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Messe 10.04.2022 Palmsonntag

Begrüssung und Liturgische Eröffnung:    Friedrich Prassl

 

Einleitung:

       L1: „Freut euch, ihr Menschen auf dem Berg Zion, jubelt laut, ihr Einwohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht und bringt euch Rettung. Und doch kommt er nicht stolz hoch zu Ross daher, sondern reitet auf einem Esel; mehr noch: auf dem Fohlen einer Eselin.“

       L2: Der Palmsonntag ist irgendwie auch ein „Fest der Überraschungen“. Also nicht für uns – wir kennen ja schon die ganze Geschichte, aber für die Menschen, die es damals miterlebt haben.
Wer würde sich einen König erwarten, der auf einem Esel daherkommt.
Und wer würde nach dem geradezu triumphalen Einzug zum Pessach-Fest in Jerusalem damit rechnen, dass in wenigen Tagen schon Karfreitag ist?

 

Segnung der Palmzweige:

Liebender Gott, mit diesen Zweigen jubeln wir heute Jesus zu. Seine Stärke ist die Liebe.

Segne diese Zweige und uns, die sie halten, damit wir in dieser Liebe stärker werden.

Damit wir Frieden bringen, in unsere Familien und unsere Gemeinde, in die Welt, und in uns selbst.

Damit wir ein Zeichen der Freude und der Versöhnung werden.

Damit wir zum Segen werden für uns und alle anderen.

Das erbitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

 

Evangelium (nach Lk 19, 28–40)

Jesus zog mit seinen Jüngerinnen und Jüngern Richtung Jerusalem.

In der Nähe von Bethanien und Betfage, etwa eine Schabbat-Tagesreise von Jerusalem entfernt am östlichen Fuße des Ölbergs, schickte er zwei von ihnen voraus und gab ihnen diesen Auftrag:

„Geht in dieses Dorf da vorne! Gleich am Ortseingang werdet ihr einen jungen Esel finden, der dort angebunden ist. Auf ihm ist noch nie jemand geritten. Bindet ihn los und bringt ihn her!
Wenn euch jemand fragt, was ihr das tut, dann sagt einfach:
Der Herr braucht ihn.“

Die beiden gingen also los und fanden alles so, wie Jesus es ihnen beschrieben hatte.
Sie banden den Esel los und tatsächlich fragten die Leute, denen er gehörte: „Warum tut ihr das?“
Sie antworteten aber nur: „Der Herr braucht ihn.“

Dann brachten sie den jungen Esel zu Jesus. Sie legten dem Tier ihre Mäntel auf den Rücken, damit er darauf reiten konnte.
So zog er auf dem Esel reitend weiter, und die Menschen breiteten ihre Kleider wie einen Teppich vor ihm auf dem Weg aus.

Als der Zug an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinunter in die Stadt Jerusalem führt, gab es kein Halten mehr und die ganze Menge der Frauen und Männer brach in Jubel aus. Sie dankten Gott für die vielen Wunder, die sie miterlebt hatten und riefen mit lauter Stimme Psalmen aus:

„Hoschia na! Gepriesen und gesegnet sei der König, der hier im Auftrag des Herrn kommt! Heute hat Gott Frieden mit uns geschlossen. Hallelu Jáh, lobet den Herrn!“

Es waren auch Pharisäer in der Menge, die empörten sich darüber, was da gerufen wurde, und riefen Jesus zu: „Verbiete das deinen Jüngern! Bring sie zur Vernunft!“

Er aber antwortete ihnen:
„Glaubt mir: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien.“

 

Lied:     Hosianna, Kyrie (103)

Predigt/Ansprache: Friedrich

Tagesgebet

 

Passion:

       L1: Die Liturgie des heutigen Tages sieht vor, es nicht beim Palmsonntag zu belassen, sondern weiter zu erzählen, was die nächsten Tage passiert:
Kehren wir wieder an den Ölberg zurück, zum ausgelassenen, feierlichen Zug einer Wallfahrer-Gruppe Richtung Jerusalem, die so tun, als würde hier ein König einziehen.
Aber die Chance, nach üblichen Maßstäben ein König zu werden, die war längst vertan. Diese Karriere längst dahin.
Wie will es jemand zu etwas bringen, der seinen Umgang nicht vordringlich mit den Einflussreichen und Angesehenen pflegt, sondern mit den Unglücklichen und Benachteiligten?
Einer, der Apostel um sich schart, unter denen aber kein einziger Moralapostel ist?
Einer, der Kranke heil macht und Schwache stark?
Einer, der verrückte Sachen macht wie „Übers-Wasser-Gehen“ oder „Wasser-zu-Wein-Machen“
Ein König, der Barmherzigkeit über Recht stellt?
Welchem „Reich“ soll denn der vorstehen?
Es wurde Abend und es wurde Morgen. Der erste Tag war vergangen.
Und Gott dachte, dass das heute gut war.

 

       L2: Jesus im Tempel:
Jesus ging in den Tempel – und erschrak fürchterlich, was er dort sah.
Er begann, auf die Tische zu hauen und rief den Anwesenden zu: „In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein, aber ihr habt eine Höhle daraus gemacht, in der sich unglaublicher Missbrauch einnisten kann!“
Selten zuvor hatte man ihn so zornig gesehen und er begann, die Dreistesten unter ihnen aus dem Tempel zu jagen.
Es wurde Abend und es wurde Morgen. Der zweite Tag war vergangen.
Und Gott dachte, dass der eigentlich ziemlich gut war.

 

       L1: Über das Dienen und Herrschen und wer der Erste im Himmel sein wird:
Als sie zusammensaßen und über Gott und die Welt redeten, kam auch die Frage auf, was sie tun müssten, damit sie „groß“ und „bedeutend“ werden.
„Make religion great again“ sagte einer – aber wie geht das?
Und Jesus antwortete:
Wenn du größer werden willst, musst du dich kleiner machen.
Auch wenn du vielleicht von außen betrachtet „Macht“ hast, überlege vor allem, wo du dich als Diener*in einbringen kannst.
Wenn du jemand einen „Guten Morgen“ wünscht, dann denk darüber nach, was dein Beitrag dazu sein könnte.
Wenn dir jemand auf die Nerven geht, dann geh nicht weg, sondern gib ihm eine zweite Chance – entweder dir noch einmal auf die Nerven zu gehen, oder bei dir einen zweiten ersten Eindruck zu hinterlassen.
Sag öfter, was du genießt.
Mach dich auf die Suche nach Wundern, die dich zum Staunen bringen.
Es wurde Abend und es wurde Morgen. Der dritte Tag war vergangen.
Und Gott dachte, dass es gut war.

 

       L2: Das letzte gemeinsame Pas‘chamahl:
Dann saßen Jesus und seine Freund*innen zum Essen beisammen. Dass es das letzte war, ahnte außer ihm niemand.
Er nahm ein großes Stück Brot, brach es, und gab es weiter. Auch den Wein gab er rundherum weiter.
Es hatte etwas Feierliches und die Worte, die er dazu sprach, unterstrichen das: Worte über das Leben, über die Liebe und ewige Verbundenheit.
Es wurde Abend und es wurde Morgen. Der vierte Tag war vergangen.
Und Gott dachte, dass es ein besonders guter war.

 

       L1: Gefangen:
Dann ging es irgendwie Schlag auf Schlag.
Kaum sah man das Unheil heranziehen und das erste Leid hereinbrechen, entstanden überall heftige Gespräche. Nicht zu sehr über das Leid, aber: 
Über Lampenöl.
Jeder brauchte Lampenöl. Warum wird das plötzlich so teuer? Was können wir dagegen tun? Was passiert, wenn wir uns kein Lampenöl mehr leisten können? Enden wir wie die törichten Jungfrauen?
Und man sprach über Schwerter.
Haben wir genug? Sollten wir nicht etwas weniger für Fische, Getreide und Wein ausgeben, und dafür mehr Schwerter kaufen?
Was, wenn wir nicht allen das Ohr abschlagen können?

Es wurde Abend und es wurde Morgen. Der fünfte Tag war vergangen.
Und Gott dachte: Das kann noch besser werden.

 

       L2: Das Urteil:
Am nächsten Tag wurde der Gefangene vor den römischen Stadthalter gebracht.
Die Anklage lautete:
Das Volk zum Träumen von einer besseren Welt verführt.
Frauen ernst genommen.
Gewalt und Krieg nicht als Zeichen der Macht, sondern als Ohnmacht bezeichnet.
Gott gelästert. Und:
Von anderen als König ausgegeben werden.
Selbst behaupten, ein König zu sein.
An diesen Punkten hat Pilatus den Jesus festgenagelt.
Es wurde Abend und es wurde Morgen. Der sechste Tag war vergangen.
Und Gott dachte, dass es gut war.

 

       L1: Am siebten Tag aber kamen alle ein wenig zur Ruhe.
Und Gott dachte, dass das gut tat.
Denn für den nächsten Tag hatte er Großes vor.
Es wurde Abend und es wurde Morgen.
Ein neuer Tag.
Und plötzlich sah auch der Mensch, wie gut das alles war.