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Osterbrief von Pfarrer Harald und unserem Diakon Hubert

Ostern 2023 - das neue Sehen und Hören

Maria aus Magdala hört jemanden, den Gärtner, - und sieht Jesus (Joh 20, 14-16).

 

Liebe Georgenbergerinnen, liebe Georgenberger!

° Das Leben ist manchmal voll mit Unglaublichem.

Sage ich nicht manchmal „das glaub ich nicht, das kann ich nicht, das trau ich mir nicht zu.“ Ich glaube nicht an mich und übertrage diese Haltung auch auf andere. Das wirkt wie ein Stein vor dem Grab, wo ich meinen Glauben und mein Vertrauen hineingelegt habe.

„Wer wird uns den Stein wegwälzen?“ Das ist auch die Frage der Frauen, die früh am Morgen zum Grab Jesu gehen. Wer aber hat den Stein schon weggewälzt? Im Evangelium wird die Frage nicht beantwortet. Der Stein ist nicht mehr vor dem Eingang zum Grab. Vielleicht ist es in unserem Leben manchmal auch so. Wir machen uns Sorgen und vielleicht zu viel Sorgen.

Dann kann es sein, dass die steinernen Hindernisse keine sind oder weggewälzt sind oder gar nicht so groß sind, usw. Das Grab, wo ich meinen Glauben und mein Vertrauen hineingelegt habe, ist nicht mehr verschlossen.

Ich wundere mich manchmal über meine Zuversicht und Hoffnung inmitten „unpackbarer“ Zustände. Ich kann euch nicht sagen, woher die kommt. Besser gesagt ich kann nicht sagen, warum sie mir geschenkt wird. Ich meine jedenfalls, sie dient zum Austeilen und Weitergeben, sicher nicht für mich allein. Und es ist wie beim leeren Grab, wo die Tücher fein säuberlich zusammengelegt an einer besonderen Stelle liegen. Wer hat hier Ordnung gemacht? Eine geheimnisvolle Hand…

Mein Schluss daraus: weder fragen: warum geht’s gerade mir so schlecht? Noch fragen: warum geht es mir gut, sondern: welche Auferstehungs-Übung darf ich in und aus der Situation, in der ich gerade bin, (er)lernen und wem könnte sie/ich noch nützen?

 

°Glaube kommt vom Hören.

Maria aus Magdala hört den Gärtner.

Was höre ich nicht alles? Viele Geräusche, die das Wesentliche übertönen.

Habe ich ein Ohr für die feinen Töne im Leben? Und ist mein Herz in Hörbereitschaft?

Ein österliches Hören braucht die Bereitschaft etwas Neues zu hören, etwas bislang Unglaubliches.

Es braucht einen Ausruf des Erstaunens, was mir gelungen ist, was ich überwunden habe, was ich gesagt habe. Ein Ausruf des Erstaunens und der Anerkennung, der so klingt wie: “Das habe ich noch nie von dir gehört.“ Können wir da unsere ganz persönliche Erfahrung einbringen? Ist uns das schon einmal passiert?

Ich habe derzeit so unsagbare Freude an den winzig kleinen „Beicht-bekenntnissen“ der Kinder. Ich könnte ihnen stundenlang zuhören (ich darf’s und muss es eh, weil ja der Kaplan Pawel herzkrank und daher seit Jänner ausgefallen ist) – ich gebe ihnen vorher immer zwei Versprechen: dass ich nichts weitererzähle und sicher nicht schimpfe (weil ich gar nicht schimpfen darf sondern ihnen die Liebe Jesu zeigen und bringen soll) und manchmal kommen sie sogar schon hüpfend zur Aussprache, weil sie übergehen vor Vertrauen und dem Wunsch etwas loszuwerden.

 

° Maria aus Magdala hört den Gärtner und sieht Jesus.

Ostern ist nicht wie der Blitz, der mein Sehvermögen blendet. Ein Auferstehen aus den Gräbern, die ich geschaufelt habe, ist wie ein klarer Blick auf die Gegenwart von neuem Leben.

Es geht auch um mein Leben. Sehen, wo ich aus dunklen Stunden herauskomme an ein morgendliches Licht. Kann mir nicht das Bild helfen im Gärtner Jesus zu sehen? In den täglichen Begegnungen das Gute und Neue, das Freundliche und Hoffnungsvolle zu sehen? Oder in den Bedürftigen Jesus zu sehen?

Vom Hören kann ich zum Sehen gelangen und zur Erkenntnis, dass Auferstehung sich in meinem Leben ereignet. Es ereignet sich durch mein Hören und mein Sehen.

Maria aus Magdala hat zunächst den Gärtner gehört und gelernt, Jesus in neuer Weise zu sehen.

Du und ich, wir dürfen Osterboten sein, Auferstehungsboten. Vielleicht zunächst noch zaghaft und mit leisen Zweifeln, zugleich mit der Bitte an Jesus, er möge unser unvollkommenes Zeugnis ergänzen und verstärken mit der Zugabe seiner Heiligen Geistkraft.

 

Wir wünschen und erbitten dir und euch Kraft, Segen und Zuversicht und eine unausrottbare Auferstehungsfreude. Wir danken für alle Verbundenheit mit dem Georgenberg im Gebet und in jeder euch möglichen Weise.

Frohe und gesegnete Ostern!

Harald, Euer Pfarrer und Hubert, Euer Diakon