Skip directly to content

4. Woche in der Fastenzeit, Mittwoch-Cursillo- Messe, 17. März 2021

Liebe Mittwoch-Abend-Gemeinde!

Da wir noch immer auf schriftliche Art zusammenkommen, lade ich Euch zur Betrachtung der Texte vom Dienstag ein. Beginnen wir im Bewusstsein der Verbundenheit: Der Herr ist mit uns. Ja, er ist mitten unter uns!

38 Jahre sitzt der Gelähmte schon an dem Teich und wartet auf Heilung. 38 Jahre, das war damals ein ganzes Leben, wartet er auf neue Lebenschancen.

Kann man so lange warten oder hat man da schon resigniert?

Bei dieser Stelle sind mir sofort manche unserer Gefangenen die wir besuchen, eingefallen. Sie haben das Gefühl, dass sie schon eine Ewigkeit ohne Perspektive im Gefängnis verbringen.

Als Maßnahmenhäftlinge (psychische Beeinträchtigte) können sie nichts dazu beitragen, dass sich die Türen in die Freiheit öffnen. 

Andere entscheiden über ihr Schicksal und trotzdem bleibt die Sehnsucht, wieder einmal aufrecht gehen zu können. So hören wir es auch im Evangelium, das ich für heute ausgewählt habe.            

KYRIE

Guter Gott, auch wenn wir uns schuldig fühlen, lass uns deine unendliche Barmherzigkeit spüren.        HERR ERBARME DICH UNSER

Herr Jesus Christus, lass nicht zu, dass wir in schwierigen Situationen alle Hoffnung verlieren.   CHRISTUS ERBARME DICH UNSER.

Guter Gott, wir wollen darauf vertrauen, dass Du uns aus dem Gefühl gelähmt zu sein herausholst.      HERR ERBARME DICH UNSER                     

Vergebungsbitte:Gott Du bist derjenige, der uns in allen unseren Schwächen beisteht, uns immer wieder Verzeihung schenkt und in uns die Hoffnung auf einen Neubeginn lebendig erhältst. Dafür danken wir durch Christus unseren Bruder. Amen.

EVANGELIUM: Joh 5, 1-16

Gedanken zum Evangelium:

Welche Aussage hat Dich am stärksten berührt?

  • Es war ein Fest bei den Juden! 

Von überall her strömen die Juden zum Tempel in Jerusalem. Sie wollen ein Fest feiern, wohl das Passafest:
die Befreiung aus Ägypten, den Aufbruch in ein neues Leben. Doch am Weg dorthin, nebenan beim Schaftor, das schreiende Elend: Kranke, Lahme, Blinde, Ausgezehrte.

Diejenigen, die zu einem Fest gehen, haben wahrscheinlich keinen Blick für diejenigen, die abseits des Weges leben – die in ihren „Hallen“ eher unsichtbar sind.

Diejenigen, die auf die Butterseite gefallen sind, die Erfolgreichen übersehen gerne diejenigen, die den Anschluss verpasst haben, die vielleicht nicht die Voraussetzungen mitgebracht haben, die ihr Leben ungeschickt angegangen haben, usw.

Denken wir darüber nach, es fallen uns sicher einige Beispiele ein.

 

  • Dort lag ein Mann, der schon 38 Jahre krank war.

Sie vegetieren vor sich hin am Teich, der im Volksmund Bethesda heißt: Haus der Gnade oder der Barmherzigkeit.
Tag für Tag liegen sie da auf ihren Matten. Wohl mit dem Nötigsten versorgt – aber sonst nichts.
Viele liegen da und warten darauf, dass irgendetwas passiert – oder sie haben bereits resigniert.
Es war aber dort  auch ein Mensch, der lag schon achtunddreißig Jahre dort – unvorstellbar! Und es ist nur ein Schicksal unter vielen.

Wir dürfen hier auch an Menschen denken, die es trotz aller Bemühungen nicht geschafft haben und in eine Depression oder Suchterkrankung fallen; oder gar Suizid begehen. Andere stehen nach 20 Jahren vor den Trümmern ihrer Ehe und wissen nicht, wie sie weiterleben sollen. Wieder andere haben sich in ihrer Ausweglosigkeit zu einer Straftat verleiten lassen und so ihre Zukunft verwirkt.

Denken wir darüber nach, es fallen uns sicher einige Beispiele ein.

  • Willst du gesund werden?

 

Jeder wollte das! Aber die einzige Hoffnung war das Wasser. Manchmal bewegte es sich, jenes geheimnisvolle Wasser, von dem man sagte, es habe heilsame Kraft, weil „der Engel des Herrn“ dort manchmal hinein fährt, wie eine Legende zu erzählen weiß – oder weil eine unterirdische Quelle sprudelt.

Willst du gesund werden - was für eine Frage!
Ist sie nicht überflüssig – oder gar zynisch? Es Ist doch klar, dass ein Kranker gesund werden will, ein Blinder wieder sehend, ein Lahmer gehend, ein Ausgezehrter zu Kräften kommen möchte, oder?

Und doch fragt Jesus: Willst du gesund werden?

Ich denke da an einen Häftling, der schon ein ganzes Jahr gerne einen Besuch hätte, aber aus Stolz nicht darum bitten konnte. Als er es dann geschafft hat, war er unheimlich froh darüber.

Mancher will sich nicht helfen lassen!
Jesus macht deutlich: Du musst es wollen!

Es muss dein innerster Wille sein, gesund zu werden.

Denken wir darüber nach, es fallen uns sicher einige Beispiele ein.

  • Ich habe keinen Menschen!

An dem Teich Bedesta herrschte ein unbarmherziges Treiben.
Denn nur wer zuerst hinein steigt, nachdem das Wasser sich bewegt hatte,
wird gesund – das erfahren also nur die wenigsten.
Es gilt das Recht des Stärkeren!     

„Jeder ist sich selbst der Nächste - keiner hilft dem anderen.“ – wie oft hört man diese Worte!

Wenn man krank, arm oder schuldig geworden ist, posaunt man das nicht aus. Da wird einem schnell die ganze Misere der Einsamkeit bewusst.

Ja, Einsamkeit macht krank und Krankheit macht einsam.
Schuld macht krank und einsam.
Wie gut, wenn das jemand sieht. Wenn dann jemand auf dich zukommt.
So wie es in guter Nachbarschaft geschieht:
Wenn jemand den Kranken anspricht, den Kummer wahrnimmt, aushält und bleibt.
Wenn jemand Hilfe anbietet: beim Einkaufen, beim Gang zum Arzt, bei Verhandlungen mit der Krankenkasse.
Wenn  er oder sie ganz einfach die Hände faltet und betet – mit dem Kranken oder auch für ihn.

Denken wir darüber nach, es fallen uns sicher einige Beispiele ein.

  • Jesus sagt: „Steh auf und geh!“

Ist das nicht eine unglaubliche Zumutung! Jesus mutet dem Gelähmten diese ungeheure Kraft zu –
aufstehen, auf eigenen Beinen stehen, selber gehen.
Der Kranke nimmt den ganzen Mut zusammen – und das Wunder geschieht.
„Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.“

Keiner kann sagen, wie so etwas funktioniert.
Wunder sind nun mal zum Wundern da. Nicht um erklärt zu werden.
Die Wunder der Bibel bedeuten auch nicht, dass hier die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt werden. Sie zeigen, wozu die Liebe Gottes fähig ist.
Da kann man sich nur wundern – dankbar werden und sich freuen.

Wenn Einsamkeit überwunden wird, Zuwendung und Gemeinschaft erfahrbar wird – dann sind das heilsame Erfahrungen.

Wenn jemand Heilung erfährt, tut sich eine neue Welt auf – es ist ein Wunder.

Denken wir darüber nach, es fallen uns sicher einige Beispiele ein.

  • Jetzt bist du gesund, sündige nicht mehr. Geh hin in Frieden

Wer an Leib und Seele heil ist kann sein Leben selbst in die Hand nehmen. Das ist oft gar nicht so einfach, wenn man gewohnt war, alle Verantwortung abzugeben. Manche werden jemanden brauchen, der sie abholt aus ihrer Einsamkeit und ihnen Mut macht. Sie brauchen aber sicher niemanden, der ihnen mit Vorurteilen und Schuldzuweisungen begegnet.

Denken wir darüber nach, es fallen uns sicher einige Beispiele ein.

Bitten wir nun für die Menschen, an die wir heute gedacht haben. Legen wir ihr Leid und ihre Freude vor Gott hin. Bitten wir ihn zu erkennen, wo wir zur Heilung von „Gelähmten“ etwas beitragen können.

All das legen wir im Vater unser vor unseren liebenden Gott und bitten wir als Friedensgruß um die Kreativität auch in der derzeitigen Situation „Begegnung“ möglich zu machen.

Einfühlsame, liebevolle Begegnungen, seien sie persönlich, schriftlich oder am Telefon können eine Begegnung mit dem auferstandenen Christus sein.

So beten wir nun:

Guter Gott, wird dürfen uns auf dich verlassen.  Jesus hat das Leid der Menschen gesehen, hat sie in deinem Namen geheilt und gestärkt und ihnen ein neues Leben ermöglicht. Du traust uns zu, dass wir deine Botschaft behutsam und gütig im Reden und Tun weitertragen. Dazu schenkst du uns Mut und Kraft. Amen.

Bleibt gesund, und habt eine gute Fastenzeit mit vielen bewegenden Momenten.

Angela Püspök