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Gründonnerstag

Gründonnerstag 2020

„Einander Geschenk sein“

Wenn wir auch heuer nicht als Gemeinde zusammen feiern können, so sind wir doch im Geist miteinander verbunden und wollen diesen Gründonnerstag gemeinsam in unseren Familien gestalten.

Vorschläge für eine Vorbereitung darauf: Gestalte eine feierliche Mitte mit Tischtuch, zünde eine Kerze an, wenn möglich selbstgebackenes ungesäuertes Brot, Becher gefüllt mit Wein/Traubensaft für jeden, eine Schale mit lauwarmen Wasser und eine Bibel. Dabei kann man durchaus einen Sessel freihalten, was ursprünglich ein Brauch aus dem Judentum ist. Der freie Platz zeigt unsere Sehnsucht nach Gemeinschaft, mit Jesus, aber auch mit den Menschen, die wir zurzeit schmerzlich vermissen.   

 

Beginnen wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Am Gründonnerstag erinnern wir uns daran, wie Jesus gemeinsam mit seinen Freunden ein Festmahl gefeiert hat, obwohl er wusste, dass er bald an seine Feinde verraten werden würde und sterben sollte. Es ist Pascha, Vorübergang des Herrn.

Er geht vorüber, er schreitet durch unsere Mitte. Er will nicht der Rand, sondern die Mitte unseres Lebens sein. Feiert unseren Gott, der uns Brot ist. Von ihm können wir leben. Er verbindet uns miteinander, Er lässt uns füreinander und für viele Brot sein.


Lesung: 1 Korinther 11,23-26

Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Miteinander Mahl-Halten bedeutet für die Juden Annahme des anderen, Eins-Werden mit ihm... Wenn ich mit jemandem Mahl halte, vom gleichen Brot esse, aus dem gleichen Becher trinke, kann ich nichts gegen ihn haben. Christus nimmt diese Symbolik auf und führt sie noch einen Schritt weiter, indem er sich nun selbst im Brot und im Wein gibt. Wie das Brot eins wird mit dem, der es isst, und der Wein den Trinkenden ganz durchdringt, so wird Christus mit uns eins in der Eucharistie. Im Abschiedsmahl Jesu feiern wir im Besonderen auch noch das Vermächtnis seiner Liebe. In ihm wird nochmals in verdichteter Form sichtbar und greifbar, was Jesus während seines ganzen Lebens getan hat. Menschen aufgerichtet und ihnen Mut gemacht, zu sich selbst zu stehen. Ihre Wunden geheilt und ihnen ihre unantastbare Würde gezeigt, sie zum Leben zurückgerufen, so wie es Gott für sie gewollt hat; er hat in Gleichnissen die Lebenserfahrungen der Menschen aufgegriffen und ihnen so von Gott erzählt, dass ihnen die Augen aufgingen. Für uns ist es eine Einladung, bewusst zu leben und zu überlegen, welche Zeichen unserer Liebe wir anderen hinterlassen können.

Lied: Dans nos obscurités (Margarethe, Helene, Harald)

Die Freunde Jesu wussten damals noch nicht, dass Jesus am nächsten Tag am Kreuz sterben würde und dass es das letzte gemeinsame Mahl mit Jesus war. Die Verwunderung über die Fußwaschung ist daher allzu verständlich: Ein Gastgeber, der seinen Gästen die Füße wäscht! Das ist doch allerhand! Vornehme Leute würden das ihre Dienstboten machen lassen.

 

Evangelium Johannes 13,1-15 

Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern.     Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,  stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Im Bild der Fußwaschung drückt der Evangelist Johannes aus, was das Leben Jesu im Tiefsten geprägt hat und was er den Jüngern im Abschiedsmahl nochmals vermitteln möchte. Jesus kniet nieder, um uns Menschen an unseren wunden Stellen zu berühren und uns Gutes zu tun – an unseren Füßen, die vom Staub der Erde schmutzig und unansehnlich geworden sind, verletzt von Dornen der Schuld und Scherben der Bosheit. In Jesus, der sich niederbeugt, beugt Gott selbst sich liebevoll nieder um uns reinzuwaschen. Wer solche Liebe tief in sein Herz sinken lassen kann, den drängt es, diese Liebe auch weiterzugeben.

 

Meditation: Einander Geschenk sein (Margarethe, Theresia)

Spüren wir das Wasser das zwischen den Händen durchrinnt. Wir können es nicht aufhalten, es nimmt seinen Lauf. Spüren wir die Weichheit und Wärme die unsere Hände umspült. Obwohl es so flüchtig ist fühlen wir uns geborgen. Obwohl es warm ist fühlen wir uns erfrischt. Obwohl es nur Wasser ist fühlen wir uns gesäubert. Wir sind es gewohnt uns selbst zu waschen, besonders die Hände in diesen Tagen. Es gibt ein gutes, befreiendes Gefühl sich zu waschen. Man kann sich Sorgen abspülen, von Schuld reinwaschen, aber auch Ärger runterspülen. Das betrifft uns selbst, aber wie ist es jemand anderen zu waschen?

Und am Gründonnerstag geht es nicht darum jemand anderen den Kopf zu waschen! Es geht darum sich vor jemanden hinzuhockerln, vielleicht sogar auf die Knie zu gehen und dem anderen die Füße zu waschen. Ein Bereich des Körpers, der ständig dreckig, vielleicht auch schwitzig und unansehnlich ist. Jesus hat kein Problem damit sich klein zu machen, diese Geste des Dienens ist für seine Botschaft wichtig.

Wie geht es mir damit mich klein zu machen, vielleicht nicht immer Recht zu behalten, den Anderen zuhören, einen Gefallen tun, eine Freude machen, den Anderen wichtig und groß machen? Vielleicht ist es aber mehr noch – vielleicht ist es auch eine Geste der Reinwaschung. Vielleicht eine Geste des Verzeihens.

Wir sind derzeit gefordert, sind teilweise stillgelegt, sind eingeschränkt und in dieser Einschränkung können wir uns klein machen und sehen vielleicht klarer was wichtig ist, was groß sein sollte in unserem Leben. Und vielleicht gibt es auch die eine oder andere Unstimmigkeit die weggewaschen werden könnte. Lassen wir das Wasser auf uns wirken und seine Wirkung tun. Wem würden wir jetzt gerne die Füße waschen?

 

Geschichte

Ein Schüler kam zu einen Rabbi und fragte: „Früher gab es Menschen, die Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Warum gibt es die heute nicht mehr?“ Darauf antwortete der Rabbi: „Weil sich niemand mehr so tief bücken will.“

 

Fürbitten

  • Guter Gott: Lass uns alle aus deinem Geist leben, verantwortlich handeln und in Liebe den Menschen dienen.
  • Guter Gott: Lass uns nicht müde werden, für mehr Gerechtigkeit und Frieden in dieser Welt einzutreten
  • Guter Gott: Öffne unsere Augen, damit wir wahrnehmen, wo wir nach deinem Beispiel dienend helfen können.
  • Guter Gott: Wir bitten für alle, die jetzt besonders schwere Belastungen zu tragen haben! In Medizin und Pflege, in der Politik, im Handel, in Sicherheit und Sozialarbeit. Auch in der Familie, beim Unterricht der Kinder zuhause. Lieber Gott! Lass uns dieses ungewohnte Leben schaffen! 

 

Nun wollen wir Mahl halten 

Gütiger Gott, in deinem Namen haben wir uns um diesen Tisch versammelt, um unsere Gemeinschaft und unsere Beziehungen zu erleben und zu vertiefen. Jesus, dein Sohn und unser Bruder, hat uns dazu ein einfaches Zeichen geschenkt: Brot und Wein sollen wir untereinander teilen. So bitten wir dich um deinen Geist, er schaffe durch dieses Brot und diesen Wein Gemeinschaft mit dir und unter uns. Wir erinnern uns heute in besonderer Weise an jenen Abend, da Jesus mit den Seinen die letzte Tischgemeinschaft hielt. Der gewaltsame Tod warf seine Schatten voraus. Es war vorauszusehen, dass die Gemeinschaft daran scheitern konnte.

Es war ein Abend voller Unsicherheit und Angst als Jesus mit seinen Freunden das Paschafest feierte. Als alle am Tisch versammelt waren, sagte er: „Ich weiß, dass ich sterben werde. Einer von euch wird mich verraten. Aber diesen Abend möchte ich mit euch zusammen feiern.“ Und Jesus nahm das Brot in seine Hände und sprach das Gebet, das der Hausherr beim Paschamahl sprach: „Gepriesen seist du, Gott, der du das Brot aus der Erde hervorbringst.“ Und er brach das Brot in Stücke und sagte: „Das bin ich. Wie dieses Brot gebrochen wird, so werde ich gebrochen, damit ihr das Leben habt.“ Er teilte die Stücke aus und sie aßen alle davon Danach nahm Jesus den Becher mit Wein, der auf dem Tisch stand und sprach: „Gepriesen seist du Gott, der du die Traube, die Frucht der Rebe geschaffen hast, gepriesen seist du, der du uns liebst und uns dies schenkst.“ Und er gab den Becher dem Jünger, der an seiner rechten Seite saß. Der trank einen Schluck und gab den Becher seinem Nachbarn weiter und jeder trank ein wenig davon. Dann sprach Jesus weiter: „Das bin ich. Wie dieser Wein getrunken wird, so sterbe ich. Aber wie ihr alle von diesem Becher trinkt, so werdet ihr danach immer zusammengehören als Kinder Gottes. Wenn ihr später miteinander Brot esst und Wein trinkt, dann denkt an mich und liebt einander, so wie ich euch liebe. Daran, dass ihr einander liebt, werden die Menschen merken, dass ihr zu mir gehört.“

Wenn wir jetzt essen, können wir uns daran erinnern, wie Jesus am letzten Abend mit seinen Freunden gegessen hat. Bei vielen Mahlzeiten hat Jesus uns auf die Nähe Gottes aufmerksam gemacht. Und er hat uns auch zugesagt, dass er immer ganz nahe bei uns ist, so auch jetzt, wenn wir zusammen sind und an ihn denken.

Dankgebet nach dem Essen

Guter Gott, du schenkst uns alles, was wir zum Leben brauchen. Wir danken dir für das Essen. für die guten Gedanken, die du uns geschenkt hast. Hilf uns, das Gute, das wir empfangen haben, auch mit anderen zu teilen. Segne uns und alle, die heute Abend nicht bei uns sein können. Amen.

Vater unser

 

Nach der Feier ging Jesus mit seinen Freunden zum Ölberg um zu beten. In aller Angst und Not ergibt Jesus sich doch in den Willen Gottes. Annehmen hier heißt, "ja" sagen zu dem, was Gott einem zumutet, sich aussöhnen mit dem eigenen Schicksal. In diesem Kampf brauchen wir aber keine Heldinnen und Helden zu sein. So wie Jesus, dürfen auch wir Angst haben und uns einsam fühlen. Im Blick auf Ihn können wir die eigene Einsamkeit und Angst annehmen, auch jene letzte Einsamkeit, in die uns kein Mensch mehr begleiten kann, in der aber Christus selbst schon auf uns wartet.

„Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch hier, während ich hier bete! Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihm Furcht und Angst und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht“

In jener Nacht, als man Jesus verriet, als man ihn den Mächtigen preisgab, den Mächten der Angst und Verlassenheit, gabst er sich hin in Brot und Wein, hielt er aus in der Dunkelheit. Wir alle kennen das Gefühl von Furcht und Angst. Auch die jetzige Situation veranlasst viele zur Furcht. Wie wird es weitergehen?

Lied: Bleibet hier und wachet mit mir (Margarethe, Helene, Harald)

„Als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sagte zu ihnen: Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Es ist genug.

Seit jener Nacht, ist er bei uns, als einer, der Angst und Verlassenheit und Ohnmacht kennt. Als einer, der mit uns die Dunkelheiten teilt. Gerade in Zeiten der Corona-Krise müssen viele Menschen ihr Leben allein bestreiten. In welchen Situationen meines Lebens hab ich mich allein gefühlt? Wo nehme ich Einsamkeit in meinem Umfeld wahr? Wie kann man Einsamkeit in Zeiten von social distancing begegnen?

Bleibet hier und wachet mit mir (Margarethe, Helene, Harald)

Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, dass die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe. Er sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern, was du willst.“

Weil Jesus da ist, können wir unsere Nacht und Ohnmacht annehmen, und beginnen wir sie zu tragen. Bleibe bei uns am Abend dieses Tages, und lass uns aus dem Hoffnungsfest Ostern Impulse für unser eigenes Leben gewinnen und schenke uns die Gewissheit, dass wir auch in schwierigen Situationen nicht alleine sind.

Bleibet hier und wachet mit mir (Margarethe, Helene, Harald)

 

Besinnliche Kartage und den Segen der Auferstehung wünscht euch Eva

 

 

 

 

 

 

 

Kontakt: 

Kommentare

was für ein wunderbares gründonnerstag programm - erbauliche texte, berührende lieder und eine ergreifende meditation. wie gut, dass sie aufgezeichnet ist, werde sie mir noch des öfteren anhören. von herzen danke für eure mühe

:-)

Vielen Dank für Euren Einsatz und die Texte.