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Karfreitag

(wer möchte kann sich die Texte auch vorlesen lassen: siehe Dateianhang ganz unten)

1.Ein unbequemer Feiertag      

Der Karfreitag ist unbequem. An 52 Sonntagen feiern wir Jesus – den Mann, der Wunder vollbringt – den Mann, der Frauen zuhört und sie gleichberechtigt behandelt – den Mann, der der Amtskirche immer wieder auf die Zehen steigt. Der Mann ist cool, seine Botschaft ist toll, an 52 Sonntagen bin ich im Wohlfühlmodus, weil ich dazu gehöre.

Der Karfreitag ist unbequem. Da platzt in die (irgendwie heile) Welt die Realität unseres Alltages, ich bin konfrontiert mit Gewalt, mit Machtmissbrauch, mit Angst, mit Verrat, mit Leid und Tod. 

Der Karfreitag ist unbequem. Mit diesem Tag kommt Jesus in der Realität unseres Alltages an – mit dem Kreuz eröffnet er eine neue Perspektive.

2.Jesus wird verurteilt

Jesus wird zum Tod verurteilt. Verurteilt? Beurteilt? Daraus folgt Vorurteil. Auf welcher Seite stehen wir, auf welcher Seite stehe ich? Wen verurteile ich? Den, der anders ist als ich? Der nicht in mein Bild passt?

Verurteilt zum Tod am Kreuz. Gehe ich diesen Weg mit?

Wage ich zu bitten? Jesus, erbarme dich aller Menschen, die Unrecht erleiden durch Vorurteile, Verurteilungen. Gibt uns den Mut, uns für diese Menschen einzusetzen und gib uns die Kraft, ihnen zu begegnen, wie Du uns begegnest.

3.Jesus nimmt das Kreuz auf sich

Das Kreuz auf sich nehmen. Das Kreuz tragen. Eine Last auf sich nehmen. Das Kreuz der Isolation auf sich nehmen – für viele schwer, fast unerträglich.  Manche tragen das Kreuz der Krankheit.

Jesus, ich bitte dich um die Kraft, unsere Kreuze zu schultern und den Weg zu gehen.

4.Jesus fällt drei Mal

Ohne Kraft sein – fallen – zusammenbrechen. Wie oft habe ich schon keine Kraft mehr gehabt, eine Situation oder einen Prozess durchzustehen. Wie oft bin ich schon gefallen – der Spruch mit dem „aufstehen, Krone richten“ ist zu einfach, entspricht nicht der Realität. Ich bin schon zusammengebrochen, und das waren keine angenehmen Zeiten – wenn es irgendwie möglich ist, kriegen es nur meine Familie und meine engsten Freunde mit, vor dem Rest der Welt verberge ich es sorgfältig.

Jesus kann nichts verbergen. Er fällt in aller Öffentlichkeit, muss Schläge, Spott und Gehässigkeiten ertragen – die Soldaten erlauben ihm nicht, aufzugeben und liegen zu bleiben.

5.Jesus und Maria, Simon von Cyrene, Veronika und das Schweißtuch, die weinenden Frauen

Begegnen: Beistehen, trösten mitleiden, weinen.

Jesus begegnet auf seinem Kreuz-Weg einigen Menschen: Seiner Mutter; Veronika; Simon von Cyrene und einer Gruppe weinender Frauen. Er begegnet auch uns und möchte es so oft wie möglich. Wir sind aufgefordert, es ihm gleich zu tun.

Sich begegnen heißt einander beizustehen und zu trösten, Freud und Leid zu teilen, miteinander zu weinen und zu lachen, sein Herz zu öffnen, das Angesicht des anderen zu suchen – Jesu Antlitz im Anderen sehen! So können wir Gott begegnen!

Jesus, Du begegnest uns auf vielfältige Weise – wir bitten dich: Für die Trauernden, Leidenden, für die Kranken, für alle, die Zuwendung und Hilfe brauchen. Zeige uns, wie wir, jeder einzelne von uns, ihnen dein Angesicht, deine Liebe und deinen Trost geben könen.

6.Jesus wird seiner Kleider beraubt

Sie stellen ihn bloß. Sie nehmen ihm die Kleider, die müssen immerhin als Einsatz für ein Würfelspiel herhalten. Sie berauben ihm jedes Schutzes, nehmen ihm die letzte Würde. Scham, Angst, Verzweiflung.

Ich habe Scham schon erlebt, ich bin schon bloßgestellt worden, ich fürchte mich davor. Man reißt mir nicht die Kleider vom Leib, aber Worte stellen genauso bloß. Wann habe ich zuletzt jemanden bloßgestellt, ihm die Möglichkeit genommen, sein Gesicht zu wahren?

7.Jesus wird ans Kreuz genagelt

Festgenagelt. So und nicht anders, kein Ausweg mehr. Zur Bewegungslosigkeit verurteilt, meiner Freiheit beraubt – sehr vielen von uns geht es gerade so!

Wir fühlen uns hilflos, machtlos und wissen doch: Es wird nicht ewig so bleiben; Jesus war kurz vor seinem Tod verzweifelt, hat an sich selbst gezweifelt, fühlte sich von Gott verlassen – war festgenagelt und wusste letztendlich doch, wofür!

Jesus, Du hast es am eigenen Leib schmerzlich erlebt: Wir bitten Dich, mach uns sensibel und achtsam. Schenke uns deine Liebe,, damit wir niemanden ans Kreuz schlagen. Und wenn wir uns selbst von Gott im Stich gelassen fühlen – erinnere uns daran, dass Du bei uns bist!

8.Jesus stirbt

Das ist kein schöner Tod. Da ist nichts friedlich. Da sind Schmerzen, von denen wir uns nicht vorstellen können, dass wir sie aushalten könnten. Die Gefühllosigkeit, Grausamkeit und Brutalität des Menschen zeigt ihre Fratze – das gibt es heute genauso wie vor 2.000 Jahren. Ein gequälter Schrei: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“

9.Jesus wird vom Kreuz genommen

Da sind die, die übrig geblieben sind. Erschöpfung, Tränen, Trauer. Sie halten den toten, geschundenen Körper in ihren Händen und können es nicht fassen. Warum? Wir haben ihn geliebt.

O Haupt voll Blut und Wunden:
https://www.youtube.com/watch?v=1dOm45tddBU

Barbara und Simon Sorge

 

 

Kommentare

GROSSARTIG sind Eure Texte zum Karfreitag! Sie haben mich getroffen und berührt.....Ganz lieben Dank sage ich Euch!