott und einander um Vergebung bitten, dazu aufstehen und gemeinsam dasaufgelegte Gebet sprechen:

V: Alles Gefesselt-Sein in Angst und Sorge

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Alle Ungeduld und lieblosen Worte

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Alle Grobheit und Gewalt

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Alle Unfähigkeit zu Nachsicht und Verzeihen

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Den fehlenden Blick auf den Schmerz und die Bedürfnisse anderer

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Alle Fixierung auf das eigene Glück und Wohl

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Alle unterlassene Hilfe und alles versäumte Eintreten für Gerechtigkeit

A: Nimm in deine Hände, barmherziger Gott

V: Guter Gott, nimm alles, was falsch war, in deine barmherzigen Hände.
Wir kennen dein Versprechen, uns unsere Schuld zu vergeben.
Und daher bitten wir dich:

A: Halte Deine schützende Hand weiterhin über mich und begleite mich auf meinem Weg.

Ich bitte dich, meine Schwester und mein Bruder, um Vergebung, wenn ich dich verletzt oder gekränkt, verärgert oder ungerecht behandelt habe.

Ich vergebe auch allen, die mich gekränkt und verletzt haben.

Ich versöhne mich auch mit mir selbst und wage einen neuen Anfang.

Amen.

239 – Weil ich meine Schuld in Deine Hände leg

 

LESUNGRöm 16,25 – 16,27:

 

Abschließender Lobpreis Gottes

Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben - gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war,

jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes offenbart und durch prophetische Schriften kundgemacht wurde,  um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen.Ihm, dem einen, weisen Gott, sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen.

55 - Hallelujah

 

EVANGELIUMnach Lukas (1,26 – 1,38):

Die Verheißung der Geburt Jesu

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret

zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.

Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.

Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.

Denn für Gott ist nichts unmöglich.

Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

 

Was für eine Frau!

Man könnte sagen, sie handelt zu wenig emanzipiert, hat den „Auftrag“ nur kurz hinterfragt und dann die Fremdbestimmung geduldet. Man könnte meinen, sie sei schwach gewesen, hat alles mit sich geschehen lassen.

Doch dem ist nicht so!

Es ist ja nicht irgendwer, der vorbeikommt und etwas von ihr verlangt. Es ist ein Engel, der von Gott selbst geschickt wurde.

Sie hat nicht an sich gezweifelt.
Herrgott, bist du sicher, dass du mich gemeint hast? Gäbe es da nicht vielleicht geeignetere Frauen als mich?

Sie hat auch nicht verhandelt.
Das passt mir jetzt aber gar nicht in mein Lebenskonzept. Ich bin ja erst verlobt und noch nicht verheiratet. Was sollen denn da mein Verlobter und alle anderen denken? Könnten wir es bitte auf später vertagen, dann wäre ich bereit dafür?

Sie ist bereit.
Sie ist mit sich im Reinen.
Sie ist bereit für die Ankunft Gottes in ihrem Leben.
Sie kann sich auf das Unbekannte einlassen, es zulassen, in vollem Vertrauen auf Gott.
Sie nimmt schon vorweg, was ihr Sohn Jesus Jahre später in seinen letzten Stunden beten wird: „Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille.“

 

Fürbitten + Danksagungen:

Liebender Gott! Für uns alle ist die jetzige Zeit eine besondere Herausforderung, Corona hat unser Leben in vielen Bereichen verändert.

Vater, gib den Kranken Kraft zur Heilung.
Wir bitten dich, erhöre uns!

Vater, gib uns gute Einfälle, sodass wir uns nur physisch distanzieren, aber nicht sozial.
Wir bitten dich, erhöre uns!

Vater, lass uns in unseren finanziellen Sorgen nicht auf andere vergessen, denen es schlechter geht.
Wir bitten dich, erhöre uns!

Wie schön ist es, Freunde und Familie einfach zu umarmen, ohne Angst oder schlechtem Gewissen.
Vater danke, dass wir zuversichtlich sein können, dass dies bald wieder möglich sein wird.
Wir danken dir dafür!

In all unserem Schmerz durch Krankheit und Tod von Freunden und Verwandten sind wir getröstet durch die Gewissheit, dass die Toten auferstehen.
Wir danken dir dafür!

Väterliche Mutter, mütterlicher Vater! 44 Jahre hat Franz am Georgenberg gewerkt und sein Wirken geht weiter.
Wir danken dir dafür!

 

Gabenlied:      82 – Wenn wir unsre Gaben bringen

Sanctus:          103 – Hosianna Kyrie

Vater unser (gesprochen)

Kommunion

200 – Meine Hoffnung und meine Freude

 

Schlusstext

Ein Rabbi wurde einmal von seinen Schülern gefragt: „Wo wohnt Gott“? Er antwortete: „Gott wohnt dort, wo man ihn hineinlässt.“

Hier bin ich.
Ich bin, wie ich bin. Unvollkommen, fehlerhaft, aber bereit.

Bereit, es noch einmal zu versuchen.

Bereit, mich durch Gottes Liebe mit mir selbst und dann mit meinen Mitmenschen auszusöhnen.

Ich versuche den ersten Schritt zu machen.

Ich möchte ehrlich mit mir und meinen Mitmenschen sein.

Ich werde meinen Stolz zurücklassen, meine Fehler zugeben, verzeihen, damit Versöhnung möglich wird.

Ich werde meine Sinne öffnen, um zu erkennen, welchen Weg Gott mich führen will.

„Abba, Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille geschehe.“

 

Schlusssegen

 

Schlusslied:     282 – Stell ein Licht an unsern Weg