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1 2 . S o n n t a g im Jahreskreis, 20., 21. Juni 2020

Liebe Gemeinde!

Wir begrüßen Euch recht herzlich, und laden ein, mit den folgenden Texten den Sonntag als einen besonderen Tag zu begehen. Der Sonntag ist dann ein besonderer Tag, wenn wir ihn auf den Ursprung, auf Jesus und den Tag der Auferstehung zurückführen. Und wenn wir das tun, ist es schon ein Bekenntnis zu Jesus, zu seinem Leben, zu seiner Botschaft und seinem Handeln.

Diese Texte wollen eine Anregung sein, ein wenig innezuhalten, zu beten und nachzudenken.

Das können wir allein tun, aber auch in kleiner oder größerer Gemeinschaft. Halten wir inne und fühlen wir uns mit anderen, die diese Texte hören oder lesen, verbunden.

Und dann dürfen wir uns in Gott, im Geiste Gottes verbunden fühlen und sagen:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Und vergegenwärtigen wir uns: Gott ist mitten unter uns, ja der Geist Gottes ist in uns.

 

Einführung

Eine Botschaft des heutigen Evangeliums lautet: Fürchtet euch nicht.

Jesus ermutigt die Jünger, zu verkündigen, auch wenn sie auf Widerstand und Ablehnung stoßen, Verfolgung und auch Angst erfahren.

Die Worte „Fürchtet euch nicht“ haben eine beruhigende Wirkung und wecken Hoffnung, aber oft ist es gar nicht so leicht darauf zu vertrauen, dass alles gut wird.

Besonders in den letzten Monaten hat die Angst Einzug in unser Leben gehabt. Wir wurden mit einer außergewöhnlichen Situation konfrontiert, die viele Sorgen offengelegt hat. Vor allem auch die Unsicherheit macht Angst.

Die unterschiedlichen Altersgruppen empfinden unterschiedliche Ängste…. Angst vor Krankheit und Ansteckung, Angst vor Einsamkeit und Isolation, Angst vor Verlusten, vor Jobverlust gefolgt von finanziellen und auch existenziellen Ängsten. Aber auch die Angst um unsere Welt im Bezug auf die Klimaerwärmung und dem Raubbau an unserer Umwelt sowie die Angst vor Krieg sind immer präsent.

Fürchtet euch nicht…. Woher weiß ich, dass ich keine Angst zu haben brauche? Auf wen und worauf kann ich mich verlassen? Niemand wird mir meine Zweifel zur Gänze nehmen können.

Ich habe eine schöne Geschichte gelesen, die mir hilft, mit meiner Angst besser umzugehen und die die Worte „Fürchtet euch nicht“ veranschaulicht.

Arthur steht am Beckenrand und möchte so gerne ins Wasser springen. Doch leider verlässt ihn der Mut. Die Mutter steht bereits im Becken und ruft: Komm, spring! Ich bin da und fange dich auf! Arthur ist noch immer unsicher und ängstlich, er weiß nicht sicher, ob ihn seine Mama wirklich auffängt. Letztendlich springt er, in der Hoffnung, dass alles gut geht und er wirklich aufgefangen wird.

Und es geht gut, das Kind hat vertraut, wenngleich das erste Mal noch sehr zögerlich war.

Arthur klettert gleich wieder aus dem Becken und hat großen Spaß an weiteren Sprüngen in die Arme seiner Mutter.

Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man spürt, dass man sich auf jemanden verlassen und sich fallen lassen kann. Das Kind landet in den sicheren Armen der Mutter. Das Vertrauen wächst nachdem man das Gefühl des „Aufgefangen werdens“ einmal erlebt hat und die Angst überwunden hat. Zuerst muss ich sie mir aber eingestehen, bewusst machen und auch ernst nehmen.

Die Mutter aus der Geschichte ist wie Gott. Offene Arme die mich auffangen….

 

Kyrie

Herr, du kennst unsere Ängste.

Herr erbarme dich

Herr, du hilfst uns wenn wir uns fürchten.

Christus erbarme dich

Herr, du bist uns nahe wenn wir Angst haben.

Herr erbarme dich

Gebet

Guter Gott, du kennst unsere Schwächen und unsere Versäumnisse.

Schenke uns dein Verzeihen und lass uns selbst im Verzeihen wachsen.

Du willst ja das wir mutig uns zu dir und Jesus, deinem Wort in dieser Welt, bekennen.

Dazu gib uns Entschlossenheit und Kraft. Amen.

 

Als zeitgemäße Lesung dürfen wir schon die zuvor gehörte Geschichte über Mut und Vertrauen ansehen.

(Für den heutigen Sonntag wären als biblische Lesungen vorgesehen:

Jer 20,10-13 und/oder Röm 5,12-15)

 

Evangelium: Mt 10,26-33

 

Gedanken zum Evangelium

In einem aktuellen Buch über die neue Vision von Christsein zitiert der Autor (Burkhard Hose) den Theologen Rolf Zerfaß. Dieser stellt die Frage, woran kirchliche Einrichtungen zu erkennen sind. Ist etwa ein kirchlich geführtes Krankenhaus mit einem Kreuz an der Fassade, oder eine Schule oder ein Kindergarten so identifiziert, dass darin der Geist Jesu das Handeln bestimmt? Die Erkenntnis zeigt, der jesuanische Geist lässt sich zuerst am Umgang des Trägers einer solchen Einrichtung mit seinen Mitarbeitern erkennen.

Ich habe auch Chefbüros gesehen, wo kein Kreuz an der Wand hing. Aber der ehrliche und wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitern hat die Geisteshaltung des Unternehmens deutlich gemacht. Und das hat sich in der Folge auch auf den Kontakt mit Klienten und Kunden ausgewirkt.

Jesus sendet seine engsten Mitarbeiter aus. Denn, wie wir am letzten Sonntag gehört haben, ist die Ernte groß. Und das braucht vermehrt Mitarbeiter. Jesus weiß auch, dass seine Botschaft nicht so einfach von allen angenommen wird. Manche, wie etwa die Führer des Volkes, fühlen sich übergangen. Manche halten lieber an den strengen, menschlichen Satzungen fest und sind für tiefer gehende Argumente nicht zugänglich. So erfährt Jesus sehr bald auch Ablehnung und es kommt zu Konflikten. Das wird auch den Jüngern Jesu widerfahren, wenn sie hinausgehen. Damit müssen sie rechnen, aber sie sollen sich nicht fürchten.

Wenn der Evangelist davon schreibt, so spiegelt er auch wider, was die Gemeinde, die der Adressat ist, selbst erfährt Das erleben die jungen Gemeinschaften der Christen, und das ereignet sich auch bis zum heutigen Tag. Es geht um das furchtlose, direkte oder indirekte Bekenntnis zu Jesus.

 

Zu Jesus bekennen

Haben wir diesen Konflikt nicht auch selbst erlebt, in uns und in unserem Verhalten? Bekenne ich mich auch bei kleinen Anlässen zu der Haltung, die Jesus gelebt hat. Bekenne ich mich damit direkt oder indirekt zu ihm? Voll Vertrauen und ohne Furcht?

Es wird uns schon passiert sein: Mit einer kleinen, aber bewusst geäußerten Unwahrheit entkommt man schnell einer Unannehmlichkeit. Wehe aber, wenn da eine Befragung weitergeht. Man verstrickt sich immer mehr in ein Lügengeflecht. Solange bis man sich genötigt sieht zu schwören. Auch wenn es manchmal unangenehm und peinlich ist, ein furchtloses Bekenntnis zu Christus wäre ein sorgsamer Umgang mit der Wahrheit. Denn das Bekenntnis zur Wahrheit hat auch etwas Befreiendes.

Es wird uns schon passiert sein: Bei der Abrechnung eines Kaufes oder einer Leistung hat der Verrechnende sich geirrt. Zu meinem Gunsten. Der Irrtum ist nicht durch mein Verschulden entstanden. Es ist eine schöne Erfahrung für beide Seiten, und ein ehrliches Bekenntnis zur Haltung Jesu, wenn ich so einen Irrtum aufkläre. Und fühle ich mich dann nicht wohler?

Es wird uns schon passiert sein: Der Missbrauch einer Stellung in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Kirche. Die Autorität, die Eltern haben oder die Lehrer, oder die der Chef hat oder der Kleriker, sie ist oftmals missbraucht worden. Ein treues Bekenntnis zu Jesus wäre ein achtsamer, respektvoller und wertschätzender Umgang mit den Menschen, für die wir Verantwortung tragen.

Unser furchtloses und konsequentes Verhalten in verschiedenen Lebenssituationen, das mahnt Jesus ein. Nur am Sonntag sich zu Jesus bekennen und nicht auch im sonstigen Leben, ist ein Verrat an ihm.

Wir können jetzt nachdenken, wie solche Beispiele aus meiner Perspektive und meinen persönlichen Erfahrungen zu sehen sind. Wo habe ich da Schwierigkeiten und wie könnte ich da etwas verändern?

Und Jesus baut uns auf, er gibt uns, so wie seinen Jüngern, die er aussendet, Stärkung für unsere Haltung. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Wir sind „mehr wert als alle Spatzen zusammen“. Ja es geht um den Wert des Menschen. Dazu möchte ich drei Aspekte  betrachten:

Selbstwert

Zuerst geht es um unseren eigenen Wert, also den Selbstwert. Wie in Vielem, ist das der Ausgangspunkt. Auch wenn es manchmal schwer ist und die Umstände uns beeinträchtigen, sind wir aufgefordert das Positive in uns und an uns zu suchen. Wir müssen uns nicht mit anderen vergleichen, wenn wir an unserem Selbstwertgefühl arbeiten. Gerade weil ich mich aus dem Glauben heraus als Kind Gottes fühlen darf, brauche ich mich nicht über meine Leistungen einstufen und bewerten. Aber ich darf Wertschätzungen anderer gerne und in Bescheidenheit annehmen. Denn Menschen mit einem hohen Selbstwert mobben andere nicht und haben öfter auch eine wertschätzende Haltung gegenüber anderen.

Wertschätzung für meine Mitmenschen

Wertschätzung gegenüber anderen ist zunächst auch einmal eine Hilfe mich selbst nicht zu überschätzen. Ich sehe im anderen seinen Wert. Und das leitet sich auch nicht unbedingt von dessen Leistungen ab, wenngleich wir uns dem nicht ganz entziehen können. Wertschätzung anderer baut sich grundsätzlich aus Respekt, Achtung und Wohlwollen auf.  Einem Menschen, den ich wertschätze, dem begegne ich mit Interesse, mit Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.

Wertschätzung in unserer Kirche

Unser Glaube spricht von der Einmaligkeit jedes Menschen, von seinem einmaligen Wert vor Gott. Und wegen dieser Einmaligkeit ist es uns auch übertragen für jene zu sorgen die „arm dran“ sind. Auf diese gehen viele in der kirchlichen Gemeinschaft mit Achtung , Respekt und Wertschätzung zu. Wir erkennen an, dass diese Haltung auch viele nichtkirchliche Gemeinschaften haben. Aber eine nach wie vor aktuelle Frage in unserer Kirche ist die unterschiedliche Behandlung der Geschlechter. Darin unterscheiden wir uns von vielen nichtkirchlichen, wohltätigen Gemeinschaften. Das Gerede vieler in der Amtskirche bezüglich der Stellung der Frau, aber auch der „Laien“ insgesamt, ist im Kontext zur heutigen Zeit kaum mehr zu ertragen. Die geringe Wertschätzung der Frau und der Laien in der Kirche hat ein Maß erreicht, das die Austrittsstatistiken immer deutlicher zum Ausdruck bringen.

Jesus sagt ihr seid mehr wert als all die Spatzen. Das gilt für jeden Menschen, also auch für alle Getauften, für Frauen und Männer. Wenn das manche in der Kirche ignorieren, dann haben sie Furcht vor dem Neuen, dann haben sie Angst um ihre Position und sie bekennen sich nicht zum Geist Jesu.

 

Hier wäre es nochmals angebracht, über meine persönliche Haltung nachzudenken.

In unseren Leitsätzen heißt es: Wir gehen wertschätzend miteinander um.

Gehe ich mit mir wertschätzend um? Hab ich mir diese Frage denn schon einmal gestellt?

Wie drückt sich ein wertschätzender Umgang mit den Menschen meiner unmittelbaren Umgebung aus?

Wie beantworte ich die Frage nach der Wertschätzung im Blick auf die kirchliche Gemeinschaft, die kleine unmittelbar erlebbare und die große Institution?

 

Fürbitten:

Guter Gott, wir kommen mit Vertrauen zu dir, und bringen dir unsere Anliegen.

Lieber Gott, wir bitten dich für alle Menschen die Angst haben. Angst vor Krankheit, Einsamkeit oder einem Verlust. Gib ihnen Mut, darüber zu reden und Menschen die ihnen zuhören.

Lieber Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die in unserer Gesellschaft und vor allem in der letzten Zeit in seelische oder materielle Not geraten sind. Hilf, dass sie im Denken und Handeln ihrer Mitmenschen Beachtung finden und Hilfe erfahren.

Lieber Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die in den Kriegs- und Krisenregionen dieser Erde zu Flüchtlingen geworden sind. Hilf ihnen Menschen zu begegnen, die ihnen Geborgenheit und Vertrauen schenken.

Lieber Gott, bitte hilf all jenen die Angst haben, dass sie das Vertrauen in dich wieder finden und sich aufgefangen fühlen.

Lieber Gott, wir bitten dich, hilf uns das Positive an uns selbst zu entdecken ohne uns mit anderen zu vergleichen oder uns über unsere Leistungen zu definieren.

Lieber Gott, wir bitten dich, hilf uns unseren Mitmenschen Wertschätzung in Form von Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit entgegen zu bringen.

Lieber Gott, wir danken dir für all das Gute das von dir kommt, die Liebe, die Gemeinschaft, die gegenseitige Unterstützung und Hilfe und das Zusammenstehen in Zeiten der Krise.

 

Wir sind jetzt eingeladen, unsere ganz persönlichen Anliegen zu bedenken, um dann das Gebet zu sprechen, das Jesus uns gelehrt hat.

 

Vater unser

 

Wenn wir die Möglichkeit haben, wünschen wir einander den Frieden des Herzens.

Oder denken wir an jemanden, dem wir alsbald einen friedlichen Gruß in einem Gespräch, persönlich oder am Telefon, zukommen lassen wollen.

 

Gebet

Guter Gott, wir haben den Sonntag bedacht. Gib uns durch dein Wort und die Gedanken, die wir damit verbinden, die Kraft uns im Alltag zu dir zu bekenne. Lass uns Mitarbeiter deiner Freude sein und gib uns dazu deinen Segen.

Es segne uns der gütige Gott, der Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist. Amen.

 

Wir wünschen Euch einen schönen Sonntag und eine gute Woche.

Mit lieben Grüßen, Eva Siwy und Hubert, Euer Diakon