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Karfreitag

Nachdem wir auch in diesem Jahr den Kreuzweg nicht wie gewohnt gemeinsam gehen können, habt ihr hier die Möglichkeit euch unsere Gedanken und Gespräche zum Kreuzweg herunterzuladen und in dem für euch passenden Rahmen anzuhören - bei einem (Abend-)Spaziergang, zuhause bei einer brennenden Kerze, im Garten in der Sonne liegend,... ganz wie es für euch passt. 

https://youtu.be/cPK7R999q4k

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit am Freitag, 2.4. um 20 Uhr in der Kirche -sitzend- am Kreuzweg teilzunehmen.
Die Anmeldung ist online nicht mehr möglich, aber für spontane Besucher sind noch einige Plätze frei - einfach vorbeikommen.

 

Jesus wird zum Tode verurteilt

Daraufhin erhob sich die ganze Versammlung und man führte Jesus zu Pilatus.
Dort brachten sie ihre Anklage gegen ihn vor.

Sie sagten:
„Dieser Mensch wiegelt das Volk auf und verbreitet seine Lehre im ganzen jüdischen Land.
Er schändet den Sabbat und will unsere alten Gesetze abschaffen. Er will den Tempel, den Salomon in 46 Jahren gebaut hat, zerstören und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.
Er geht sogar so weit, dass er das Volk dazu verführt, dem Kaiser keine Steuer mehr zu zahlen. Und er behauptet, er sei selbst ein König.
Wenn einer aber derart den Kaiser lästert, ist er dann des Todes schuldig oder nicht?
Wir wollen, dass er gekreuzigt wird!”

Nach langem Hin und Her entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden sollte.

Und er fällte sein Urteil:
„Wenn einer den Kaiser lästert und sich anmaßt, selber König zu sein, ist er des Todes schuldig. Daher habe ich entschieden, dass du entsprechend der Satzung des Kaisers zuerst ausgepeitscht und danach ans Kreuz gehängt werden sollst.“

 

Verurteilt werden – das gibt es auch in meinem Leben.
Manchmal fühle ich mich vorgeführt und verurteilt.
Ich spüre die strafenden Blicke meiner Mitmenschen, wenn ich einen Fehler gemacht habe.
Das unbedachte Wort eines Kollegen trifft mich wie ein Faustschlag.
Jemand zieht mich zur Verantwortung, obwohl mich keine Schuld trifft.
Ich fühle mich ungerecht behandelt, ausgesetzt, machtlos.

Verurteilen– auch das ist mir nicht fremd.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, zum Richter über andere zu werden,
andere Ideen und Lebenseinstellungen.
Und verurteile die Menschen, die sie haben,
verurteile Dinge, die andere tun.
Anklagepunkte gibt es zur Genüge:
Die nervt. Der ist faul. Der stört einfach und gehört nicht hierher.

Vielleicht ist es auch die Angst, dass mein eigenes Licht nicht genug groß leuchtet.
Aber muss ich deshalb das Licht des anderen ausblasen?

Die Liebe sagt: Jeder Mensch ist der Liebe wert. Nicht der Verurteilung.

 

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Jesus wurde den Soldaten übergeben.
Sie nahmen ihn in den Hof und trieben ihren Spott mit ihm.
Dann führten sie ihn aus dem Prätorium hinaus.
Er nahm das Kreuz auf sich und begann, es auf den Weg zur Kreuzigungsstätte zu tragen.

 

Mein Kreuz annehmen?

Meine Krankheit?

Einen durchkreuzten Berufsweg?

Ein Unglück?

Den Tod eines geliebten Menschen?

Meine Einsamkeit?

Meinen Kummer?

 

Mein Kreuz annehmen?

Und wenn ich es ablehne?

 

Es läge mir nur im Weg.

 

Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen

Eine große Menschenmenge folgte ihnen. Es war ein ziemliches Spektakel.

Da kam ein Mann aus Zyrene namens Simon vom Feld zurück und wollte vorbeigehen. Sie ergriffen ihn und zwangen ihn, den Querbalken des Kreuzes hinter Jesus her zu tragen.

 

Einst fragte der Bär den Vogel: „Kannst du mir helfen und ein wenig von dem Honig besorgen, der dort so hoch oben hängt?“
„Kein Problem“, antwortet der Vogel. „Aber es muss jemand die Bienen ablenken“.

Und er fliegt zu einer Blume: „Kannst du mir helfen und ein bisschen duften, damit die Bienen angelockt werden?“
„Kein Problem“, antwortet die Blume. „Aber es muss jemand das Pferd daran hindern, mich zu fressen“.

Sie fragte einen kleinen Jungen: „Kannst du mir helfen und das Pferd ablenken, dass es mich nicht frisst?“
„Kein Problem“, antwortete der Junge. „Ich brauch nur eine Karotte“.

Und er fragte die Maus: „Kannst du mir helfen und eine Karotte ausgraben?“

„Kein Problem“, antwortete die Maus. „Aber irgendjemand muss die Katze im Auge behalten, damit sie mich nicht fängt“.

Da sah die Maus den Bären und fragte: „Kannst du mir helfen und die Katze in Schach halten, während ich eine Karotte ausgrabe?“

„Kein Problem“, antwortete der Bär. „Ich warte sowieso nur hier auf meinen Honig“.

Und jetzt stellt euch vor, einer hätte da nicht mitgeholfen.

(nach: Susanne Niemeyer: Soviel du brauchst. Sieben Sachen zum besseren Leben)

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Auf dem Weg nach Golgota begegnet Jesus seiner Jüngerin Veronika.
Sie ist eine tapfere Frau. Sie läuft aus der Menge heraus und stellt sich ihm und den Soldaten in den Weg.

Furchtlos und fest schaut sie in sein Gesicht.
Sie sieht seine Erschöpfung.
Sie nimmt den Schweiß wahr, der über seine Stirn rinnt. Das Blut und den Dreck.
Sie reicht zur Linderung ein Tuch. Und Jesus drückt dankbar sein Gesicht hinein.

Ein scheinbar kleiner Dienst, den sie erweist.
Und dann drängt die Menge auch schon wieder weiter.

 

Kenn ich jemanden, der Trost braucht?
Ich weiß es nicht.

Ich werde Trost üben.
Für alle Fälle.

Ich übe zu schweigen. Vielleicht sehnt sich jemand nach Zuhören.
Ich übe Humor. Vielleicht sehnt sich jemand nach Lachen.
Ich übe Standfestigkeit. Vielleicht ist jemand anlehnungsbedürftig.
Ich übe, ein Mensch zu sein. Vielleicht braucht jemand ein mitfühlendes Herz.
Ich übe, mich an kleinen Dingen zu erfreuen. Vielleicht sehnt sich jemand nach Hoffnung.
Ich übe Herzlichkeit. Vielleicht braucht jemand Aufmunterung.
Ich übe, Freude zu teilen. Vielleicht sehnt sich jemand nach Glück.
Ich übe, Tränen auszuhalten. Vielleicht will jemand die Welt durch Augen sehen, die geweint haben.

Kenn ich jemanden, der Trost braucht?
Ich weiß es nicht.

Aber ich bin gerüstet.
Für alle Fälle.

 

Jesus stirbt am Kreuz

Es war um die neunte Stunde, da rief Jesus laut:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Er wusste, dass nun alles vollbracht war und sprach:
„Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“

Nach diesen Worten starb er.

 

Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?

Es gibt Minuten aber auch Tage, Wochen, in denen ich mich verlassen fühle, in denen ich alleine bin, die ich alleine durchstehen muss, wo mir niemand beistehen kann.

Der Tod ist eine solche Situation: Ein Wegstück, das wir alleine gehen müssen.

Und auch von der anderen Seite her betrachtet - wenn jemand stirbt, muss ich ihn gehen lassen. Auch da fühle ich mich verlassen – im wahrsten Sinne des Wortes. 

Wenn Jesus zweifelt, dürfen wir es auch tun?

Ich zweifle daran, warum ich diese Pandemie erleben muss.

Ich zweifle daran, warum ich nicht bei den Menschen sein darf, die mich brauchen und lieben.

Ich zweifle an mir selbst und an der Menschlichkeit.

Ich zweifle daran, dass mein Leben sinnvoll ist.

Ich zweifle daran, wenn ich keine Antwort auf meine Warum-Fragen bekomme. 

Aber Jesus konnte in dieser schlimmsten Stunde seines Lebens wieder Vertrauen fassen.

Selbst wenn ich zweifle:
Das Vertrauen ist da.
Es gibt jemanden der mich hält und der bei mir ist.
Oder auch bei den Menschen, bei denen wir gerade nicht sein können.

 

In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist.

Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.