Skip directly to content

1. Fastensonntag, Lj. B, 20.,21.Februar 2021

Liebe Gemeinde!

Wenn wir einander nicht persönlich und in unserer Kirche treffen, so wenigstens in Gedanken. Als Unterstützung könnte diese Unterlage für eine ganz eigene Feier dienen. Und das in den eigenen vier Wänden. Ich möchte Euch dazu ganz herzlich begrüßen.

In unserer Gemeinschaft sagen wir uns dann:

„Der Herr ist mit uns.“

Die Antwort ist:

„Ja er ist mitten unter uns.“

 

Wir stehen am Beginn der Fastenzeit. Die Blickrichtung ist Ostern. Ostern ist die Vollendung des Lebens Jesu und seine Bestätigung durch Gott.

Am 1. Fastensonntag wird uns der Beginn des Wirkens Jesu nahegebracht. Sein Vorbereiten auf seine Sendung in der Wüste und der erste Appell an seine Zuhörer in Galiläa: „Kehrt um!“

Wir werden uns vielleicht fragen, ob man immer wieder diesen Appell annehmen kann. Aber denken wir an Geräte unserer Zeit, angefangen beim Handy, da wird uns auch immer wieder ein Update angeboten, ein auf den neuesten Stand bringen.

In unserem Leben und in unserem Glauben könnten wir das als Weiterentwicklung sehen. Über alle Lebensphasen hinweg, wird das seine Bedeutung haben.

Die Fastenzeit wäre eine gute Zeit für eine Weiterentwicklung.

Was braucht so ein Appell „kehrt um!“?

 

Sehen wir uns einmal selbst an, und prüfen wir uns, ob wir auf dem richtigen Lebensweg sind.

            Herr erbarme dich unser.

 

Wenn wir unseren Glauben hinterfragen, prüfen wir, ob er für die Herausforderungen des Lebens eine feste Basis hat.

            Christus erbarme dich unser.

 

Wir sagen am Beginn unserer Feiern, der Herr ist mitten unter uns.

Ist Gott mir nahe und bezeugt das mein Leben?

            Herr erbarme dich unser

 

Guter Gott verzeihe unsere Schwächen und die mangelnde oder zögerliche Bereitschaft uns verstärkt dir und deiner Botschaft zuzuwenden.

Wir wollen uns gerade in dieser Zeit verstärkt um unsere Weiterentwicklung im Glauben bemühen. Gib uns dazu Kraft und Ausdauer und ein gegenseitiges Unterstützen.

Darum bitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen.

 

Lesung: Gen 9,8-15

Evangelium: Mk 1,12-15

Von der Wüste nach Galiläa

Die Wüste ist ein lebensfeindlicher Ort. Zumindest für jene, die sich nicht anpassen können. Demgegenüber haben sich viele Pflanzen und Tiere angepasst und können dort leben und überleben. Auch dem Menschen ist das bisweilen gelungen. Für Touristen mag die Wüste ein Sandspielkasten sein. Für andere ist es ein Ort der Besinnung und des Rückzugs.

Was für eine Bedeutung hatte die Wüste für Jesus?

Und was bedeutet sie uns heute am Beginn der Fastenzeit?

Die Evangeliumstelle vom 1. Fastensonntag schließt unmittelbar an die Taufe Jesu im Jordan an. Dort offenbart ihm der Geist Gottes: Du bist mein geliebter Sohn (Mk 1,11b). Die besondere Nähe Gottes und seine Berufung werden Jesus bewusst. Und deshalb treibt ihn der Geist in die Wüste. Es geht für Jesus um die entscheidende Begegnung mit Gott. Für ihn sind es gleichsam Exerzitien vor seinem öffentlichen Wirken.

Wer sich auf Gott einlässt, der ist auch in der Gefahrenzone von Gottes Widersachern. Auch Jesus ist Versuchungen zum Bösen ausgesetzt. Anders als bei den Evangelisten Matthäus und Lukas sind sie hier bei Markus nicht explizit beschrieben. Aber der Bezug zur Sendung, die danach in Galiläa beginnt, ist naheliegend. Das messianische Wirken Jesu beginnt hier in der Wüste.

 

Wüste in der Stadt

Wir sind am Beginn der Fastenzeit, am Beginn des Zugehens auf Ostern. Ein Rückzug in die Wüste wird bei uns anders aussehen, als es bei Jesus war. Die Wüste ist keine geführte und gesicherte Touristenattraktion.

Carlo Caretto, Mystiker und der Kongregation der Kleinen Brüder des Charles de Foucauld angehörig, war oft in der Sahara. Aber er schreibt auch das Buch „In deiner Stadt ist deine Wüste.“

Und er meint, dort wo wir leben und arbeiten, dort wo wir unsere Erfahrungen sammeln und harte Realität erleben, dort ist auch unser Ort des Rückzugs, unsere Wüste.

Wüstentage in unserer Umgebung können Zeiten sein, in denen wir uns selbst finden können, in denen wir uns auf das Wesentliche besinnen können und in denen wir uns für das Leben der Botschaft Jesu vorbereiten können.

Zeiten der Wüste sind Zeiten um uns neu zu orientieren.

Der Geist trieb Jesus in die Wüste um sein messianisches Wirken aufzubauen. Wenn wir uns in unserer Stadt in unsere Wüste zurückziehen, was können wir von Jesus herleiten?

 

1. Jesus in der Wüste, mit der Erfahrung des Geliebtseins

Für Jesus ist  der Zuspruch vom geliebten Sohn Gottes mit der Erkenntnis seiner Berufung verbunden. Das gilt es für ihn zu verarbeiten.

Machen wir uns selbst auch bewusst, wir sind geliebte Töchter, geliebte Söhne Gottes. Können wir diese Anerkennung annehmen. Passt das zu unserer Lebensgeschichte mit aller Beachtung und aller Ablehnung, die wir erfahren haben? Stärkt die Erkenntnis vom geliebten Kind Gottes mein Selbstwertgefühl?

Freilich wird die Versuchung auch da sein, dass ich so werden möchte, wie mich andere haben wollen, damit ich von ihnen geliebt werde.

Von Jesus könnten wir in dieser Zeit der Wüste herleiten, anderen und damit uns selbst zu helfen, sich als geliebt und auch von Gott geliebt zu verstehen.

Jesus geht uns im Bewusstsein des geliebten Sohnes Gottes schon nach Galiläa voraus.

 

2. Jesus in der Wüste, an der Kraftquelle

Jesus zieht sich zurück in die Einsamkeit, vielleicht in die Eintönigkeit, ohne Ablenkung und auf sich konzentriert. Auf die Quelle des liebenden Vaters ausgerichtet.

Auch wenn wir durch die besonderen Umstände der Pandemie verstärkt an unser Zuhause gebunden sind, muss das noch kein Herausnehmen aus den Sorgen und Zwängen des Alltagslebens sein. Das ist noch kein Zugang zur Quelle des liebenden Gottes.

Wir werden nach wie vor leicht versucht sein, den Diktaten unsere Zeit von Schnelligkeit und Reizüberflutung nachzugeben. Viele Medien, beim Handy angefangen, haben uns im Griff.

Von Jesus könnten wir in unserer Zeit der Wüste herleiten, die Stille zu suchen. Wir könnten lernen sie auszuhalten. Wir könnten das Schweigen und das Zuhören üben. Ob das nicht Kraftquellen wie Oasen sind?

Jesus geht, gestärkt durch solche Kraftquellen, schon nach Galiläa voraus.

 

3. Jesus in der Wüste, hier beginnt seine Verkündigung

Für Jesus ist die Wüste wohl auch der Ort, um sich für seine Sendung zu sammeln. Er ist unmittelbar vor seinem öffentlichen Wirken.

Ein Rückzug für das Geistige, für das Verstehen der Frohen Botschaft, wird uns immer helfen, besonders wenn wir auf Ostern zugehen. Aber wer nimmt sich heute Zeit und wie viel? Einkehrtage und Exerzitien sind für Menschen unserer Tage ein hoher zeitlicher Aufwand.

An Feiertagen unterliegen wir leicht der Versuchung sie als „kirchliche Urlaubstage“ zu interpretieren.

Von Jesus könnten wir in dieser Zeit der Wüste herleiten, dass unser Leben schon Verkündigung ist, wenn wir dem Geist seine Zeit geben. Wenn es schon nicht mehrere ganze Tage sind, dann vielleicht an mehreren Tagen jeweils ein bisschen für den Geist Zeit nehmen.

Jesus geht mit dem Geist der Frohen Botschaft schon nach Galiläa voraus.

Auch in unserer Stadt kann man die Wüste schon als Vorbereitung des Lebens und als Vorbereitung auf Ostern erfahren. Zu Ostern heißt es dann, Jesus geht uns schon nach Galiläa voraus.

 

Fürbitten:

Guter Gott, in der Fastenzeit ist unsere Blickrichtung Ostern, die Auferweckung Jesu.

Er ist uns voraus gegangen. In der Nachfolge kommen wir mit unseren Bitten zu dir.

 

Diese Zeit ruft uns dazu auf, uns verstärkt selbst anzusehen.

Guter Gott, wir bitten um einen ehrlichen aber auch kritischen Blick auf unseren Glauben.     

            Wir bitten dich erhöre uns.

 

In unserer Zeit braucht auch das Fasten eine Weiterentwicklung. 

Guter Gott, gib uns den Mut unseren Lebensstil anzusehen und verantwortungsbewusst zu korrigieren.

            Wir bitten dich erhöre uns.

 

Unsere Zeit verlangt von den Menschen oftmals sehr viel. Arbeit und Arbeitslosigkeit, Familie und Erziehung, Krankheit und Alter, sie alle und vieles andere sind oftmals extreme Beanspruchungen.

Guter Gott, lass uns in Dir verwurzelt sein und Halt finden.

            Wir bitten dich erhöre uns.

 

Wir können jetzt unsere ganz persönlichen Anliegen hereinbringen und sie Gott hinhalten. Er möge sie zum Guten begleiten.

 

Wir wollen jetzt auch mit Dankbarkeit an das Wirken Jesu denken. Er hat uns die Nähe Gottes verkündet. Er hat uns das Wesen Gottes nahe gebracht und die Liebe zu Gott und zu den Menschen gelehrt und gelebt.

So wollen wir Gott durch Jesus preisen:

Denn durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir Gott, liebender Vater Ehre und Dank. Amen.

Und so dürfen wir auch zu unserem Vater beten:

Vater unser

Wünschen wir einander den Frieden des Herzens, wie Jesus es uns gezeigt hat. Geben wir einander ein Zeichen des Friedens.

Wenn das keine leere Aufforderung sein soll, dann versuchen wir es doch mit einer Kontaktnahme zu einem Menschen, dem wir den Frieden ganz besonders wünschen. Sind dafür nicht das Telefon und auch andere Medien wie geschaffen? Vielleicht ist so eine Kontaktnahme für jemanden wie ein Stück Brot. Auch ein Stück Brot für das Leben.

Wenn wir einander auf diese Weise stärken so dürfen wir auch beten:

Guter Gott, sei du uns Begleitung, gerade in dieser Zeit. Gib uns Mut zur Umkehr, zur Weiterentwicklung, damit uns am Ostermorgen der Weg nach Galiläa frei ist. Dort wo Jesu Wirken begonnen hat. Dort wo die Botschaft hinausgegangen ist, bis zu uns, bis heute. Lass uns Boten der Nähe Gottes sein. Amen.

 

So segne uns der gute Gott,

Der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen.

 

Habt eine gute Fastenzeit mit Blickrichtung Ostern.

Das wünscht euch Hubert, Euer Diakon.