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Auferstehungsgottesdienst für Franz Mikl, 27.06.2021

Einleitung:

       L1:  „Am 29. November ist die Dankbarkeit in den Himmel eingezogen.“ – so hat am Beginn des Advents unser Nachruf für Franz begonnen, und mit diesem Satz hat er auch geendet. Noch mit dem kleinen Zusatz: „Halleluja!“
Und jeder, der den Franz erlebt hat, hat im Kopf vielleicht dieses „Halleluja!“ in der unverwechselbaren Art und Weise gehört, wie Franz das gewöhnlich ausgesprochen – vielmehr hinausgerufen hat.

       L2:  Wenn jemand stirbt, fällt es uns nicht immer leicht, „Halleluja“ zu rufen. Und selten beginnt eine Parte mit den Worten:
„Wir geben freudig bekannt, dass unser geliebter Bruder aus dieser Welt hinaus-gestorben ist und hineingeboren in das ‚Meer der Liebe‘ Gottes“.
Für Franz war das genau der Text, mit dem er sein Heimgehen bekanntgeben wollte.

       L1:  Wir kennen ihn ja:
Es reichte ihm nicht, zu „leben“: Er wollte „in Fülle leben“.
Es reichte ihm nicht, „in der Fülle zu leben“: Er wollte „ein schönes Leben“.
Ein schönes Leben, das heißt: Zu erleben, was das Herz berührt.
Schöne Musik. Einen schönen, blumenbunten Garten. Die schöne Natur.
Berge. Schönes Wetter.
Die Schönheit der anderen Menschen.

       L2:  Das zweithäufigste Wort des Franz – nach „Liebe“ – war, glaube ich:
„Großartig“.
Das lässt vieles offen: Auch was auf den ersten Blick klein wirkt, kann großartig sein.
Und dennoch: Alle Großartigkeit der Welt kann uns nicht vor dem Tod bewahren.

       L1:  In einem Brief an die Thessalonicher lesen wir:
Was die Verstorbenen anbelangt, da möchten wir euch nicht im Unklaren darüber lassen, was mit ihnen geschieht:
Seid keinesfalls mutlos. Trauert ein wenig um sie, aber nicht so wie völlig hoffnungslose Menschen. Wenn es zur Grundüberzeugung unseres Glaubens gehört, dass Jesus auferstanden ist, dann können wir Gott auch zutrauen, dass er – auch wenn wir nicht genau wissen, wie – auch uns zu neuem Leben auferstehen lässt.

Großartig.

       L2:  „Zu neuem Leben auferstehen“: Vielleicht geht es da auch gar nicht so sehr um die Toten. Vielleicht geht es mehr um mich, um uns.
Darum, dass wir auf-stehen.
Vielleicht ist der Tod eines mir nahen Menschen der Beginn meines neuen Lebens.
Vielleicht sollten wir uns heute entscheiden für ein schönes Leben.
Uns entscheiden, zu suchen, was unser Herz berührt.
Uns entscheiden, ab heute die Menschen zu lieben
und irgendwie „großartig“ zu sein.

 

Kyrie:

       L1:  Wenn Gott die Grenzen des Todes aufheben kann, wieviel eher dann die Grenzen unseres Lebens?
Die Grenzen, die wir uns selber setzen.
Die Grenzen, die wir durch unsere Unversöhnlichkeit setzen.
Durch unsere Unzufriedenheit. Und Ungeduld.
Durch die Scheuklappen, mit denen wir durch unser Leben spazieren.

       L2:  Wenn wir darum wissen, von Gott mit offenen Armen empfangen zu werden, wie leicht könnte uns das Sicherheit im Glauben geben?
Sicherheit im Glauben, dass es besser ist, offen aufeinander zuzugehen.
Sicherheit im Glauben, dass Versöhnung und „Nachgeben“ uns nichts von unserer Würde nimmt.
Sicherheit im Glauben, dass es sich lohnt, manchmal ein bisschen länger darüber nachzudenken, welche Kleinigkeiten großartig sind, und über welche man mit Großzügigkeit hinwegsehen sollte.

       L1:  Wenn Gott uns immer wieder neues Leben schenkt, warum fällt es uns dann manchmal so schwer, es zu teilen?
Dankbarkeit zu schenken.
Und Anerkennung.
Gottvertrauen zu haben.
Und Menschen-Vertrauen.

 

Lesung(nach 1. Thessalonicher 5, 11-28)

             Ihr Lieben, macht euch gegenseitig Mut und helft einander im Glauben weiter.
Haltet Frieden untereinander.
Steht allen mit seelsorglichem Rat zur Seite. Scheut euch aber auch nicht, die zurecht zu weisen, die einen falschen oder missverstandenen Weg einschlagen.

             Baut die Mutlosen auf, helft den Schwachen, und bringt füreinander Geduld und Nachsicht auf.
Achtet darauf, dass niemand von euch Böses mit Bösem heimzahlt. Bemüht euch vielmehr darum, im Umgang miteinander stets das Gute zu tun, unter euch und auch mit allen anderen Menschen.

             Freut euch zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten.
Hört nicht auf zu beten. Dankt Gott für alles und fühlt euch mit Jesus Christus verbunden.

             Lasst den Heiligen Geist wirken!
„Prophetisches Reden“ mag als Begriff nicht in die heutige Zeit passen, aber: Seid hellhörig dafür.

             Und dann prüft alles – und behaltet das Gute!
Was euch aber vorkommt als hätte es nichts mit der Menschenfreundlichkeit zu tun, die Christus uns gelehrt hat, das vergesst am besten gleich wieder.

             Möge Gott euch zu aller Zeit und auf alle mögliche Weise mit seinem Frieden erfüllen.
Er ruft euch dazu auf, dass durch euch das Reich Gottes näher zu den Menschen kommt.
Er selbst wird vollenden, was er in euch begonnen hat.

Fühlt euch herzlich umarmt und sorgt dafür, dass dieser Brief allen vorgelesen wird.
Ich grüße euch alle und wünsche euch, wie immer am Ende meiner Briefe die erstaunliche, wunderbare Gnade unseres Herrn, Jesus Christus.
Sie sei mit euch! Sie ist mit euch!

 

Evangelium(nach Joh 15, 9-17)

             So, wie ich die Liebe unseres Vaters erlebt habe, so habe ich auch euch geliebt. Und ich wünsche euch und mir: Bleibt in dieser meiner Liebe.
Wie das geht? Ihr kennt meine „Angebote“ für ein geglücktes Leben. Wenn ihr an denen festhaltet, dann bleibt ihr ganz automatisch in meiner Liebe. Ich habe es letztlich genauso getan: Ich habe mich nach dem gerichtet, wozu mich mein Vater ermuntert hat, und so lebe ich in seiner Liebe.
Ich sage euch das vor allem auch aus dem Grund, weil ich sicher bin, dass dadurch Freude in uns sein wird. Vollkommene Freude.
Damit euch diese Freude ganz erfüllt, begegnet einander in wahrer Liebe, so wie ich euch geliebt habe.
Wenn ihr euch vielleicht fragt, wie „groß“ diese Liebe sein soll, dann kann ich nur sagen: Eure Liebe soll so weit gehen, dass ihr nicht weniger als euer ganzes Leben für eure Freundinnen und Freunde einsetzt. Ganz ehrlich: Eine größere Liebe gibt es gar nicht.
Wenn ihr das tut, dann ist das auch ein wunderbares Zeichen unserer Freundschaft.
Es wird nicht so eine Beziehung sein, wie sie manchmal zwischen einem Chef und seinen Untergebenen üblich ist, dass zum Beispiel der Chef glaubt, er muss gar nicht alles sagen, was er so denkt und als nächstes vorhat, weil es der Untergebene ohnehin nicht verstehen würde oder ihn gar nichts angeht.
Vielmehr habe ich euch alles anvertraut, was ich weiß, vor allem alles, was ich von meinem Vater weiß. So könnt ihr euch auf den Weg machen und Frucht bringen – eine Frucht, die lange bleibt und Bestand hat. Ihr könnt dabei auf die volle Unterstützung des Vaters vertrauen. Ihr könnt ihn um alles bitten und euch dabei gerne auch auf mich berufen: Er wird euch alles geben, worum ihr ihn bittet.
Vor allem aber noch einmal: Vergesst nie, euch an das Wichtigste zu halten: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.