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2. Sonntag nach Ostern

SINN IN DEN ZEITEN DES VIRUS

Das Zeugnis ist auch als Kurzfilm zu sehen. Bitte folge diesem Link: https://youtu.be/xgheJKQYSrM

Lesung aus dem 2. Brief von Paulus an die Korinther (11,26–29)

Ich war oft unterwegs.

Dabei drohten mir Gefahren durch reißende Flüsse und Krankheiten.

Meine Nächsten wurden mir ebenso gefährlich

wie die Fremden.

Gefahr drohte in der Stadt, in der Wüste

und auf dem Meer.

Und schließlich stellten auch falsche Freunde eine Gefahr dar.

Ich nahm Mühe und Anstrengung auf mich.

Oft musste ich ohne Schlaf auskommen.

Ich litt Hunger und Durst und hatte häufig nichts zu essen.

Ohne angemessene Kleidung war ich der Kälte schutzlos ausgesetzt.

Davon abgesehen, ist da auch noch die tägliche Belastung, die dauernde Sorge um Euch alle.

Gibt es hier jemanden, der schwach ist,

ohne dass ich seine Schwäche mitempfinde?

Gibt es jemanden, der vom Glauben abfällt,

ohne dass es mich wie Feuer brennt?

 [YouTube Video – Simon Khorolskiy singt »Oh, The Deep Love of Jesus« https://youtu.be/KLTu1xv2-Us]

 

Gedanken

In sehr kurzer Zeit wurde unser Leben auf den Kopf gestellt.

Arbeit, Schule, tägliche Wege, Gottesdienste und Unternehmungen in der Freizeit haben sich für uns alle über Nacht verändert.

Jeder versteht warum sich unser Land, ja die ganze Welt, unwohl fühlt.

Du fühlst die Unsicherheit vielleicht selbst, beobachtest sie an Freunden und Arbeitskollegen und fragst Dich, wird unsere Welt jemals wieder so wie wir sie kennen?

Wir sind ordentlich gefordert, überwältigt, stillgestellt. Alte Gewohnheiten und Abläufe sind erschüttert.

Es ist schlimm genug, soziale Distanz üben zu müssen, keine Umarmung, keine Berührung, als Single bist Du nun wirklich ganz mit Dir selbst allein, auf Dich zurückgeworfen. Und noch schlimmer ist, es scheint kein Ende in Sicht ist.

Es gibt Gottseidank auch lichte Momente in der Krise.

Wenn bei uns im Haus die Alten und Kranken mit Lebensmittel versorgt werden und, wie aus dem Nichts, ein neuer Zusammenhalt, eine echte Hausgemeinschaft entsteht.

Wenn die bereits erschöpfte Krankenschwester die nächste Schicht mit einem Lächeln auf den Lippen antritt.

Wenn die österlichen Segensworte des Papstes und unseres Kardinals eine nie dagewesene Resonanz in den riesengroßen, menschenleeren Kathedralen bekommen.

Das sind alles Spuren von Segen. Sie zeigen auch, wie wir es schaffen in den aktuellen Umständen zu wachsen und zu reifen.

Wir sind alle im gleichen Boot. Ungewohnte Situationen nehmen uns manchmal den Atem.

Andere Erlebnisse, die uns zu überwältigen scheinen, geben unserem Leben neuen Sinn. Manche Erfahrungen verändern uns sogar zum Besseren.

Auch Jesus wurde von Erfahrungen überwältigt. Er wurde im Jordan getauft, in die Wildnis getrieben und kämpfte mit Dämonen.

Letztlich hatte Gott wunderbare Pläne für seinen Sohn.

So ist es auch mit uns. Gott wird uns keinen Schwierigkeiten aussetzen, ohne dass er einen noch größeren Segen für uns bereithält.

 [YouTube Video Matt Redman singt »Never Once« https://youtu.be/722zPX1npcA]

 

Zeugnis

Gibt es etwas Wichtigeres als das eigene Überleben? Können wir der Situation rund um das Virus irgendetwas Gutes abgewinnen? Kennen wir unsere Berufung? Wie können wir anderen helfen? Was ist unser spiritueller Anker?

Das Virus regiert die Welt

In der Krise drängen sich diese Fragen in den Vordergrund. Der Flächenbrand der existentiellen Bedrohung ist unübersehbar und unüberhörbar — in jeder Stunde, an jedem Tag. Unser Gewissen lässt sich nicht mit Halbwahrheiten abspeisen. 

Der Franzose Antoine d‘Agata hat in den Straßen von Paris Szenen mit einer Wärmebildkamera fotografiert, seit die Stadt Ausgangsbeschränkungen unterworfen ist.

Auf den Bildern erscheinen die Menschen als gelbliche oder rotfarbene Gespenster.

Das Selbst im Zentrum

In einem Interview vor ein paar Jahren sagte d‘Agata noch »Alle Fotographen haben die gleichen Themen: Wie kann ich mir selbst treu bleiben? Wie kann ich meine Persönlichkeit durch meine Arbeit ausdrücken? Wie kann ich am besten mit meinen Ängsten umgehen?«

Waren das bis vor kurzem nicht eigentlich die Themen fast aller Menschen? Wir lebten in einem Zeitalter, in dem wir dem Kult des Individuums huldigten.

Und auch jetzt geht es scheinbar um den einzelnen Menschen. Eine zufällige biologische Mutation breitet sich in Windeseile um den Globus aus. Leben und Tod scheinen zufällig zu sein. Religionen und Philosophien werden zu Randnotizen der Geschichte. Nur das nackte Überleben zählt, oder? 

Diese Haltung ist eine Versuchung der aktuellen Lage. Ohne die Berufung auf eine höhere Instanz nimmt der Egoismus überhand.

Frieden in der Pandemie

Ein alter Hymnus enthält den Vers »Er gibt uns Frieden inmitten des Sturms«

Im Leben sind wir verschiedenen Stürmen ausgesetzt. Wir erleben Sie oft von innen heraus. Finanzielle Engpässe, Kälteperioden in der Ehe, ein Freund lässt uns hängen.

Doch es gibt auch die äußeren Stürme. Die Ungerechtigkeit eines Gerichtsurteils, Respektlosigkeit in der U-Bahn, Terrorismus.

Und eben die aktuelle Pandemie mit all ihren Konsequenzen.

Erinnerst Du Dich an den Sturm auf dem See Gennesaret? (Markus 4,35–41)

Die Jünger waren aufgeregt, verängstigt und gerieten in Panik. Jesus blieb ruhig. Er zeigte Gottvertrauen.

Jesus stand auf, bändigte den Wind und sagte zum See: »Werde ruhig! Sei still!« Da legte sich der Sturm.

Und Jesus fragte die Jünger: »Warum habt ihr solche Angst? Wo ist euer Glaube?«

Im Wie des Leidens findet sich das Wozu des Leids

Freundschaftsdienste waren immer schon die schmerzhaftesten Opfer von Seuchen. Jene, die Viruskranke besuchten, brachten die Krankheit mit oder nahmen sie mit. 

Heute ist es anders. Wir können telefonieren, uns über Bildschirmkameras sehen und in sozialen Medien kommunizieren.

Wir können uns Widrigkeiten des Lebens oft nicht aussuchen. Doch wir haben die Freiheit zu wählen, wie wir darauf reagieren.

In der Teilnahmslosigkeit, in der Wut oder in der Sturheit liegen keine Hoffnung und kein Nutzen.

Die Hilfestellung, die wir in der Krise leisten, die Zuneigung anderen gegenüber und die Zivilcourage sind Haltungen, die uns und den Menschen rundherum Sinn und Wärme geben.

Ich meine für uns alle sprechen zu können wenn ich sage — wir haben noch eine Überzeugung. Wir glauben an eine bessere Welt, die mit Gottes Segen aus der Not geboren wird. 

Er fördert das Gute in uns, Er hilft uns zur Überwindung, Er gibt uns Mut.

Die Verschiebung der Werte hat schon begonnen. Die meisten von uns sind sich darin einig, unsere Beziehungen mit Absicht weiterzuführen. Jeder sehnt sich nach tragfähigeren Bindungen und mehr Fürsorge. 

Wenn Dein Leben morgen zu Ende sein würde, wärst Du zufrieden mit dem Leben, das Du gelebt hast?

Bist Du Dir in Deinem Glauben oder Unglauben sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben?

Welche Rolle spielst Du in der Viruskrise? 

Wie kannst Du in Deiner Situation am besten helfen?

 [ YouTube Video — Stormzy singt »Blinded by Your Grace« — https://youtu.be/HPuj6UISMhs]

 

Evangelium

Zu jedem Dienst an Gott gehört eine Lesung aus einem Evangelium

Ich stelle diese Zeilen aus Jesu Gebet am Ölberg (Johannes 17,17–19) an das Ende meines Zeugnisses: 

Ich bitte dich nicht,

sie aus dieser Welt wegzunehmen.

Aber ich bitte dich,

sie vor dem Bösen zu beschützen.

Sie gehören nicht zu dieser Welt,

so wie auch ich nicht zu ihr gehöre.

Verwandle sie durch die Wahrheit in Menschen, die zu dir gehören.

Dein Wort ist die Wahrheit.

[YouTube Video — Siegfried Fietz singt »Von Guten Mächten wunderbar geborgen« — https://youtu.be/aN7dGz6NH5M]

 

Gott segne Euch

Bis bald am Georgenberg

Markus Stadlmann

 

Literaturnachweis: Basisbibel, Billy Graham, New York Times, sinndeslebens24.denarabo.de, Evangelisches Gesangbuch