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Dreifaltigkeitssonntag, 30. Mai 2021

Liebe Georgenbergerinnen und Georgenberger!

Herzlich willkommen an diesem besonderen Sonntag. Es ist der Dreifaltigkeitssonntag und wir wissen, unsere Kirche ist der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Wir begehen, wie es offiziell heißt, unser „Titularfest“.

Die folgenden Gedanken sollen, wenn wir uns nicht in der Kirche treffen können, eine Unterlage für eine kleine, ganz persönliche Feier sein. Für eine Feier in kleinem Kreis oder auch alleine. Und so darf ich einladen mit dem Kreuzzeichen zu beginnen:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Dieser dreifaltige Gott ist mit uns.

Ja, er ist mitten unter uns.

Bei jeder Feier, in der Kirche oder ganz privat, dürfen wir uns immer wieder bewusst machen: Gott möchte bei uns sein, in jedem von uns sein. Das wird in dem genannten Bekenntnis, „er ist mitten unter uns“, ausgedrückt.

Im heutigen Evangelium wird der dreifaltige Gott im Taufauftrag an die Jünger angesprochen: „… tauft sie (nämlich alle Völker) auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes….“. In der Zeit, als dieses Evangelium geschrieben wurde, war das noch eine unkomplizierte Bezeichnung.

Die Vorstellung was Gott ist und wie Gott ist, war oftmals begleitet von der Warnung, sich kein Bild von Gott zu machen. Denn, so hat es jemand formuliert: Unsere menschlichen Vorstellungen von Gott werden eher falsch als richtig sein. Trotzdem suchen wir uns Gott vorzustellen. Wir brauchen das. Und Jesus hat es auch getan.

Und so lade ich ein, dass wir uns am Beginn dieser Feier prüfen:

°  Wie ist meine Vorstellung von Gott? Ist sie etwa vergleichbar mit einem Automaten? Ich      werfe ein Gebet ein und erwarte die Erfüllung meiner Wünsche?

Herr erbarme dich unser.

°  Wie ist meine Vorstellung von Gott? In Jesus ist das endgültige Gottesbild zu uns Menschen gekommen. Kämpft er bis heute gegen die Etablierten, Saturierten und Unveränderlichen?

Christus erbarme dich unser.

°  Wie ist meine Vorstellung von Gott? Vertraue ich manchmal einem innerkirchlichen Götzen mehr, als dem Wirken des Heiligen Geistes?

Herr erbarme dich unser.

Guter Gott, in dir ist auch das Verstehen unserer menschlichen Schwäche. Du bist ein Barmherziger und Verzeihender. Vergib unsere Fehler und lass uns Menschen werden, die auch  verzeihen können. Denn du bist ein vielfältiger Gott, der sich uns, wie seinen Kindern, ganz unterschiedlich zu erkennen gibt. Du mütterlicher Vater, du väterliche Mutter, du Mitteilung durch den Menschen Jesus, du wirksamer Geist, der in uns weiter wirkt. Amen.

Wäre hier nicht ein Loblied angebracht?

Lesung: Röm 8, 14-17

Evangelium: Mt 28,16-20

Gedanken zum Evangelium:

Vielfältig

Wenn wir einem Gast unser Wien zeigen wollen, dann ist es durchaus legitim, sie von vielen Seiten zu präsentieren. Je nachdem, was wir zeigen wollen und welche Interessen der Gast hat, zeigen wir z.B. die baulichen Sehenswürdigkeiten oder wir zeigen Wien als die Stadt der Musik und gehen in ein Konzert oder in die Oper. Oder wir zeigen die gesellige und gemütliche Stadt, und gehen zum Heurigen. All das, und vieles andere, ist Wien und kennzeichnend für Wien. Ja die Stadt ist vielseitig. Aber alles ist Wien.

Auch wenn wir uns Vorstellungen von Gott machen, müssen wir vom vielfältigen Gott ausgehen.

Der Glaube an den einen Gott der Christen ist im Leben Jesu grundgelegt. Jesus selbst ist im jüdischen Monotheismus aufgewachsen. Israel aber war umgeben von Völkern, die eine Vielzahl von Göttern hatten. In Jesus kommt die endgültige Abkehr von einem Gott, der den politisch Mächtigen ähnlich ist. Jesus macht deutlich, dass Gott Liebe ist, dass er ein barmherziger und großherziger ist, und dass in Gott die Freude ist.

Im Johannesevangelium, besonders in den Abschiedsreden, wird das deutlich gemacht. Dort fordert Philippus Jesus auf: Zeig uns den Vater. Und Jesus erklärt ihm: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9b). Jesus ist das Bild Gottes und er nennt Gott seinen Vater.

Jesus verabschiedet sich in dieser Rede von seinen Freunden, und so gibt er ihnen noch einen Hinweis: „Bleibt in meiner Liebe!“ Und er verweist auf die Folge: „...damit meine Freude in euch ist …“ (Joh 15,9-11). Das Wesen Gottes ist, u.a., Liebe, Barmherzigkeit und eben Freude. Das wird durch Jesus offenkundig. Er ist das Wort Gottes in dieser Welt. Im Menschen Jesus ist uns Gott ganz nahe gekommen.

Jesus lässt seine Freunde auch nicht wie Waisenkinder zurück. Es kündigt ihnen die Fähigkeit an, im und mit dem Geist Gottes weiter zu wirken. Der Beistand, der Geist der Wahrheit, wird sie erfüllen.

Das alles lässt uns die Vielfältigkeit Gottes erkennen. Jesus hat sie uns deutlich gezeigt. Im heutigen Evangelium wird der vielfältige Gott ganz einfach und kurz angesprochen. Im sogenannten Taufauftrag heißt es, die Menschen auf diesen Gott hin zu taufen. Auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Eine für die Zeit des frühen Christentums wie selbstverständlich wirkende Formulierung. Aber man hat es kompliziert machen müssen. Ein Gott in drei Personen, als Erklärung für die Dreifaltigkeit, war nur aus der antiken Sichtweise zu verstehen.

Gott in unterschiedlicher Wirkweise.

Wenn wir heute ein Theaterstück sehen, dann kann es vorkommen, dass im Programmheft ein Darsteller für verschiedene Rollen angegeben ist. Der Schauspieler schlüpft in verschiedene Kostüme, bleibt aber immer derselbe, auch wenn er unterschiedliche Menschen darstellt. Vor ein paar Jahren ist uns das in einem Georgenberg Informativ (durch Rupert Hochrainer) erklärt worden.

Das Wort Person kommt vom griechischen „prosopron“ und das bedeutet Maske. Im lateinischen heißt es „per sonare“ und das bedeutet wiederum durch die Maske tönen. Der Schauspieler hat mit unterschiedlichen Masken, verschiedene Personen dargestellt. Es war aber immer derselbe Schauspieler. Und das hat man auf den einen Gott übertragen.

Heute müssten wir bei dieser Erklärung der Dreifaltigkeit wohl die antike Sichtweise voraussetzen oder sie hinzufügen, um das zu verstehen. Auch für einen großen Theologen, wie Karl Rahner, galt das, wenn man es höflich formuliert, als Quelle der Missverständnisse.

Er plädiert, Gott als einen zu sehen, der sich in unterschiedlichen Wirkungen äußert. Können wir uns nicht da einiges vorstellen, das dann ein unterschiedliches Bild von Gott zeigt?

Natürlich können wir Gott in der Schöpfung wahrnehmen und bewundern. Von einer Blüte bis zum Sternenhimmel können wir ihn bestaunen.

Gott wirkt aber auch deutlich in einem Menschen, der in äußerster Gefahr ein Kleinkind vor dem herannahenden Zug rettet, wie es unlängst geschehen ist.

Gott wirkt auch im sorgenden Füreinander, wenn wir einen Zuhörer in unserer Einsamkeit finden.

Gott wirkt, wenn wir eine Ermutigung in unserer Ängstlichkeit erfahren.

Und Gott wirkt, wenn wir einen Zuspruch in unserer Hilflosigkeit bekommen.

Gott äußert sich in unterschiedlichem Wirken. Fällt uns das auf? Damit kommt seine Vielfalt zum Ausdruck. Das unterschiedliche Wirken Gottes teilt sich uns mit.

Zeichen der Vielfalt

Im Evangelium von heute steht noch ein wichtiger Satz: Nämlich: „…. einige aber hatten Zweifel“.

Das bezieht sich wohl auf Jesus. Genau ist es aber nicht gesagt. Ich weite es daher auch auf unseren Glauben insgesamt aus. Gott ist so ein Geheimnis, dass wir durchaus auch Zweifel haben dürfen. Z.B. wenn wir die Definition von der Dreifaltigkeit und den 3 Personen gehört haben.

Wenn wir unsere menschlichen Vorstellungen auf Gott übertragen, müssen wir einschließen, dass wir auch falsch liegen können. Der machtvolle Gott, der mächtiger ist als die „Mächte und Gewalten“, den dürfen wir der Vergangenheit zuschreiben. Aber auch bei Vater, Sohn und Heiligem Geist vermissen heute viele ein weibliches Element. Vielleicht sind wir eher richtig, wenn wir beherzigen, uns kein Bild von Gott zu machen.

Gott ist einer, der sich nicht einengen lässt, und sich in unterschiedlicher Wirkung äußert.

Wer glaubt findet Gott in seiner großen Vielfalt.

So möchte ich doch drei Merkmale für Gott zur Betrachtung vorbringen:

° Gott ist der Ursprung des Guten, weil Gott Liebe ist

  Die Liebe ist die große Schöpfungskraft. Auch wir dürfen schöpferisch sein.

° Gott ist einer, der sich den Menschen mitteilt, am deutlichsten in Jesus.

  In der Nachfolge Jesu sind auch wir gerufen eine Mitteilung Gottes zu sein.

° Gott lebt in allen, die sein Wesen der Liebe, der Barmherzigkeit und der Freude in sich      tragen. Sie sind von seinem Geist erfüllte Kinder Gottes.

Wir auf dem Georgenberg sind in einer Kirche, die der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist. Eine Reliquie von der Dreifaltigkeit können wir nicht vorweisen.

Aber wir selbst könnten ein Zeichen für den unterschiedlich wirkenden Gott sein!? Sind mir solche Zeichen schon aufgefallen? Habe ich die Wirkung solcher Zeichen schon bemerkt?

Fürbitten / Danksagungen

Guter Gott, von Jesus haben wir gelernt, dir unbekümmert und mit Vertrauen unsere Anliegen vorzubringen:

°  Guter Gott wir wollen dir danken für alle, die uns in der Geschichte unserer Gemeinde ein    Gottesbild der Liebe, der Großherzigkeit und der Freude vermittelt haben.

°  Guter Gott, wir wollen danken für alle, die uns in unserem Glaubensverständnis aufrütteln und    uns zum Prüfen und Hinterfragen anregen.

°  Guter Gott, gib uns die Überzeugung, dass in jedem Menschen eine Quelle der Liebe ist und gib    uns Geduld danach zu suchen.

°  Guter Gott, der Zweifel ist ein Bruder des Glaubens. Gib uns Mut an dein vielfältiges Wirken zu    glauben.    

°  Guter Gott, wir sind versammelt in einer Kirche, die dem Geheimnis der Dreifaltigkeit geweiht ist.    Gib uns als Gemeinschaft das Bemühen dein Wesen der Liebe und der Zuwendung zu den    Menschen glaubhaft zu leben.

Guter Gott, wir haben uns mit Vertrauen an dich gewandt. Nimm unsere Anliegen an. Lass uns aber auch Menschen sein, die deinen Willen suchen und annehmen können. Amen.

Gabenbereitung

Zur Gabenbereitung lade ich ein das Folgende zu überlegen:

Nach Karl Rahner ist Gott also einer, der sich in unterschiedlichen Wirkungen zeigt.

In unserer Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit kann es davon keine Reliquie, aber vielleicht fallen mir Beobachtungen ein, die ich als liebevolle, also göttliche Eigenschaften, erkenne. So fragen wir uns:

Wie wirkt sich das Göttliche, die Eigenschaften, die ich Gott zuschreibe, wie wirkt es sich in unserer Gemeinde aus?

Wir sind eingeladen diese aufzuschreiben:

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Vielleicht fühlen wir uns jetzt, trotz Entfernung, mit unserer Gemeinschaft besonders verbunden. Und sprechen wir jetzt in dieser Verbundenheit das

Vater unser

„Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes“. So schreibt der hl. Paulus in der heutigen Lesung. Es ist der Aufruf uns als eine familiäre Gemeinschaft zu verstehen. So wünschen wir einander jetzt den Frieden, den inneren Frieden. Wenn aber niemand, dem ich den Frieden wünschen kann, jetzt neben mir ist, dann empfehle ich an dieser Stelle gerne, unsere Kommunikationsmittel, wie z.B. das Telefon, zu benützen. Vielleicht wartet jemand auf meinen Anruf.

Ihr wisst, das ist auch eine Form des Kommunizierens, Kommunion.

Uns so wollen wir beten:

Guter Gott, dein Wirken ist ein vielfältiges.

°  Du bist die Schöpfungskraft der Liebe.

°  Du suchst die Gemeinschaft der Liebe.

°  Du bist jener Geist, der uns als deine Kinder mit Liebe erfüllt.

Stärke unseren Glauben und gib uns dazu deinen Segen. Es segne uns:

Der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist.

 

Bleibt in seiner Liebe, in seiner Freude und in seinem Frieden.

Bleibt gesund, das wünscht Euch

                                                           Hubert, euer Diakon

Kommentare

Zu den Fragen, nach dem Sichtbarwerden Gottes in unserer Gemeinde:

Gott hat den Menschen Freiheit gegeben. Jeder kann sein Leben gestalten, wie er es für richtig hält. Diese Freiheit finde ich am Georgenberg in vielfältiger Weise:

  • Die vielen Gestalter der Messtexte sind ein Beispiel dafür:
    Da dürfen wir in so vielfältiger Weise uns einbringen.
  • Es haben sich durch die Offenheit von Franz von Beginn an unzählige Initiativen entwickelt, wie z.B. die Hilfen für unsere Partnergemeinden, das Missionsessen, verschiedenste Veranstaltungen und Feste, das Gemeindewochenende, der Wortgottesdienst für Kinder, die Bibelrunden, Gemeindeausflüge, die Seniorenrunde usw.
  • Im Bau selbst, der für mich eine Metapher für das Zulassen der Vielfältigkeit, aber auch der Eigenartigkeit und Bedeutung jedes Menschen für die Gemeinschaft zum Ausdruck bringt.