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2021-02-17 – Lj. B – Aschermittwoch

Liebe Gemeinde!

Willkommen an diesem Mittwochabend.

Ich möchte Euch mit diesem Brief recht herzlich begrüßen und in eine Zeit des Betrachtens, Betens und Nachdenkens führen.

Beginnen wir, wie gewohnt, mit dem Zuruf:

 

Der Herr ist mit uns

Und antworten wir (nicht wie gewohnt, sondern hoffentlich überzeugt):

Ja er ist mitten unter uns.

 

Mit dem Aschermittwoch beginnen die 40 Tage des Fastens. Wie wir wissen, sind die Sonntage ausgenommen. Aber die übrigen 40 Tage vor Ostern sind eine besondere Zeit der Vorbereitung. Das heutige Evangelium verweist uns auf einige Grundhaltungen, die zur Zeit Jesu und auch heute immer wieder schief laufen.

 

Kyrierufe

Und so dürfen wir uns einmal selbst ansehen. Wie sehe ich mich, wenn ich kritisch bin und mir ein paar Fragen stelle?

Wenn ich etwas von meinem Überfluss spende, weiß meine linke Hand, was die rechte getan hat?

            Herr erbarme dich unser.

 

Hat Beten in meiner Zeiteinteilung noch Platz, oder welche Rangordnung verbleibt dafür?

            Christus erbarme dich unser.

 

Sind Enthaltsamkeit und Fasten für mich Einschränkungen, die mich missmutig machen oder habe ich dabei ein fröhliches Gesicht?

            Herr erbarme dich unser.

 

Guter Gott, du kennst uns und auch unsere Schwächen. Verzeihe uns und bestärke uns, gerade in dieser Zeit des Zugehens auf Ostern, bewusst und ehrlich unser Leben zu gestalten.

Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder. Amen.

 

Lesung: 2 Kor 5,20 - 6,2

 

Evangelium: Mt 6,1-6. 16-1

 

…...für die Fastenzeit und darüber hinaus

Unser Jüngster kam einmal, damals noch im Vorschulalter, bebend zu seiner Mutter und sagte in Bezug auf seinen Bruder: „Mama, war das jetzt fasten? Ich habe ihm keine Watschen gegeben.“ Und er bekam zur Antwort: Ja, das war fasten. Aber wenn wir das jetzt besprechen, gehört das auch noch dazu.

Fasten für Erwachsene wird genauso darauf abzielen, dass wir unser Verhalten prüfen und ändern.

Fastenzeit war einmal die letzte Phase des Katechumenats, der Vorbereitung auf die Taufe zu Ostern. Damals wurden nur Erwachsene getauft. Mit der Kindertaufe wurde die Fastenzeit zur Vorbereitungszeit für die Tauferneuerung zu Ostern. Es geht immer wieder um das Erneuern, besonders aber in der Vorbereitung auf Ostern. Dem soll die Fastenzeit dienen.

Das Evangelium bringt aus der Bergpredigt 3 Aspekte, die oftmals eine Neuausrichtung brauchen, eine Erneuerung unserer Einstellung und Praxis.

Es geht um Almosen-Geben, es geht um das Beten und es geht um das Fasten. Wie hat Jesus das gesehen und welchen Missbrauch hat er aufgezeigt.

 

Gerechtigkeit statt Almosen für die Fastenzeit und darüber hinaus.

Die Bedeutung von Almosen muss bei uns heute vor dem Hintergrund von Krankenkassen, Sozialversicherungen und Pensionen gesehen werden. All das hat es zur Zeit Jesu nicht gegeben. Statt dessen war das Almosen-Geben eine gewisse Abhilfe. Und damals, wie auch heute, kann man sich als Wohltäter ins Rampenlicht stellen. Als Werbelicht im Dunkeln.

Aber solange es weltweit keine soziale Gerechtigkeit gibt, werden Unterstützungen für Notleidende erforderlich sein. Global durch größere Organisationen, aber auch bei uns. Denn Armut gibt es auch hier vor Ort..

Ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit ist z.B. in Bildung zu investieren, wie wir es seit Jahrzehnten in Paraguay machen. Aber auch bei uns dürfen wir das bedenken. Ist eine Putzfrau mit 5 oder 7 € pro Stunde, und das schwarz, ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit?

Manchmal braucht es neben klugen Reden auch ein verständnisvolles Eingehen auf eine konkrete Not. Wenn ich helfe, kann ich meine Großzügigkeit leicht zur Schau tragen und da hätte ich etwas zu erzählen, was mich beachtlich macht.

Wie wäre es wenn ich es still für mich behalte und niemandem davon erzähle? Ist das nicht auch ein Almosen geben, wie Jesus es meint?

 

Beten in der Fastenzeit und auch danach

Ich habe Bilder von betenden Menschen vor mir. Und oftmals hat es auf mich beeindruckend gewirkt, wie sie offensichtlich im Gebet versunken waren. Auf diese Menschen nur hinsehen hab ich fast störend für ihre Verinnerlichung empfunden.

Demgegenüber gibt es auch beim Gebet lautstarke Schausteller, die am Berg und im Tal auf sich aufmerksam machen. Vielleicht, das ist meine Entschuldigung für sie, wollten sie ihrer Freude Ausdruck verleihen. Nachdem, was wir bei Matthäus lesen, ist das kein Gebet.

Jesus empfiehlt, wenn wir beten wollen, in die Kammer zu gehen. Die Kammer war zur Zeit Jesu die Vorratskammer des Hauses. Versperrbar und ohne Fenster. Keine Hauskapelle.

Die Empfehlung Jesu ist also einen Ort aufzusuchen, wo man mehr oder minder allein sein kann und kein Publikum hat. Jesus zog sich manchmal auch zurück, auf einen Berg. Er wollte allein sein. Nicht einmal die Jünger nahm er mit. Allein sein hat die Chance, zu sich zu kommen, um offen zu sein für Gott.

Für die Fastenzeit wäre es einen Versuch wert, im Stillen mit Gott allein zu sein. Dann müssen wir ihm nicht unbedingt erzählen, was in der Welt passiert. Es genügt mit großem Vertrauen vor ihm zu sein. Ist das nicht beten, wie Jesus es meint?

 

Fasten in der Fastenzeit und auch danach

In unseren Zeiten des Wohlstandes dient Fasten zur Minderung der Folgen vorangegangener Übertreibungen. Fastenkuren dienen u.a. auch dem Abnehmen, der Reduktion der äußeren Kennzeichen unserer üppigen Lebensführung.

Aber wir speichern nicht alles an Lebensmitteln in unserem Körper. Es ist bekannt wie viel Essbares wir wegwerfen. Das Buffet ist bei uns meistens reichlich. Die Verlockung den Teller übervoll zu beladen ist groß. Was wir aber davon wegwerfen ist eine Anklage.

Die internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung (FIAN) sagt: „Hunger ist kein Schicksal, Hunger wird gemacht.“

Auch hier werden wir schnell sagen: Da kann ich als Einzelner nichts machen. Und doch können wir alle etwas beitragen. Denken wir an den Fleischkonsum. Für die eigene Gesundheit gibt es die Empfehlung pro Woche maximal 3 Portionen mageres Fleisch zu konsumieren. Reduzierter Fleischkonsum kann weltweit Wirkung haben. Futtermittel für die Tierhaltung müssen bei unseren Fleischpreisen auch niedrig sein. Daher kommen diese aus dem billigen Süden dieser Erde. Dort wird die landwirtschaftlich genutzte Fläche für das Futter der Tiere im Norden besetzt. Die Eigenversorgung der Bevölkerung dort leidet. Und wir haben billiges Fleisch. Wie gesagt: Hunger wird gemacht.

„Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht.“ Fleischreduktion oder anderes alternatives Konsumverhalten darf nicht zum Missmut führen.

Könnten wir nicht versuchen, gerade in der Fastenzeit ein fröhliches Gesicht zu pflegen. Das fröhliche Gesicht ist doch das, was Jesus uns empfiehlt.

Großherzig sein, getragen von der Kraft aus der Stille und ein fröhliches Gesicht dabei.Das wäre gerade für die Fastenzeit richtig.

 

Gedanken zum Aschenkreuz

Die Asche ist ein Zeichen für das Vergängliche. Es müssen nicht immer die Todesfälle von uns nahe stehenden Menschen sein, die uns an unsere eigene Vergänglichkeit erinnern.

Wir wissen aber, dass aus der Asche auch neues Leben erwachsen kann.

So beten wir:

Guter Gott, lass uns im Bewusstsein unserer Vergänglichkeit gerade diese Zeit bewusst leben, damit wir uns selbst immer wieder neu auf dich ausrichten können. Darum bitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen.

 

Fürbitten

Guter Gott, wir sind voll von Wünschen und wollen dir einige Bitten vorbringen.

Guter Gott, schenke uns, besonders in dieser Zeit, die Gnade dich in der Stille zu suchen, um mit dir verbunden zu sein.

            Wir bitten dich erhöre uns.

 

Guter Gott, gib uns ein großmütiges Herz, das Gerechtigkeit unter uns Menschen anstrebt und das auch selbst lebt.

            Wir bitten dich erhöre uns.

 

Guter Gott, fasten ist auch die Herausforderung alternative Lebensformen zu suchen. Gib uns ein fröhliches Gemüt dafür.

            Wir bitten dich erhöre uns.

 

Vielleicht haben wir selbst auch noch Anliegen, die wir Gott vorbringen wollen. Nehmen wir uns Zeit und formulieren wir sie einfach so, wie wir sonst auch sprechen.

 

In einer Eucharistiefeier – also Dankesfeier – bringen wir an dieser Stelle unsere Gaben. Wir können statt dessen, in dieser unserer Betrachtung, trotzdem Gott unseren Dank bringen.

Überlegen wir, wofür wir Bitten, wofür wir Dank sagen können.

Schließen wir unsere Bitten und unseren Dank mit dem Gebet zu unserem Vater ab:

Vater unser im Himmel ……..

Friede ist mehr als die Abwesenheit von Krieg und Aggression und Gehässigkeit und Mobbing. Wünschen wir einander den inneren Frieden. Dann kann dieser auch äußerlich sich durchsetzen.

 

Anregung: Wenn jetzt niemand da ist, dem ich diesen Frieden wünschen kann, dann suchen wir bei nächster Gelegenheit eine oder einen, z.B. über Telefon oder andere Medien, dem wir etwas Friedliches und Freundliches sagen wollen.

Man wird schon Verständnis haben, wenn uns der Kommunionempfang fehlt. Aber mit jemandem Kontakt halten ist nicht nur kommunikativ sondern auch eine Art der Kommunion. Und so können wir auch unsere Verbindung aufrecht erhalten.

 

Für diese Fastenzeit wünsche ich Euch Zeiten der Stille und des Besinnens.

Für diese Fastenzeit wünsche ich Euch ein großmütiges Herz, das bereit ist dem Bedürftigen zu helfen.

Für diese Fastenzeit wünsche ich Euch ein Lächeln, das die Suche nach dem Wesentlichen begleitet.

 

So segne uns der gütige und barmherzige Gott,

der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen.

 

Es grüßt Euch, Hubert Euer Diakon

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F a s t e n z e i t   2021                                         Anregungen

Almosen geben – beten – fasten. Wie hat Jesus das gemeint?                                                               

 

Almosen geben undhelfenist heute eine Frage der Gerechtigkeit – hier bei uns und auf der ganzen Welt. Wenn ich helfe, werde ich großherzig sein. Ich werde es für mich behalten und mich freuen.

 

Beten hat einen berechtigten Platz dort, wo ich in aller Stille allein sein kann. Ich werde vor Gott

sein, schweigen und hören. Ich werde Gott nicht mit meinen Anliegen belagern, sondern nur im Vertrauen vor ihm sein.

 

Fastenist eine Anfrage an vielfältige Verhaltensformen. Ich werde eine Verbesserung anstreben, und werde das für mich behalten. Nach außen bemühe ich mich um ein freundliches Gesicht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              HJK