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21.05.2020 – Christi Himmelfahrt

 

Einzugslied

Einführung

Früher war Himmelfahrt in unserem Dorf ein Höhepunkt: Einmal im Jahr begann nach dem Hochamt die Kirmes. Heute ist es für mich ein Bindeglied zwischen Ostern und Pfingsten: Jesus ist mehr als mein „Freund und Bruder“, er ist Sohn Gottes. Als Freund und Bruder geht er uns voraus, wir werden irgendwann folgen: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Im Glaubens­bekenntnis heißt es: Er sitzt zur Rechten Gottes. Er gestaltet gemeinsam mit Gott diese Welt.

In der Apostelgeschichte weist Jesus seine Jünger_Innen an, zu warten und in Jerusalem zu bleiben. Geht es uns nicht genauso wie den Jünger_Innen damals? Warten wir nicht schon sehnsüchtig darauf, unseren Glauben wieder in Gemeinschaft mit vertrauten Freunden zu feiern? Jesus sagt ihnen auch nicht, wie lange sie warten sollen/müssen. Das steht für mich im direkten Bezug zu unserer aktuellen Situation.

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind: Wir dürfen diese Verheißung auch oder gerade in Corona-Zeiten ernst nehmen er ist mitten unter uns. Wir sind Kirche, wir sind Volk Gottes.

Kyrie

Himmelfahrt ist eine wichtige Etappe im Leben Jesu: Er kehrt zum Vater zurück. – Herr Erbarme dich.

Mit der Himmelfahrt beginnt ein neuer Abschnitt für die Jünger Jesu: Sie beginnen, das Evangelium zu verkünden. – Christus erbarme dich unser.

Himmelfahrt ist eine Botschaft an alle Menschen: Jesus hat den Weg zum Himmel geöffnet, hat uns einen Platz versprochen – Herr, erbarme dich unser.

 

Lesung – Apg 1, 1-11

Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist erwählt hatte, Weisung gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.

Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.

Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.

Zwischengesang – https://www.youtube.com/watch?v=RPNzZwBYZrc&feature=youtu.be

 

Evangelium – Matth. 28, 16-20

Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes  und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

 

Predigt: Himmelfahrt 2020 – Corona & Co. Angefochtenes Dasein im Leib und im Geist. (Pfarrer Harald Mally)

Ist Er jetzt da oder ist er weg?

Apostelgeschichte und Matthäusevangelium liegen im Clinch:
Er wurde ihren Blicken entzogen, sagt die erste. „Ich bin immer bei euch“ sagt Jesus selbst zum Abschluss des ersten und längsten Evangeliums. Was stimmt jetzt?

Als leiblich verfasste Menschen haben wir eben eine bestimmte und durchaus berechtigte Vorstellung von Dasein und Anwesenheit. Wenn jemand am Telefon zu uns sagt: „Jetzt beruhige dich doch. Ich bin ja eh da…“ – stimmt das oder stimmt das nicht? Irgendwie beides. Wenn dir das Kreuz weh tut und du dringend eine Physiotherapie brauchst, hilft es nicht viel, wenn die Therapeutin am Telefon nette Dinge sagt. Andererseits könnte sie ein paar hilfreiche Übungen durchgeben, und an deren guter Wirkung würdest du erkennen, dass sie irgendwie doch für dich da war.

Wie ist die Anwesenheit Jesu nach Christi Himmelfahrt erfahrbar und fassbar? Diese Frage beschäftigt die Christenheit seit 2000 Jahren.

Offenbar hat sich der Auferstandene durch 40 Tage hindurch immer wieder in einer leiblich fassbaren Weise manifestiert. Aber auch nachher haben seine Jünger und Jüngerinnen unglaublich starke und dichte Erfahrungen der Nähe und Wirksamkeit Gottes und seines Geistes gemacht – wie uns beispielsweise im Pfingstbericht gesagt wird. Aber es war eine andere Art von Nähe und Anwesenheit als vor Himmelfahrt.

Corona ist auch so eine Nagelprobe für Dasein, Anwesenheit und Nähe. Von Rückkehr zur Normalität kann ja keine Rede sein. Wir sind alle gestört in unseren Beziehungen, genauer gesagt, in den Weisen unseren Beziehungen Ausdruck zu verleihen. Wir dürfen ja nicht einmal einander die Hände reichen, geschweige denn einander umarmen. Wenn das keine Störung ist!

Eines ist klar. Unser Körper ist unverzichtbar, er ist die einzig mögliche Weise real zu existieren und real in Beziehung zu treten. Wenn er kaputt ist – entschuldigt die unangemessene Ausdrucksweise – dann ist unser Leben aus. Der Körper, besser gesagt der Leib ist gewissermaßen Sakrament der Seele, Zeichen und Werkzeug dessen, was an Liebe, Lebendigkeit und Beziehungen in ihr vorhanden war und ist. Auch die bereits länger zurückliegenden Erfahrungen von Beziehungen, von Arbeitseinsätzen und damit zusammenhängenden Belastungen, von diversen Zumutungen und Schicksalsschlägen des Lebens und von allem, was unser Dasein zutiefst bestimmte und prägte, sind immer noch ablesbar an unserem Leib, an manchen Schiefstellungen, an Falten, an Seh- und Hörschäden usw.

Wir glauben übrigens an die leibliche Auferstehung. Das heißt zwar nicht, dass wir dort drüben im Himmel, in der Auferstehungswirklichkeit, essen und trinken werden, aber es heißt, dass wir wiedererkennbar, konkret und unverwechselbar sein werden – eben leiblich. Wir werden uns weder in Nichts auflösen noch in einen anderen Körper schlüpfen. Den Auferstandenen haben Thomas und die anderen Jünger und Jüngerinnen an seinen Wundmalen erkannt. Auch wir werden einander „dort drüben“ wiedererkennen an untrüglichen Kennzeichen, die wir uns in diesem Leben zugelegt haben oder die uns zugemutet und aufgedrückt wurden. Aber sie werden dann nicht mehr wehtun oder uns unvollkommen erscheinen lassen, sondern sie werden vielmehr Ehrenzeichen sein wie die Wunden des auferstandenen Gekreuzigten.

Diesem Leib, der Tempel des Heiligen Geistes ist, werden derzeit arge Gefährdungen durch Covid 19 Viren vor- und nachgesagt und daher darf er sich nicht frei äußern. Das lässt aber auch die Seele verkümmern, wenn sie nicht sehr erfinderisch und kreativ ist. Denn die zwei gehören wie gesagt untrennbar zusammen. Wir sind gestört in unseren Beziehungen, und wenn wir ehrlich sind, ist auch vor der Coronakrise nicht alles glatt gelaufen. Aber seit mehr als zwei Monaten wird uns diesbezüglich besonders arg mitgespielt.

Es braucht Augen des Herzens, und sie müssen erleuchtet werden, sagt Paulus den Ephesern  – und er sagt es nicht weniger uns. Und ebenso brauchen wir Ohren des Herzens, einen Riecher des Herzens, guten Geschmack des Herzens und Tastsinne des Herzens. Es braucht Sinne der Seele, wenn ihr so wollt. Die äußeren und leiblichen Sinne funktionieren ja deshalb so wie sie funktionieren, weil unsere Seele so angelegt ist – nämlich auf das Spüren und Hören und Sehen, auf das Ertasten und Erahnen und Erkennen … und letztlich auf das Lieben. All diese Funktionen, besser gesagt diese Sinne kommen ja nur in der Liebe zu ihrer vollen Entfaltung. Die Liebe ordnet und orientiert die Sinne, sie gibt den Sinnen ihren eigentlichen Sinn.

Himmelfahrt heißt: unser Leib und unsere leibliche Existenz sind gerettet. In den Himmel, in die Ewigkeit, in die Sphäre Gottes hinüber- und hineingerettet. Unsere konkrete und geschichtliche und angefochtene Existenz ist geborgen und gerettet in Gottes Liebe. Das wird nochmal am 15. August durchbuchstabiert. Doppelt hält besser. Weil jemand vielleicht sagen könnte: das gilt ja nicht, wenn Jesus von den Toten aufersteht und in den Himmel auffährt, der spielt ja in einer anderen Liga. Tut er zwar nicht, weil er durch und durch Mensch war, nicht zur zum Schein. Aber damit es ganz deutlich und unwiderlegbar wird, zeigt er es an Maria noch einmal vor. Die wird zwar auch wieder von manchen „Frommen“ sehr weit weggerückt, wie wenn sie nicht mehr von unserer Art wäre, aber das ist eben auch wieder so eine tragisches theologisches Missverständnis und eine Verzerrung der Tatsachen.

Es bleibt dabei: wir sind gerettet, trotz Corona und mitten in der Corona-Krise, weil ER unseren Leib und unsere Leiblichkeit kennt und liebt und weil er sie angenommen und übernommen hat von innen her. Mein Leib ist ein Hinweis auf Seinen und der Seinige ist von vorneherein „Instrument des Heils“, Werkzeug des Heils, Zeichen des Heils, Sakrament des Heils. Ich kann heilsame Umarmungen empfangen und schenken ohne unmittelbaren Einsatz meines Körpers. Dafür braucht es zugegeben einiges an Übung.

ER ist da, auch wenn ich ihn nicht sehe und nicht spüre – mit den Sinnen des Leibes. Er ist ganz da, konkret und als Person. Er kann und will sich bemerkbar machen und manifestieren in meiner konkreten und geschichtlichen Existenz, in meinen konkreten Beziehungen, die zwar unvollkommen sind, aber darauf angelegt, Abbild des dreifaltigen Gottes zu werden, der eine Beziehungsleidenschaft hat, weil er LIEBE ist.

 

Fürbitten

1.       Herr wir haben von Dir den Auftrag erhalten, deine gute Botschaft „in die Welt hinaus zu tragen“. Hilf uns dabei! – Wir bitten dich, erhöre uns.

2.       Jesus, mit deiner Himmelfahrt bist Du uns auch diesen Schritt vorausgegangen – überhaupt haben wir deine Zusage, dass Du immer bei uns bist, auch wenn es schwierig wird – wir danken dir dafür.

3.       Herr, wir wünschen uns, dass unsere Gemeinschaft nach diesen Wochen  wieder aufatmen und aufleben kann. Hilf jedem einzelnen von uns, den nächsten Schritt mit dir gemeinsam zu finden – Wir bitten dich, erhöre uns.

4.       Jesus, in all dem, was sich ich den vergangenen Wochen und in den kommenden Monaten und Jahren ändern muss und wird, haben wir die Gewissheit, dass Du mitten unter uns bist – wir danken dir dafür.

Gabenbereitung

Sanctus

Zum Schluss das Lied: Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde

Ref.: Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde.
Heute wird getan oder auch vertan,
worauf es ankommt, wenn er kommt

1) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast du gespart,
was hast du alles besessen?
Seine Frage wird lauten:
Was hast du geschenkt,
wen hast du geschätzt um meinetwillen?

2) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast du gewusst,
was hast du Gescheites gelernt?
Seine Frage wird lauten:
was hast du bedacht,
wem hast du genützt um meinetwillen?

3) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast Du beherrscht,
was hast Du Dir unterworfen?
Seine Frage wird lauten:
Wem hast Du gedient,
wen hast du umarmt, um meinetwillen?

4) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast Du bereist,
was hast Du Dir leisten können?
Seine Frage wird lauten:
Was hast Du gewagt,
wen hast Du befreit um meinetwillen?

5) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast Du gespeist,
was hast Du Gutes getrunken?
Seine Frage wird lauten:
Was hast Du geteilt,
wen hast du genährt um meinetwillen?

6) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast Du geglänzt,
was hast Du Schönes getragen?
Seine Frage wird lauten:
Was hast Du bewirkt,
wen hast Du gewärmt um meinetwillen?

7) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast Du gesagt?
Was hast Du alles versprochen?
Seine Frage wird lauten:
Was hast Du getan,
wen hast Du geliebt um meinetwillen?

8) Der Herr wird nicht fragen:
Was hast Du erreicht,
was hast Du Großes gegolten?
Seine Frage wird lauten:
Hast du mich erkannt?
Ich war dein Bruder um deinetwillen!

Text: Alois Albrecht
Melodie: Ludger Edelkötter

 

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